Da war er noch fit: Nationalspieler Ilkay Gündogan bei der EM-Qualifikation am 11.10.2015 in Leipzig. Foto: dpa

Kurz vor der Fußball-Europameisterschaft ist bereits der Ausfall von Ilkay Gündogan von Borussia Dortmund klar.

Dortmund - Harter Schlag für Joachim Löw kurz vor dem Start in die nächste Titelmission: Nach einem schmerzhaften Trainingsunfall verpasst Fußball-Nationalspieler Ilkay Gündogan zwei Jahre nach dem WM-Triumph in Brasilien auch die Europameisterschaft in Frankreich. „Das ist natürlich ein Rückschlag für uns alle, vor allem aber ist es ganz bitter für Ilkay selbst“, erklärte der Bundestrainer.

In Gündogan bricht eine Fixgröße im Mittelfeld des Weltmeisters weg. Im Zentrum des deutschen Spiels wiegt sein Ausfall noch schwerer, weil auch hinter der EM-Teilnahme von Kapitän Bastian Schweinsteiger ein Fragezeichen steht. Der 31-Jährige von Manchester United hatte sich Ende März beim Training mit der Nationalelf schon zum zweiten Mal im EM-Jahr eine Innenbandblessur im rechten Knie zugezogen.

Der 25 Jahre alte Gündogan renkte sich am Freitag beim Training von Borussia Dortmund die Kniescheibe aus. Wenige Stunden später gab der BVB die bittere medizinische Diagnose bekannt: „Saison- und EM-Aus!“ Die Borussia muss nicht nur in den letzten zwei Bundesligaspielen ohne Gündogan auskommen. Der Leistungsträger wird dem BVB auch im DFB-Pokalfinale am 21. Mai in Berlin gegen Bayern München fehlen.

„Ein wahnsinnig wertvoller Spieler“

Löw blieben spontan nur Worte des Bedauerns. „Nachdem er schon in Brasilien verletzungsbedingt ausgefallen ist, verpasst er nun auch die Europameisterschaft, für die er sich so viel vorgenommen hatte“, äußerte der Bundestrainer. Gündogan sei zuletzt in einer sehr guten Verfassung gewesen. „Mit seiner Dynamik, seiner Übersicht, seinen strategischen Fähigkeiten hat er eine zentrale Rolle in unseren Planungen gespielt.“ Alle beim DFB-Team wünschten ihm eine rasche Rückkehr auf den Platz.

Diese könnte bei Manchester City stattfinden, wohin Gündogan im Sommer wechseln soll. Seit seinem Debüt im Oktober 2011 hat er insgesamt erst 16 Länderspiele (4 Tore) bestritten. Wegen einer langwierigen Rückenverletzung verpasste der EM-Teilnehmer von 2012 die WM 2014. Im März 2015 feierte er nach 19 Monaten Abwesenheit sein Länderspiel-Comeback beim 2:2 gegen Australien in Kaiserslautern.

In der laufenden EM-Saison spielte sich Gündogan auch im Nationaltrikot wieder in den Vordergrund. In der Endphase der EM-Qualifikation war der Edeltechniker ein Leistungsträger. „Ilkay ist einfach für uns, gerade auch im Hinblick auf die EM und die WM 2018, ein wahnsinnig wertvoller Spieler, der kaum zu ersetzen sein wird, wenn er so in Form ist“, sagte Löw nach den Siegen im Herbst gegen Polen und in Schottland. „In mir steckt noch viel Potenzial“, sagte ein damals glücklicher und hochmotivierter Gündogan.

Der Ausfall zwingt Löw kurz vor der Nominierung des vorläufigen EM-Kaders zum Umdenken. Die Weltmeister Toni Kroos (Real Madrid) und Sami Khedira (Juventus Turin) sind derzeit die verbliebenen Fixkräfte im zentralen Mittelfeld. Schweinsteiger muss wie vor der WM vor zwei Jahren ohne Turnierfitness in die Vorbereitung gehen. Diese beginnt am 23. Mai mit einem Trainingslager in Ascona in der Schweiz.

Löw muss am 30. Mai sein endgültiges EM-Aufgebot benennen. Neben dem in dieser Saison nicht überzeugenden Weltmeister Christoph Kramer (Leverkusen) könnten nun auch einige junge Akteure wie Joshua Kimmich (Bayern München), Leon Goretzka (Schalke) oder Gündogans Vereinskollege Julian Weigl für einen Mittelfeldplatz infrage kommen.