Flotter Einstand: Patrick Herrmann (li., gegen Danny Williams/USA) Foto: dpa

Mit einem beherzten Auftritt beim 1:2 gegen die USA eröffnet sich der kesse Neuling Patrick Herrmann aus Mönchengladbach Perspektiven für den EM-Kader 2016.

Köln - Den Urlaub auf Bali hatte er schon gebucht. Und weil die Länderspiele gegen die USA (1:2) in Köln und gegen Gibraltar an diesem Samstag (20.45 Uhr/RTL) in Faro dazwischen kamen, gleich wieder storniert. „Das habe ich gerne getan“, sagte der Debütant von Borussia Mönchengladbach am Mittwochabend – wohl wissend, dass sich die Absage gelohnt hat: Herrmann (24) legte gegen die US-Boys von Trainer Jürgen Klinsmann ein fulminantes Debüt hin. Insofern war es womöglich eine gute Übung für nächsten Sommer. Dann muss Herrmann seine Urlaubspläne womöglich erneut ändern – weil ihn Joachim Löw fest in sein Aufgebot für die EM in Frankreich bucht.

Der Bundestrainer war jedenfalls voll des Lobes über den 75. Neuling seiner Amtszeit. „Er hat immer Druck auf den Abwehrspieler gemacht, den Ball nach vorn mitgenommen und bei jeder Aktion Zug zum Tor gezeigt und den Abschluss gesucht“, sagte Löw.

Kurz: „El Flaco“ (Der Dürre) hat Löws Offensivtaktik auf Anhieb perfekt angenommen und umgesetzt – ein Musterschüler.

„Solche Spieler tun uns gut“, sagte Bastian Schweinsteiger. Was im Umkehrschluss bedeutet: Von solchen Spielern hat der Weltmeister zu wenig. Zumindest gegen die USA war das so, weil Thomas Müller und Marco Reus urlaubten, André Schürrle und Mario Götze ausgewechselt waren und die Joker Karim Bellarabi und Lukas Podolski nicht in die Gänge kamen. „Bei manchen Spielern fehlt mir die Geilheit, unbedingt ein Tor machen zu wollen“, bemängelte Löw, „nach einem 2:0 oder 3:0 wären die USA bestimmt nicht zurückgekommen.“ Die mangelhafte Chancenverwertung verfolgt die deutsche Mannschaft seit Jahren, kurioserweise nur zwischen den Turnieren (EM, WM), wo sie häufig die torhungrigste Elf ist. „Das Thema wird uns weiter begleiten“, befürchtet Löw – und sucht auch anderweitig nach Balance.

Bei der WM 2010 begeisterte die deutsche Elf die Welt mit Überfallfußball. Inzwischen ist sie eine Ballbesitzmannschaft geworden, die den Gegner einschnürt und ihre Vorstöße gezielt vorträgt. Löw strebt eine Symbiose aus beiden Spielarten an: „Ballgewinn, blitzartig umschalten, Konter fahren, das haben wir verloren. Diese Bereitschaft, in die Tiefe zu gehen und Tore zu erzielen.“

Fußball à la Patrick Herrmann also. Seine Schnelligkeit, Ballsicherheit und Unbekümmertheit könnten auch der Schlüssel gegen Gibraltars Abwehrriegel sein – und für den rechten Mittelfeldspieler die Gelegenheit bieten, auf einer der umkämpftesten Positionen im deutschen Team (Müller, Reus, Bellarabi) weitere Pluspunkte zu sammeln. Nicht zuletzt mit Blick auf die EM 2016.