Der MTV Stuttgart muss gegen Bernhausen auf Mittelfeldspieler Filip Primorac verzichten (vorne, in rot). Foto: Archiv/Günter Bergmann

Das Duell zwischen den Kräherwald-Kickern mit dem TSV Bernhausen steigt in dieser Saison bereits zum dritten Mal. Derweil will der TSV Weilimdorf eine Wiedergutmachung – und sagt dessen Sportchef, wie er zum Thema „Neuzugänge aus Donzdorf“ steht.

Spieltag Nummer eins nach dem Donzdorf-Beben. Der finanziell bedingte Rückzug des Halbzeitmeisters wirbelt die zweite Staffel der Fußball-Landesliga durcheinander. Größter Nutznießer ist der TSV Weilimdorf, der als neuer Tabellenführer beim TSV Bad Boll antritt. Der MTV Stuttgart empfängt derweil den TSV Bernhausen im Nachbarschaftsduell am Kräherwald.

 

TSV Bad Boll – TSV Weilimdorf (Sonntag, 15 Uhr)

Bei den Weilimdorfer Verantwortlichen spielen die geänderten Machtverhältnisse eine untergeordnete Rolle. Der Trainer Manuel Fischer stellt klar: „Dass wir jetzt Tabellenführer sind, interessiert mich nicht. Viel wichtiger ist, dass wir eine Reaktion auf die inhaltlich-fußballerische Leistung gegen Neuhausen zeigen.“ Das 2:2 zum Jahresauftakt hatte für reichlich Frust bei Fischer gesorgt. Über die Leistung im Training könne er sich nicht beschweren – das war aber auch schon vor dem Neuhausen-Spiel der Fall: „Wenn wir die Trainingsqualität ins Spiel bringen, dann wird es sehr schwer, gegen uns etwas zu holen.“ Jetzt also die Chance auf Wiedergutmachung. Gewarnt sind Fischer und die Seinen wegen des Hinspiels. Da hatte der aktuell Tabellenzwölfte den Weilimdorfern ein 0:0 abgerungen.

Der Titeldreikampf schrumpft nach dem Donzdorf-Schiffbruch derweil auf ein Duell mit dem SV Waldhausen. Über das Aus des schärfsten Konkurrenten sagt Fischer: „Ich hätte das gerne sportlich entschieden. Ich bin überzeugt, dass wir uns auch so durchgesetzt hätten.“ In der Summe sei es schade für die ganze Liga und wegen des Aufwands samt Auswärtsfahrten, der umsonst betrieben wurde. Bezüglich der Ursachen für das Aus – Geldgeber-Ausstieg und nicht gezahlte Spielergehälter – wird er deutlich: „Man sollte sich darüber Gedanken machen, Lizenzierungen für Spieler im Amateurfußball abzuschaffen. Aber am Ende ist es so: Jeder bekommt, was er verdient.“

Strecken die Weilimdorfer nun die Fühler nach bisherigen Donzdorfer Spielern aus? Der sportliche Leiter Michael Bachmann sagt: „Wir haben einen Kader von 28 Leuten. Das wäre kontraproduktiv, jetzt Spieler zu holen, die wahrscheinlich nicht einmal eine ordentliche Vorbereitung gespielt haben.“ Ob man sich die Kicker des vormaligen Liga-Krösus’ aus Donzdorf überhaupt leisten könnte, weiß er nicht. Die Tür für mögliche Neuzugänge schlägt er aber nicht vollends zu: „Wenn ein Spieler sich bei uns meldet, kann man sich Gedanken machen.“ Eine weitere namhafte Personalie könnte für die Weilimdorfer mit Blick auf die kommende Saison interessant werden: Tobias Flitsch, der bereits vergangene Woche den Trainerposten in Donzdorf geräumt hat. Könnte er den scheidenden Erfolgscoach Fischer an der Seitenlinie beerben? Bachmann erteilt eine vorläufige Absage und greift – mit einem Augenzwinkern – in die Floskelkiste: „Stand jetzt, 13:45 Uhr, ist das kein Gedanke, der intern gesponnen wird.“

MTV Stuttgart – TSV Bernhausen (Sonntag, 15 Uhr)

