Made in Stuttgart: Sami Khedira und Mario Gomez Foto: AP

Die Fußball-Nationalmannschaft wird vom Stuttgarter Element dominiert: sechs Spieler und zwei Trainer mit VfB-Vergangenheit finden sich im DFB-Tross. Der FC Bayern bringt es nur auf fünf Spieler.

Stuttgart - Sami Khedira ist neulich mit Juventus Turin italienischer Fußballmeister geworden – doch ist seinem Hochgefühl am Samstag ein jähes Ende bereitet worden. Nicht nur „traurig“, nein, sogar „am Boden zerstört“ war der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler, als ihn die Nachricht vom Abstieg des VfB Stuttgart ereilte. Es mag ein kleiner Trost für Khedira sein, dass er im anstehenden EM-Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft am Lago Maggiore genügend Menschen finden wird, mit denen er sein Leid teilen kann.

Reich bestückt jedenfalls ist der DFB-Tross und der am Dienstag nominierte vorläufige EM-Kader mit Leuten, die in der Vergangenheit ebenfalls beim VfB unter Vertrag standen, Das gilt für Bundestrainer Joachim Löw und seinen Assistenten Thomas Schneider. Und das gilt auf Spielerseite für Bernd Leno (24), Joshua Kimmich (21), Sebastian Rudy (26), Antonio Rüdiger (23) und Mario Gomez (30), der sich, anders als sein früherer Weggefährte Khedira, vom VfB-Abstieg nicht aus der Fassung bringen ließ: Am Tag danach schoss der Stürmer Besiktas Istanbul zur türkischen Meisterschaft.

Macht in der Summe zwei Trainer und sechs in Stuttgart ausgebildete Spieler – einen größeren Einfluss auf die Auswahl des Weltmeisters hat kein anderer Club, nicht einmal die Bayern. Sie bringen es in Mats Hummels, Emre Can, Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos auf immerhin fünf Akteure. Dennoch: knapper Punktsieg für den VfB.

85 Millionen Euro hat der VfB dank der Eigengewächse eingenommen

Das Dumme ist nur: einen aktuellen deutschen Nationalspieler können die Stuttgarter nicht stellen und müssen nach Bosnien, Österreich oder Rumänien schauen, um eigene Profis bei der EM zu sehen. Im Falle von Khedira, Gomez und Rüdiger hat der VfB immerhin einen wesentlichen Beitrag zu deren internationalen Karrieren geleistet: Sie wurden beim VfB zu Nationalspielern, ehe sie hinauszogen, um die Fußballwelt zu erobern. Khedira war vor seiner Zeit in Turin vier Jahre lang Stammspieler bei Real Madrid; Gomez holte mit den Bayern das Triple und gilt nach der Zwischenstation in Florenz nun als Volksheld der Besiktas-Fans. Und Rüdiger wechselte vergangenen Sommer zu AS Rom, mit dem sich der Verteidiger jüngst für die Champions League qualifizierte.

Der Torhüter Bernd Leno (Leverkusen), Joshua Kimmich (Bayern) und Sebastian Rudy (Hoffenheim) hingegen konnten erst richtig durchstarten, nachdem sie der VfB fortgeschickt hatte (von Joachim Löw gar nicht zu reden). Und so bekommt der Zweitligist nun ein weiteres Mal ziemlich gnadenlos vor Augen geführt, wie viel in den vergangenen Jahren schief gelaufen ist: Auch die rund 85 Millionen Euro, die der Verein für seine sechs Eigengewächse kassiert hat, haben nicht ausgereicht, um den Abstieg zu verhindern.