Dominic Küz (links) hatte es zuletzt auf dem Fuß, dem TSV Plattenhardt wenigstens ein Unentschieden zu retten. Jedoch: der Ball ging daneben, und der schlechte Sonntag war damit besiegelt. Foto: Günter Bergmann

Drei Auftritte, null Siege – die Filderteams erleben in der Bezirksliga einen frustrierenden Spieltag. Für die Trainer war es eine frustrierende Sache. Es gab reichlich Chancen, aber keine Tore. Nur der SS Vaihingen konnte sich am spielfreien Tag über die Patzer der Gegner freuen.

Filder - Der eine Trainer hielt den Auftritt der Seinen für reif, „jede Pleiten-Pech-und-Pannen-Show zu toppen“. Der andere trat „mächtig angefressen“ den Heimweg an. Und der dritte haderte mit dem Schiedsrichter. Um das Ganze auf einen Nenner zu bringen: es war in der Stuttgarter Bezirksliga nicht der Spieltag der Filderteams. Drei Auftritte, null Siege. Als Gewinner durfte sich allenfalls der SV Vaihingen fühlen – zuhause auf dem Sofa. Selbst spielfrei, konnten die Schwarzbachkicker registrieren, wie die Konkurrenz aus Weilimdorf und Stammheim im Kampf um die vordersten Tabellenplätze Federn ließ. Trainerfrust, Teil eins: SV Bonlanden II. Am Samstag hat sich Roger Bay noch kopfschüttelnd vor dem Fernseher amüsiert. Es hatte ja auch einiges an Unterhaltungswert, wie die Leverkusener Bundesliga-Kicker beim VfB Torchancen zuhauf verballerten und am Ende gar noch froh sein mussten, nicht als Verlierer auf die Heimreise zu gehen. 24 Stunden später blieb dem Trainer das Lachen dann im Hals stecken. Er erlebte die Kopie, diesmal live und an der frischen Luft – ansonsten allein mit dem Unterschied, dass das Leverkusen diesmal Bonlanden hieß. Die eigene Elf, verstärkt durch die Erste-Mannschaft-Kicker Nico Presthofer, Marcel Stannull und Christian Mayer, lud beim 1:1 gegen den MTV Stuttgart ihrerseits zur Vorführung der speziellen Art. 45 Minuten lang Einbahnstraßenfußball, 45 Minuten lang Scheibenschießen – und 45 Minuten lang Fassungslosigkeit und wachsender Frust. Denn die Ausbeute lautete in Zahlen: null. „Was wir allein in der ersten Hälfte liegen gelassen haben, toppt jede Pleiten-Pech-und-Pannen-Show“, sagt Bay. Oder, um es anders zu formulieren: „Das ging auf keine Kuhhaut mehr; dafür hätte es eine ganze Herde gebraucht.“

Gegner schlägt prompt zurück

Doch damit nicht genug. Als Niels Wüllbier nach der Pause per 25-Meter-Freistoß endlich, endlich das erlösende Führungstor gelungen war, schlug der Gegner prompt zurück. Und, weitere Duplizität der Ereignisse: wie der VfB war zuletzt er es, der noch die dicke Möglichkeit hatte, das i-Tüpfelchen für ein vollends aberwitziges Spiel zu setzen. Letzte Sekunden der Partie: der Gäste-Torjäger Raphael Hahn tankt sich im Strafraum durch, Vincenzo Salvioli und der Keeper Michael Delong bringen ihn gemeinsam zu Fall. Elfmeter plus Rot für Salvioli. Und ein Coach Bay, der die Fußballwelt an diesem Nachmittag endgültig nicht mehr verstand? Nun, Willie Sauerborn wuchtete den Ball beim folgenden Versuch gegen den Pfosten. Wenigstens das aus Bonlandener Sicht. Wenigstens ein Punkt also, auch wenn sich der anfühlte wie der billige Trostpreis einer Kirmeslotterie. Nachzufragen auch in Leverkusen. Trainerfrust, Teil zwei: Spvgg Möhringen. Was nimmt man mit aus so einer Partie? Lobt man die eigene Mannschaft? Dafür, dass sie eine Halbzeit lang den Geheimfavoriten der Staffel in den Schwitzkasten genommen hat. Oder rauft man sich die Haare? Deswegen, weil dieselbe Elf gleichzeitig Torchance um Torchance versemmelt hat. Oder zieht man den Beteiligten am Ende gar ganz konträr gedanklich die Ohren lang und wünscht sie dorthin, wo der Pfeffer wächst? Anlass, keine Frage, hätte es auch dafür gegeben, wenn man dann die zweiten 45 Spielminuten zum Maßstab nimmt.