Die Kräherwald-Kicker spielen das dritte Mal in der laufenden Saison gegen den Club aus Filderstadt. Das Hinspiel gewann der MTV mit 1:0, zuvor hatte die Mannschaft von Coach Björn Lorer die Bernhausener bereits in der ersten Runde aus dem Verbandspokalwettbewerb gekegelt (4:2). Heißt es nach dem dritten Nachbarschaftsduell „Aller guten Dinge sind drei“? Wenn es nach Lorer geht, freilich schon: „Ich sehe keinen Grund, nicht auch das dritte Spiel zu gewinnen“, sagt er. Er rechnet mit einem „engen und kampfbetonten Spiel gegen einen hoch motivierten Gegner“. Bernhausen habe gute Techniker im Mittelfeld und versuche in der Spielanlage, „ordentlich hinten raus zu spielen.“ Lorer betont aber: „Das ist nichts, was nicht zu bekämpfen ist. Wir haben auf jeden Fall das Zeug dazu, dem zu begegnen.“ Verzichten muss er nach wie vor auf den Mittelfeldmann Fabio Baldi, der bereits beim 2:0-Sieg in Bad Boll ausfiel. In jenem Spiel zog sich außerdem Filip Primorac eine Gehirnerschütterung zu; sein Einsatz am Sonntag ist fraglich.

Wegen des Donzdorf-Rückzugs wurde dem MTV der gegen den gestürzten Spitzenreiter erkämpfte Hinrunden-Punkt wieder abgezogen. Der Favoritenschreck vom Kräherwald, der im Dezember den TSV Weilimdorf mit 5:1 deklassiert und auch gegen Waldhausen gewonnen hatte (3:1), hatte den Donzdorfern im Hinspiel ein 1:1 abgerungen. Ein großes Trostpflaster: Die Stuttgarter liegen nun auf Rang vier, sechs Punkte hinter dem Tabellenzweiten aus Waldhausen, der aber noch ein Nachholspiel hat. Wird beim MTV jetzt sogar mit den ersten beiden Rängen geliebäugelt? Mitnichten, versichert Lorer: „Wir wollen den vierten Platz festigen und wenn es gut läuft noch einen Platz nach vorne rücken. Wenn die ersten Zwei ihre Form halten, werden wir keine neun Punkte einholen.“

Beim Aufsteiger aus Bernhausen richtet sich der Blick dagegen standesgemäß auf das andere Ende der Tabelle – seit dieser Woche entspannter denn je. Durch die erwähnten Verschiebungen und nach dem überzeugenden Sieg zum Jahresauftakt gegen Bettringen (5:1) haben die nun sechstplatzierten Filderstädter ein komfortables Acht-Punkte-Polster auf den Relegationsplatz. „Wir können gegen den MTV ohne Druck auftreten“, sagt der Trainer Roko Agatic. Genauso wie sein Gegenüber erwartet er ein enges, umkämpftes Spiel. „Schon die letzten beiden Spiele haben wir nur knapp verloren. Jetzt wird es Zeit, dass wir mal gewinnen“, meint er lachend. Zum Schauplatz des dritten Duells wird voraussichtlich der Kunstrasen am Kräherwald. „Der Platz ist klein, das wird eine Umstellung für uns“, weiß auch Agatic. „Der MTV hat dort einen Vorteil, weil die darauf wahrscheinlich regelmäßig trainieren.“

Für die Bernhausener gilt es, den Schwung aus dem ersten Pflichtspiel des Jahres mitzunehmen. „Wir wollen mit zwei Siegen starten, so wie in der Hinrunde“, sagt Agatic. Genau genommen ist das in der Rückrunde bereits gelungen. Deren erster Spieltag fand im Dezember statt, Bernhausen ging mit einem überzeugenden 4:0 gegen Böblingen in die Winterpause. Gegen den MTV soll nun jedenfalls der Jahresauftakt vergoldet werden. Nicht mit von der Partie wird der Neuzugang Emre Topal sein. Der Mittelfeldspieler zog sich unter der Woche eine Muskelverletzung zu. Bei Julijan Milos, der sich krank gemeldet hat, ist der Einsatz am Sonntag fraglich. Ansonsten kann Agatic aus dem Vollen schöpfen, sieht seine Mannschaft mit Blick auf die kommenden Aufgaben gerüstet. „Es ist eine sehr enge Liga. Umso früher wir die Punkte einfahren und den Klassenerhalt klar machen, desto besser“, sagt der Coach.