Die Fußballer von Croatia Stuttgart machten bereits drei Spieltage vor Saisonende den Titel klar. Foto: Günter Bergmann

Croatia Stuttgart ging in der Kreisliga A, Staffel 1, nie als Verlierer vom Platz und kehrt sofort in die Bezirksliga zurück. Dank zweier Goalgetter und spielerischer Stärke feierten sie sämtliche Schützenfeste. Doch ein Abgang wiegt schwer.

Für diese außergewöhnliche Saison, die drei Spieltage vor Schluss auch rechnerisch in der Meisterschaft mündete, gehen die Superlative allmählich aus. Die Staffel 1 der Stuttgarter Fußball-Kreisliga A wurde wohl noch nie dermaßen dominiert, wie in dieser Runde von Croatia Stuttgart. „Respekt an die Mannschaft“, sagt der Spielertrainer Damir Bosnjak, der aufgrund von anhaltenden Fußproblemen auf lediglich elf Saisoneinsätze kommt. Seine Teamkollegen schafften derweil 27 Siege in 28 Spielen. Lediglich am zweiten Spieltag ließ der Bezirksliga-Absteiger Punkte liegen, ein 2:2 beim ärgsten Verfolger ASV Botnang. Dies bedeutet: Croatia hat es dem deutschen Meister Bayer Leverkusen nachgemacht und seine Liga-Spielzeit ohne Niederlage beendet. Bosnjak erinnert sich in seiner eigenen Laufbahn ausschließlich an die Saison 2014/15, als er in derselben Klasse mit NAFI Stuttgart ebenfalls ungeschlagen blieb, jedoch zweimal Remis spielte.

 

Der erwähnte Tabellenzweite ASV Botnang war indes der einzige, der in der Verlosung war, den Kroaten auf die Pelle zu rücken. Lange Zeit gingen sie im Gleichschritt, ehe sich die Truppe von Alexander Schweizer Patzer leistete, nicht aber jene von Bosnjak. Der gab sich vor dem Saisonstart zuversichtlich. „Warum auch sollen wir ein anderes Ziel als die Meisterschaft ausgeben?“, sagte er damals. Die Grundlage für den Optimismus: Die Rückrunde der Abstiegssaison war eine starke, Croatia sammelte in diesem Zeitraum die drittmeisten Punkte. Aufgrund einer völlig vermasselten Hinrunde konnten sie den Gang eine Etage tiefer aber nicht verhindern. Das Formhoch wurde dann durch den Zugang von Damir Bosnjak und seinem Bruder Daniel getoppt. Letzterer, der Spielmacher, belebte das Geschehen auf dem Feld, Damir Bosnjak impfte den Akteuren seinen technisch anspruchsvollen Stil ein.

Jener sorgte denn auch für Ehrfurcht bei den Staffelrivalen, doch der Spitzenreiter ließ nie Gnade walten. 18:0 gegen den TSV Weilimdorf II, 15:0 beim TSV Mühlhausen, 14:0 gegen den SSV Zuffenhausen und 13:0 gegen das Schlusslicht SV Grün-Weiss Sommerrain: die Wahl-Feuerbacher feierten wahre Schützenfeste. „Die Jungs waren immer willig und haben den Gegner nie unterschätzt“, sagt der sportliche Leiter Niki Oroz. „Die individuelle Klasse unserer Spieler war super. Es war, als hätten Zahnräder ineinandergegriffen.“ Das Kollektiv schaffte es denn auf insgesamt 186 Treffer. Ein Makel, bei dem man nicht so wirklich einschätzen kann, ob die Verantwortlichen es nun ernst meinen, oder es als Witz verstehen: Wenige Spieltage vor Schluss, nachdem der Titelgewinn rechnerisch sicher war, steckte sich der Club offenbar die Marke von 200 Saisontoren als Ziel, und verpasste es.

Bei der dennoch beträchtlichen Anzahl zeichneten sich einige Spieler mehrfach verantwortlich. Die besten Schützen – sowohl der Kroaten als auch der gesamten Staffel – waren David Vukovic (41 Treffer) und Duje Tokic (34). Mit lediglich 26 Gegentreffern stellte Bosnjaks Elf zudem die beste Defensive. Ein Grund für die Stabilität könnte auch eine Maßnahme aus dem Profisport sein: In der Winter-Vorbereitung ging es für nahezu alle Spieler in ein Trainingslager nach Pula, in der Heimat der meisten Akteure.

Ein weiteres Highlight dieser Runde war das Halbfinale im Bezirkspokal. Dort unterlag der A-Liga-Meister dem späteren Bezirksliga-Meister TSV Bernhausen knapp. Eine 3:0-Halbzeitführung gaben Bosnjaks Mannen noch her und verloren 3:4. Doch dieses Duell schürte Hoffnungen auf eine erfolgreiche Rückkehr in die Bezirksliga, die wegen der Verbands-Strukturreform erstmals im neu gegründeten Bezirk Stuttgart/Böblingen stattfindet. Diese wird der Meistertrainer allerdings nicht live und hautnah miterleben. Damir Bosjnak hat sich mittlerweile dazu entschieden, das Traineramt bei Croatia abzugeben. „Das fiel mir sehr schwer, ich habe bis auf den letzten Drücker nach einer Lösung gesucht“, sagt der 40-Jährige. „Es gab sportlich keinen Grund, den Club zu verlassen, aber zeitlich ist es mir nicht möglich, voll und ganz dabei zu sein.“ Bosnjak ist Jugendtrainer beim SGV Freiberg, coacht dort seinen Sohn, was für ihn Vorrang hat. Aufgrund von Terminkollisionen würde er häufig an Croatia-Spieltagen fehlen.

Er wird sich einen Verein in Bad Cannstatt suchen, jedoch nur als Spieler und ohne große Verantwortung. Sein Ex-Club Türkspor Stuttgart, der just in die Kreisliga A abstieg, wird der erste Ansprechpartner sein. Sein Bruder Daniel wird mit ihm kommen, sind die beiden im Amateurfußball doch unzertrennlich. Dieser wohnt in Cannstatt, Croatia zieht zur neuen Runde auf den Frauenkopf, was für beide nur schwer zu erreichen ist. „Ich gehe mit einem weinenden Auge, weil ich mich frage, was noch gegangen wäre“, sagt Damir Bosnjak, stellt aber sehr deutlich klar: „Das ist kein Tschüss, sondern ein Auf Wiedersehen.“ Er möchte irgendwann zu dem Team zurückkehren, das seine Wurzeln repräsentiert.

Der Verein würde das begrüßen, hat für die kommende Saison indes Mirko Sapina verpflichtet, der bereits von 2020 bis 2022 Trainer bei Croatia war. Der spielerische Ansatz soll unter ihm beibehalten werden, die Spieler wüssten, worauf es ankommt, sagt Oroz. Doch wer ist über den Sommer hinaus noch an Bord? „Unsere Spieler sind heiß begehrt“, weiß der sportliche Leiter mit Blick auf den Transfermarkt, möchte das erfolgreiche Aufgebot allerdings bis auf die Bosnjaks beisammenhalten. „Bleibt der Kader so bestehen, plus vielleicht zwei Neue, können wir auch in der Bezirksliga oben angreifen.“