Fakt ist: unter dem Strich stand im Möhringer Spiel beim FC Stuttgart-Cannstatt ein 2:4 – und der Trainer Jörg Elser tendierte unter dem frischen Eindruck der Ereignisse zu Variante drei. „Direkt nach der Begegnung war ich mächtig angefressen“, sagt der Coach. Schlicht unerklärlich war für ihn der Leistungsabfall nach der Pause. „Es war wie abgeschnitten und als hätte ich plötzlich elf andere Spieler auf dem Platz gehabt“, konstatiert Elser, „Laufbereitschaft, Rhythmus, Konstruktivität – alles hat auf einmal gefehlt.“ Und so sollte sich bitter rächen, dass aus der vorangegangenen Überlegenheit lediglich eine knappe 1:0-Führung durch Sandro Deffner herausgesprungen war; der Angreifer hatte nach einem Steilpass von Manuel Lan eingenetzt. Gegen einen mit Verspätung aufdrehenden Gegner gerieten die Gäste schließlich zum Spielball. Sehenswert war vor allem der zweite Treffer des Kontrahenten: Saban Erdogmus drosch den Ball aus 20 Metern volley ins Netz.

Elsers Kommentar: „Ein Tor des Monats“ – nach welchem es nun mit zwiespältigen Gefühlen ins Derby am nächsten Sonntag gegen den TSV Plattenhardt geht. Bis dahin immerhin dürfte der eine oder andere Leistungsträger ins Aufgebot zurückkehren. Aktuell fehlten in Steffen Müller (Zerrung), Jakob Müller (privat verhindert), Olivier Mendi (beruflich für zwei Wochen in China) und Christian Kuchar (Rotsperre) gleich deren vier.

Entscheidung fiel eine Viertelstunde vor Schluss

Trainerfrust, Teil drei: TSV Plattenhardt. Die Entscheidung zwischen annehmbarem Sonntag und schlechtem Sonntag fiel eine Viertelstunde vor Schluss. Dominic Küz hatte es auf dem Fuß, den Seinen wenigstens ein Unentschieden zu retten. Plötzlich stand der 27-Jährige frei vor dem gegnerischen Torhüter. Jedoch: sein Schuss ging daneben. Und so war sie dann wenig später besiegelt, die aus Sicht des Trainers Marco Russo „völlig unnötige“ bereits fünfte Saisonniederlage des TSV Plattenhardt. 1:2 gegen Croatia Stuttgart – nach dem Zwischenhoch mit zuletzt zwei Siegen sind die Filderstädter wieder von der harten Realität eingeholt. In der Tabelle haben sie mit dem Ergebnis den möglichen Sprung in die obere Hälfte verpasst und spiegelt sich die derzeitige Situation: Das Bemühen ist da, die Leichtigkeit fehlt. Nicht nur das: in der aktuellen Partie dann auch die Inspiration. „Wir haben versucht, Druck aufzubauen, aber zu wenig klare Aktionen in Richtung Tor gehabt“, sagt Russo, der sich obendrein über den Schiedsrichter ärgerte. Der habe in der ersten Hälfte nach einem Foul an Lazarus Potsolidis „einen glasklaren Elfmeter“ verweigert.

So reichte es in einer alles in allem zähen Partie nur zum zwischenzeitlichen Ausgleich durch Paulo Bayrak, der eine Flanke des eingewechselten Alperen Albayrak per Kopf verwertete. Für den Gegner trafen Andreas Simic und Hasan Isbert. Endstand damit wie gesagt: 1:2 – und im Trainerduell 0:1. Wie berichtet, war der Croatia-Coach Igor Ilicic einst Russos Teamkollege und später Spieler. „Es war schön, ihn wiederzusehen“, sagt Russo, „für ihn jetzt wohl noch schöner als für mich. Aber man trifft sich ja zweimal in einer Saison. . .“