Wirbelwind am Ball: Leroy Sané Foto: Getty

Eine Wuschelfrisur verdreht Joachim Löw den Kopf: Der Bundestrainer ist hellauf begeistert von Leroy Sané. Nach dessen Debüt in der A-Nationalmannschaft soll der Schalker das U 21-Team zur EM schießen.

Hannover - In seinem Job als Bundestrainer macht sich Joachim Löw gerne auch als Talentförderer verdient. In dieser Rolle hat er viele kommen und gehen sehen, aber selten einen wie Leroy Sané. Nach wenigen Tagen des Kennenlernens sagt Löw geradezu euphorisch: „Leroy ist ein Spieler mit einer besonderen Gabe und Raffinesse: Schnelligkeit gepaart mit Technik und guten Laufwegen – und das mit 19 Jahren. Er kann den Sprung zu uns sehr schnell schaffen.“

Beim FC Schalke 04 hat er es bereits vorgemacht. Im Mai wurde Sané mit den Königsblauen deutscher U-19-Meister, seit seinem Kurzeinsatz gegen Frankreich am Freitag ist er A-Nationalspieler. Und das nach nur 26 Bundesliga-Einsätzen, in denen er seinen Wert bereits unterstrichen hat: Ohne ihn hätte Schalke sieben Punkte weniger, weil Sané in zwei Spielen jeweils das Siegtor erzielt und ein Unentschieden gerettet hat. Krause Haare, krauser Sinn: Mit seiner Unbekümmertheit und seinen mutigen wie frechen Sololäufen bringt Sané Überraschungsmomente ins Spiel – Qualitäten, die Löw auf dem Weg zur EM 2016 sucht.

Sané? Ja, ausgerechnet Sané! Beim SC Freiburg war Löw von 1985 bis 1988 Teil eines der meistgefürchteten Sturmduos der zweiten Liga. An seiner Seite: Souleyman Sané. 92 Tore schossen die beiden Angreifer in drei Spielzeiten, jetzt stürmt dessen Sohn Leroy ins Rampenlicht. Papa Souleyman kam mit vier Jahren aus dem Senegal nach Toulouse, ist in Frankreich aufgewachsen, hat dort auch seinen Militärdienst absolviert – und seinem Sohn neben dem deutschen auch einen französischen Pass vererbt. Leroy hat somit die freie Wahl zwischen beiden Nationalteams. Sobald er für ein Land ein Pflichtspiel bestritten hat, hat er sich festgespielt. Deshalb war aus Sicht des DFB Eile geboten, um das Talent zumindest emotional an die deutsche Mannschaft zu binden.

Mutter Regina Weber war früher eine erfolgreiche Sportgymnastin

Im Stadtteil Ückendorf wohnt Sané junior allein in einem Apartment, das keine 300 Meter entfernt liegt vom Lohrheide-Stadion, in dem Papa Souleyman einst für die SG Wattenscheid in der Bundesliga gewirbelt hat. Die sportlichen Gene hat er aber nicht nur von ihm: Mutter Regina Weber war die letzte deutsche Medaillengewinnerin bei Olympischen Spielen in der Rhythmischen Sportgymnastik – 1984 gewann die heutige Gesamtschullehrerin in Los Angeles Bronze. Der Sport ist Leroys Leben, auch privat. Mit seinem besten Kumpel (und Schalker Mitspieler) Max Meyer trifft er sich in seiner Wohnung häufig, dann spielen die beiden Playstation – natürlich „Fifa 16“.

In einem Jahr will er selbst international auflaufen, nur wo, das ist noch ungewiss. Im A-Team oder in der U 21, die sich für ihre EM noch qualifizieren muss, zum Beispiel an diesem Dienstag gegen Österreich. Nach Rücksprache mit U-21-Trainer Horst Hrubesch steht Leroy Sané dann wieder im Nachwuchsteam – mit besten Empfehlungen: In drei Einsätzen hat er drei Tore erzielt.