Der Zusammenhalt als großes Plus: Auch die schwierige personelle Lage haben die Frauen des TSV Grafenau überstanden und bekamen erneut den Wimpel. Foto: TSV

In unserer Serie stellen wir die Fußball-Meister aus dem Kreis Böblingen vor. Teil 2: die Frauen des TSV Grafenau, die aber zum zweiten Mal in Folge auf den Aufstieg verzichten.

Sie haben es wieder getan: Zum zweiten Mal in Folge sind die Fußballerinnen des TSV Grafenau Meister in der Regionenliga, Staffel IV. Und wie schon im vergangenen Sommer verzichten sie erneut auf den Aufstieg in die Landesliga. Es mache einfach keinen Sinn, begründet Trainerin Nina Steger das mit der Personalsituation.

 

Ein Problem, das die Mannschaft schon die ganze Saison begleitet. „In guten Phasen waren wir 14 Leute im Training“, erinnert sie sich. Über die schlechten will sie am liebsten gar nicht reden. „Wir hatten einmal mehr großes Verletzungspech.“ Mit Selena Greiner und Leonie Rauer fallen zwei wichtige Kickerinnen seit langer Zeit aus. Dazu kamen immer wieder kleinere Blessuren. Als dann im Herbst auch noch die Grippewelle zuschlug, kam Nina Steger nicht drumrum, die Partie gegen die SG Sulgen/Hardt Mitte November abzusagen. Nach der 0:1-Niederlage beim SV Unterdigisheim war das Team dann sogar die Tabellenführung los.

In der Winterpause nahm das Unheil weiter seinen Lauf. Bei der Hallenfußball-Gala im Glaspalast musste die Trainerin selbst aushelfen. „Eine Torhüterin fehlte, die andere kam erst später dazu“, erinnert sie sich. Darum stellte sie sich selbst im ersten Duell zwischen die Pfosten. Für die ehemalige Bundesligaspielerin des VfL Sindelfingen eigentlich keine große Nummer. Früher war sie schließlich auch lange Zeit Keeperin.

Doch in der zweiten Begegnung passierte es: Bei einem Abschlag klappte das Knie weg. Der erste Verdacht lautete Innenbandriss. Die Diagnose dann: „ein kompletter Totalschaden“, wie sie sagt. „Ich hatte ja schon lange Probleme damit, musste deshalb auch meine Karriere beenden.“ Doch jetzt war gar nichts mehr heilgeblieben. Da auch bei ihrer Co-Trainerin Nadine Kaufmann in dieser Zeit eine Operation an jenem Gelenk auf dem Plan stand, fehlten in der Vorbereitung beide Frauen auf der Kommandobrücke.

„Doch da zeigte sich mal wieder, was für ein toller Zusammenhalt bei diesem Verein herrscht“, freut sich Nina Steger. Die beiden Ex-Akteurinnen Vanessa Fuhrmann und Meike Bessner sprangen gemeinsam mit Uwe Wurmbrand und Sünke Lepple in die Bresche. „Sie unterstützen uns das ganze Jahr über, in dieser Zeit haben sie jedoch komplett übernommen“, erklärt Nina Steger, die am ersten Spieltag der zweiten Halbserie noch auf Krücken als Zuschauerin am Platzrand stand.

In der Rückrunde kamen die Grafenauerinnen dann wieder richtig ins Laufen. Nach dem 3:2-Derbysieg gegen den SV Nufringen kehrten sie Ende März an die Spitze zurück und gaben diese bis zum Schluss nicht mehr ab. „Das alles macht den Titel umso wertvoller.“ Auch wenn der TSV sich die endgültige Entscheidung etwas anders vorgestellt hatte, als durch das kurzfristige Nichtantreten der TSG Wittershausen quasi am Grünen Tisch Meister zu werden. Übrigens 48 Stunden nachdem sie das Bezirkspokalfinale gegen die SportVg Feuerbach mit 0:1 verloren hatten. „Wir wollten nach dieser Niederlage eigentlich allen zeigen, dass wir verdient ganz oben stehen“, betont Nina Steger. Gefeiert wurde trotzdem – und zwar ausgiebig.

Mit Sarah Pfeiffer hört nun die nächste langjährige Stütze auf. Drei weitere haben lange mit ihrer Zusage gezögert. Auch die Trainerin selbst hat viel überlegt, ob sie weitermachen soll. „Unsere Tochter ist jetzt eineinhalb“, sagt sie. Da seien die Prioritäten anders. „Doch wir sind einfach eine Fußballfamilie – und haben das gemeinsam beschlossen.“ Dieser Zusammenhalt in der Truppe sei einer der großen Erfolgsfaktoren in jüngster Vergangenheit gewesen.

Bleibt das eine Problem: „Wenn wir mehr Leute hätten, würden wir auch den Aufstieg wahrnehmen“, betont Nina Steger. Vielleicht sind aller guten Dinge ja drei. Denn in der nächsten Runde wird natürlich der Titel-Hattrick ins Visier genommen. „Wer weiß: Vielleicht spricht sich ja herum, dass man beim TSV Grafenau gut und erfolgreich spielen kann – und die eine oder andere Spielerin findet den Weg zu uns“, schmunzelt die Trainerin. Dann klappt es auch mit der Rückkehr in die Landesliga.