Die Echterdinger verhindern mit einem 3:0-Sieg gegen den FC Zuzenhausen, dass die Lichter vorzeitig ausgehen. Vor allem zwei Spieler tragen zum Ende der Durststrecke bei. Nun bleiben die Trainerfrage und die Frage nach der weiteren Kaderbesetzung.
Am Schluss war sogar noch Spielraum für ein paar Späßchen an der Seitenlinie. Das Trainergespann Ioannis Tsapakidis/Marijo Marinovic zog seinen scheidenden Akteur Denis Zagaria auf. „Hat eh immer Scheiße gespielt“, flachste Tsapakidis. Sein bisheriger Abwehrchef reagierte mit einem Lachen. Ihnen allen war das Gleiche anzumerken: Die Anspannung hatte sich gelöst. Zumindest für diesen Nachmittag waren die gefühlt zentnerschweren Lasten von den Schultern abgefallen.
Ja, die Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen leben noch! Und, ebenso ja: Auch wenn es nach zuletzt acht Niederlagen in Serie schon fast keiner mehr geglaubt hatte – sie sind fähig, in der Oberliga zu gewinnen. Durch einen 3:0-Sieg an diesem Sonntag im Aufsteigerduell mit dem FC Zuzenhausen haben die Italo-Schwaben verhindert, dass für sie im Tabellenkeller vorzeitig die Lichter ausgehen. Am letzten Spieltag des Kalenderjahrs, passend zum zweiten Advent, zündete die Mannschaft eine Kerze der Hoffnung an. Zwar ist es mit sechs Punkten immer noch reichlich Abstand zum in dieser Saison wohl bestenfalls rettenden 15. Platz. Das Ziel Klassenverbleib bleibt folglich eine Herkulesaufgabe. „Doch jetzt können wir mit einem ganz anderen Gefühl in die Winterpause gehen“, sagte Tsapakidis.
Im aktuellen Ergebnis sieht der 47-Jährige „den verdienten Lohn für die Anstrengungen der vergangenen Wochen“. Das eigene Team habe sich allen Rückschlägen zum Trotz nicht unterkriegen lassen und „Charakter gezeigt“. Das heißt: diejenigen, die davon im Moment noch übrig sind. Gereicht hat es diesmal lediglich für ein 15-Mann-Aufgebot. Der Rest: krank, verletzt, gesperrt. Kurzfristig fiel auch noch der eigentlich für die Startelf vorgesehene Linksverteidiger Viktor Ribeiro (Magen-Darm-Infekt) aus. Auf einen anderen verzichteten Tsapakidis und Marinovic in ihrem letzten Spiel als Interimscoaches freiwillig: Der erwähnte Zagaria saß bis zu seiner Last-Minute-Einwechslung überraschend nur auf der Bank. Begründung: Es sollten laut Tsapakidis „die Spieler spielen, die dann auch die Rückrunde bestreiten werden“. Zagaria wechselt wie berichtet beruflich bedingt zum Enz/Murr-Verein TSV Grünbühl, zum Karriereausklang hinab in die Kreisliga A.
Zu den Matchwinnern mussten bei seinem Ausstand folglich andere werden. Beispiel Maximilian Otto. Der Torhüter ließ auf Echterdinger Seite tief durchatmen, als es schon wieder schlecht zu beginnen schien. 22. Spielminute: Strafraum-Gestocher, ein Nachsetzen von Charalampos Parharidis – und der Schiedsrichter entschied zum Calcio-Schreck auf Elfmeter. Doch Otto ahnte beim Versuch von Kevin Oechsler die Ecke und parierte stark.
Drei Tore beenden die Durststrecke
Beispiel auch Nedim Pepic. Jener leitete schließlich mit zwei Musterpässen die vorentscheidenden Treffer zur eigenen Führung ein. Erst chippte er den Ball in den Lauf von Tasos Leonidis, der aus halbrechter Position flach einnetzte (40.). Dann schickte er seinen Teamkollegen Luan Kukic auf die Reise, welche uneigennützig auf Bleron Visoka quer legte. Letzterer wiederum musste nur noch einschieben (52.). Und wenn der Bann somit schon einmal gebrochen war, warum nicht auch noch dies: Ein Dribbling von Kukic, ein satter 18-Meter-Schuss (54.) – spätestens von diesem Zeitpunkt an durchflutete rackernde Echterdinger ein ungewohntes Glück.
Wie gesagt: der erste „Dreier“ seit ziemlich genau zwei Monaten. Mehr noch: das erst zweite Spiel in dieser Saison ohne Gegentor – wozu freilich auch der Gegner seinen Teil beitrug. Ohne ihren im Urlaub weilenden Torjäger Christopher Wild präsentierten sich die badischen Gäste als personifizierte Harmlosigkeit. Und, nicht zu vergessen: endlich auch wieder einmal eine Partie, in welcher die Echterdinger Offensive etwas fürs ramponierte Selbstvertrauen zu tun vermochte. „Für unsere Stürmer freut es mich besonders“, sagte Tsapakidis.
Trainingspause bis Mitte Januar
Nun gilt es allein abzuwarten, wie nachhaltig die Endlich-mal-wieder-gute-Laune-Dosis ist. Was sie jedenfalls nicht übertünchen kann, ist, dass ein Problemberg bleibt. Einer, den Tsapakidis in seiner Rolle als Sportdirektor zügig abarbeiten will. Während die Mannschaft bis zum Trainingswiederbeginn am 15. Januar lediglich ein bisschen Hallenhobbykick betreiben wird, nämlich bei den Turnieren in Bernhausen und Sindelfingen, hat die sportliche Leitung ein paar Dinge zu klären.
Stichwort Trainerfrage, in der wie berichtet unter anderen Pavlos Osipidis (zuletzt TSG Backnang) und Giuseppe Greco (TSV Schornbach, zuvor SV Fellbach) als Kandidaten gelten. Stichwort Kaderbesetzung. Ebenfalls wie berichtet will eine ganze Reihe von Spielern den Verein verlassen. Nicht nur Zagaria. Und auch bei weitem nicht alle so launig und aufgeräumt wie der Routinier.
Daran, ist anzunehmen, dürfte der jetzige 3:0-Lichtblick nichts geändert haben.
Calcio-„Spieler des Spiels“
Nedim Pepic. Bislang war es wahrlich nicht seine Saison, aber vielleicht wird sie es ja noch. Die aktuelle Begegnung war jedenfalls ein guter Anfang. Pepic lief viel und schlug kluge Pässe, unter anderem als Vorarbeit der beiden ersten Calcio-Tore. (Nominierungen: 1)
Calcio Leinfelden-Echterdingen: Otto – Paterno (84. Micko), Unger, Parharidis, Todorovic – Daler, Swieter (90.+1 Zagaria), Pepic (85. Seemann), Leonidis – Visoka (72. Cardinale), Kukic.
FC Zuzenhausen: Kissel – Bühler, Selz, Braasch, Reißfelder (61. Kilic) – Paling (85. Kaiser) – Binder, Oechsler (81. Can), Zuleger, Heinlein (85. Kramper) – Zimmermann (46. Refior).