Patrick Griebel Foto: Tom Bloch

Nach zuletzt sieben Niederlagen gelingt dem SC beim TSGV Waldstetten ein 3:2.Erfolg.

Waldstetten/Stammheim - Der Bann ist gebrochen: Nach zuletzt sieben Spielen, in denen die Landesligafußballer des SC Stammheim auf die Bilanz von null Punkten und 5:21 Toren kamen, glückte dem Aufsteiger Aus dem Stuttgarter Norden endlich wieder ein Sieg. Das Team von Trainer Thomas Oesterwinter behauptete sich mit einem 3:2 beim TSGV Waldstetten. Und der SC tat das in einer Begegnung, die lange Zeit so aussah, als ob es das schwärzeste Kapitel in der jungen Landesligageschichte des Clubs werden würde.

Falls man gerne wissen möchte, wie ein Fußballspiel endet, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Erstens: abwarten, bis der Schlusspfiff erklingt. Zweitens: das Tribünenorakel befragen. Besagtes Orakel setzt sich meist aus älteren Fans der Gastmannschaft zusammen, die viele, wenn nicht gar alle Spiele ihres Vereins in den vergangenen Jahrzehnten gesehen haben. Als in der Partie zwischen Waldstetten und Stammheim 78 Minuten gespielt waren, meldete sich das Orakel zu Wort: „Wir sind gute Gastgeber.“

Was es mit diesem geheimnisvollen Spruch auf sich hatte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Der TSGV führte mit 2:0 und hatte just in dieser Minute durch Jonas Kleinmann eine Riesenchance ausgelassen, das Ergebnis auf 3:0 zu stellen. Angesichts von Abwehr- und Angriffsverhalten der Nord-Stuttgarter deutete wenig bis gar nichts auf eine Wende hin. Doch eine Viertelstunde später tanzten die SC-Kicker erst verhalten, dann etwas ausgelassener auf dem Rasen. Sie hatten das Spiel mit 3:2 gewonnen – und dies Dank tatkräftiger Mithilfe der Platzherren, die einfach deutlich zu früh in den Ergebnisverwaltungsmodus geschaltet hatten.

Denn binnen einer knappen Viertelstunde gelang es den Gästen, aus der vermeintlichen Niederlage den vierten Saisonsieg zu machen. 80. Minute: Der erst zur zweiten Hälfte eingewechselte Emre Yildizeli wurde 18 Meter von dem Tor des TSGV nicht angegriffen und schlenzte den Ball aus halblinker Angriffsposition in den Winkel. In der 84. Minute verwertete Umut Yürük einen Pass von Patrick Giebel zum 2:2-Ausgleich. Und in der Nachspielzeit durfte ein sträflich ungedeckter Yürük eine von Dominick Maier geschlagene Flanke per Kopf zum Siegtreffer einnicken – das aus Stammheimer Sicht glückliche Ende einer Partie, die alles andere als vielversprechend begonnen hatte.

„Wir wussten, dass sich die Waldstettener schwer tun, wenn sie das Spiel machen müssen, und dass sie stark sind, wenn sie verteidigen und kontern können“, sagt SC-Coach Thomas Oesterwinter. Die logische Konsequenz aus dieser Erkenntnis war: Ein Gegentor vermeiden und den TSGV kommen lassen. So weit der Plan, der genau 25 Sekunden lang aufging. Robin Eißele wurde weder bei seinem Flankenlauf, noch bei seiner Flanke angemessen gestört. Und keiner in der Stammheimer Verteidigung fühlte sich für Patrick Stöppler zuständig, der das Spielgerät nur noch zum sehr frühen 1:0 für die Platzherren einschieben musste. Das spielte den Waldstettenern in die Karten, obwohl sie ab der 4. Minute nur noch zu zehnt waren. Maximilian Knödler hatte sich nach einem Luftkampf mit Marco Bardaro und Milan Jurkovic, bei dem die Waldstettener Anhängerschaft einen Strafstoß forderte, zu einer Beleidigung hinreißen lassen. Das ahndete der Unparteiische Tobias Grauf mit der roten Karte.

Allerdings war von der Stammheimer Überzahl nichts zu bemerken. Wie schon in der Vorwoche gegen Blaustein tat sich der SC schwer, auch nur annähernd so etwas Ähnliches wie Torgefahr zu produzieren. Nun waren auch die Waldstettener weit entfernt vom Prädikat „Torfabrik“, brachten es aber immerhin zu einigen sehr ordentlichen Kontern. Der erste wurde nach 30 Minuten von Jonas Kleinmann vergeben, der zweite neun Minuten später von Hans-Jörg Sawatzki. Da war allerdings das numerische Gleichgewicht wieder hergestellt: SC-Abwehrchef Michael Schunger hatte bei einem taktischen Foul gegen Eißele seinen Gegenspieler im Gesicht erwischt, Das wertete Schiedsrichter Grauf als Tätlichkeit und zückte zum zweiten Mal den roten Karton.

Und es sollte noch schlimmer kommen: In der Nachspielzeit von Hälfte eins führte nach einem Ballverlust von Matthias Kassaye ein schulbuchmäßiger Konter über Sawatzki und Eißele zum 2:0 durch Kleinmann. Dazu kam, dass sich kurz nach dem Seitenwechsel auch noch Marco Bardaro verletzt hatte und ausgewechselt werden musste. Der Stammheimer Außenverteidiger war bei einem Sturz mit der Hüfte auf die Betonumrandung des Rasenplatzes geprallt. In diesen Spielabschnitt fiel aber auch das erste Lebenszeichen des SC: Umut Yürük hatte das Spielgerät nach einem Pass von Tobias Oesterwinter frei vor TSGV-Keeper Bern Stegmaier über die Latte gehebelt. Die zweite ansatzweise gute Möglichkeit hatte Tobias Oesterwinter selbst, als er nach Vorarbeit von Max Weinmann per Kopf sein Ziel um zwei Meter verfehlte. Doch selbst diese zaghaften Versuche weckten den TSGV nicht aus der Lethargie, die das Team nach dem Seitenwechsel an den Tag legte. Was sich schließlich rächen sollte.

Bei den Stammheimern machte sich nach der Begegnung – und wenig verwunderlich – große Erleichterung breit. „Das war durch die rote Karte und die Verletzung ein teuer erkaufter Sieg, aber er war verdammt wichtig“, sagt SC-Trainer Thomas Oesterwinter.