Auch der ehemalige VfB-Spieler Timo Werner wirkt im DFB-Trikot derzeit verunsichert. Foto: Getty

Über die Außen oder in der Mitte – der schnellste Stürmer in der DFB-Auswahl muss flexibel bleiben. Was Timo Werner eigentlich entgegenkommt. Ein konstantes Niveau fehlt dem ehemaligen VfB-Angreifer indes noch.

Paris - Ja, wo sprintet er denn nun, der Sprinter in Joachim Löws Team? Timo Werner sucht seine richtige Bahn – und der Bundestrainer den richtigen Startblock für seinen schnellsten Angreifer. Wo stellt Löw Werner hin, das war nicht nur die Frage dieses Sommers in Russland – sie ist es bis heute. Das Spiel gegen den Weltmeister Frankreich an diesem Dienstag birgt ohnehin schon genügend Spannungspotenzial. Spannend wird es auch wieder sein, wo Werner beginnt.

„Wo genau ich vorne spiele, ist mir egal“

In den drei Partien nach der WM in Russland gab er den linken Flügelflitzer, er kam über die Außen und machte das im Hinspiel der Nations League gegen Frankreich (0:0) ganz passabel, dann wurde es gegen Peru (2:1) und nun gegen die Niederlande (0:3) ziemlich fahrig, irgendwie unkonzentriert und planlos. Was unweigerlich zur Frage führt, warum es zurzeit auch beim gebürtigen Cannstatter nicht so ganz im DFB-Team klappt. Und wo er selbst am liebsten ran will. „Wo genau ich vorne spiele, ist mir egal“, sagt der ehemalige VfB-Profi dazu selbst: „Die drei Positionen vorne drin sind in unserem System so flexibel, da kann jeder jede Position spielen, und so wollen wir es auch.“ Das komme ihm sehr entgegen, ergänzt Werner, „denn ich bin ein Spieler, der ungern einfach in der Mitte rumsteht und wartet – ich suche auch gerne meine Wege nach außen und schaffe mir Platz.“

Genau den zu schaffen für Werner und seine Tempodribblings oder ihn gleich steil in die freien Räume schicken, das ist der Idealzustand – von dem die Nationalelf allerdings zuletzt weit entfernt war. Vor allem bei der WM in Russland.

Da schickte Löw Werner in der ersten und zweiten Partie gegen Mexiko und Schweden zunächst als zentralen Stürmer auf den Platz, in der zweiten Hälfte gegen die Schweden dann kam Werner über links und spielte stark – im letzten Gruppenspiel ging es aus Gründen, die bis heute Löws Geheimins bleiben, wieder von vorne los als zentraler Angreifer. Ein tempoarmes deutsches Spiel gegen tief stehende Gegner – das ergab in Russland kaum Räume, was Gift ist für einen Sprinter wie Werner.

Ein Mann sucht seine Rolle

Nach der WM dann ging es für ihn wieder zurück auf links. Und jetzt, in Paris? Ist vieles möglich. Werner über links, Werner als zentrale Spitze – ein Mann sucht seine Rolle, im Gegensatz zum Alltag in Leipzig, wo Werner meist zentral aufläuft, und das erfolgreich. Unter Löw klappt das noch nicht. Auch, weil der Trainer während der WM und auch danach keine klare Spielidee entwickeln konnte. Und weil er bis heute nicht sicher weiß, wo er seinen einzigen Angreifer von internationalem Format aufstellen soll. Was offenbar, wie zuletzt beim 0:3 von Amsterdam gesehen, zu einer gewissen Verunsicherung bei Werner führt.

Gegen Frankreich nun trifft der gebürtige wieder auf einen aktuellen Stuttgarter. Benjamin Pavard vom VfB wäre als Rechtsverteidiger Frankreichs der direkte Gegenspieler Werners, wenn der wie beim 0:0 im Hinspiel in München Anfang September wieder über links kommt. Vor rund einem Monat gewann Werner das direkte Duell zweimal, als er mit Tempo an Pavard vorbeizog. Ansonsten aber entschied der französische Weltmeister die Duelle für sich. Das will Werner jetzt in Paris ändern.