Kapitän Matthias Kassaye (l.) und der SC Stammheim bogen in Bonlanden ein schon verlorenen geglaubtes Spiel,noch um.. Foto: Yavuz Dural

60 Minuten lang sah der Landesliga-Titelanwärter SV Bonlanden in der Partie gegen den SC Stammheim wie der sichere Sieger aus. Doch der Aufsteiger schaffte es, dem Favoriten noch ein Remis abzuringen.

Bonlanden/Stammheim - In sattem Grün lag er da, malerisch von der Abendsonne ausgeleuchtet. Der neue Rasenplatz des Landesliga-Titelanwärters SV Bonlanden ist ein richtiges Schmuckstück geworden. Beziehungsweise: wird eines werden. Denn der Platz ist nicht fertig. Dabei war die Partie gegen den SC Stammheim eigens wegen der Einweihungsfeier auf Freitag verlegt worden. Diese Feier musste nun vertagt werden, doch sehr zum Missfallen der Nord-Stuttgarter hatten sich die Bonlandener geweigert, das Spiel wieder auf Samstag oder Sonntag zurückzuverlegen. Aber dafür hat der SC nun sozusagen mächtig zurückgeärgert. Denn der Aufsteiger erkämpfte sich ein 2:2-Unentschieden in einer Begegnung, in der die Gastgeber 60 Minuten lang wie die sicheren Sieger ausgesehen hatten. Das gelang, weil sich die Joker als Trümpfe erwiesen. Und weil ein Mann das Ausgleichstor schoss, der eigentlich gar nicht mehr auf dem Feld hätte sein sollen.

Den ersten Warnschuss bekamen die Nord-Stuttgarter nach nicht einmal 30 Sekunden vor den Bug: Nach einer Flanke von Maximilian Goll kam Steffen Schmidt völlig frei zum Kopfball, bugsierte das Spielgerät aber direkt in die Arme von Torwart Marc Röhl, der den aus beruflichen Gründen verhinderten Stammkeeper Milan Jurkovic vertrat. Danach schafften es die Gäste, ihren Gegner durch konsequentes Pressing vom Tor fernzuhalten. Doch das ging gerade einmal zwölf Minuten lang gut. In der 13. Minute musste Röhl gegen Felix Böse zur Ecke klären. Die trat Goll und fand in dem aufgerückten Innenverteidiger Wlasios Kotaidis einen dankbaren und zudem ungedeckten Abnehmer, dessen Schuss zum 1:0 in den Maschen des Stammheimer Tornetzes einschlug. Was nun folgte, war eine doppelte Demonstration der Bonlandener: Erstens, wie man ein Spiel und einen Gegner klar beherrscht. Zweitens, wie man es trotz drückender Überlegenheit nicht schafft, den Vorsprung auszubauen. Denn an Möglichkeiten mangelte es dem nicht gerade überzeugend in die Runde gestarteten Titelanwärter wahrlich nicht. Marcel Stannull verfehlte in der 18. Minute sein Ziel nur um Zentimeter, dann musste Röhl gegen Goll klären und hatte in der 25. Minute noch das Glück, nach einem Risiko-Rückpass von Thomas Quast einen Schritt schneller zu sein als der SV-Stürmer Maximilian Schwarz. In der 33. Minute traf Böse für die Platzherren, stand dabei aber im Abseits. In der 40. Minute war für Böse erneut bei Schlussmann Röhl Endstation. Und vier Minuten später vergab Stannull die Chance zum 2:0. Die bis dahin einzige Offensivaktion des SC war ein Freistoß von Emre Yildizeli in der Nachspielzeit von Hälfte eins, der allerdings um einige Meter neben dem Tor landete.

„Wir haben schlecht gespielt, aber es steht nur 0:1 – das können wir noch packen“, bläute Stammheims Co-Trainer Rainer Schwalb, der den verhinderten Coach Thomas Oesterwinter vertrat, seinen Kickern in der Pause ein. Und er setzte ein Zeichen, in dem er gleich einen Doppelwechsel vornahm: Marco Schwalb und Schauki Djelassi kamen für Alexander Herzog und Dominick Maier ins Spiel. Schon vor Tagen hatte Thomas Oesterwinter bemerkt: „Die Nachrücker brennen.“ So sollte es kommen, denn die neue Flügelzange machte bald mächtig Feuer. Doch zunächst landeten die Bonlandener noch einen Wirkungstreffer: Stannulls Schuss nach einer zu kurz geratenen Abwehraktion brachte in der 60. Minute das 2:0 für die Platzherren.

Doch diesmal schlug der SC zurück – und zwar nur drei Minuten später: Ein Dribbling von Tobias Oesterwinter, ein Querpass, und Marco Schwalb vollendete aus kurzer Distanz zum 1:2. Wie wichtig dieser Treffer war, zeigte sich in der restlichen Spielzeit. Die Souveränität der Gastgeber war wie weggeblasen; das Selbstvertrauen der Nord-Stuttgarter wuchs mit jeder Minute; die Chancen häuften sich. Oesterwinter scheiterte an SVB-Torwart Philipp Günther, Emre Yildizelis 30-Meter-Distanzschuss ging ebenso knapp vorbei wie Michael Schungers Kopfball nach einer Freistoßflanke von Marco Bardaro. In der 82. Minute scheiterte Thomas Quast bei dem Versuch, den Ausgleich zu erzielen. Zu diesem Zeitpunkt hätte Quast eigentlich schon ausgewechselt sein sollen. Aber da Vadim Kromm wegen Rückenproblemen und Emre Yildizeli wegen akuter Gefahr eines Platzverweises vom Feld geholt wurden, blieb Quast im Spiel. Zum Glück für den SC: In der 86. Minute verwertete Quast einen Querpass von Marco Schwalb zum 2:2. Wobei die Gäste ihre Führung trotz fünf Minuten Nachspielzeit nicht nur zu verteidigen wussten, sondern durch Djelassi und Matthias Kassaye beinahe noch den dritten Treffer gemacht hätten.

„Erst das Spiel beherrscht, dann nachlässig geworden. Am Schluss müssen wir noch froh sein, dass wir einen Punkt behalten“, sagte SV-Trainer Klaus Fischer. „Im Prinzip war es der Wille, durch den wir das Ding noch umgebogen haben“, sagte Stammheims Co-Trainer Schwalb. Die SC-Mannschaft sagte nach dem Abpfiff gar nichts, die sang und tanzte. Der Text des Liedes: „Rasenplatzeinweihung, Rasenplatzeinweihung.“

SV Bonlanden:
Günther – Liebenstein, Kotaidis, Ried, Großhans – Adam – Goll (87. Pottmeyer), Böse (87. Daifallah Mane Awad), Schmidt (31. Presthofer), Stannull – Maximilian Schwarz (56. Julian Schwarz).

SC Stammheim:
Röhl – Bardaro, Kromm, (56. Peringer) Schunger, Christian Schwalb – Kassaye, Quast – Maier (46. Marco Schwalb), Tobias Oesterwinter, Herzog (46. Djelassi)– Yildizeli (73. Marra).