Der Aufsteiger gewinnt gegen den TV Echterdingen dank wiedergefundener Tugenden. Auf der anderen Seite hat Trainer Haug immer weniger Verständnis für das Auftreten seines Teams.
„Landesliga, Landesliga“, schallte es nach dem Abpfiff durch den Weilerhau. Im Kreis hüpfend und in bester Aufstiegsfeier-Manier ließen die Fußballer des TSV Plattenhardt ihrer Begeisterung freien Lauf. Mit 3:1 hatte der Liganeuling gerade den Absteiger TV Echterdingen besiegt. Freilich, es war bereits der achte Spieltag der laufenden Saison, mit Aufstiegseuphorie hatten die Siegeschöre nichts zu tun. Nach zuvor vier Pleiten und dem nun gelungenen Sprung raus aus dem Tabellenkeller schien die Botschaft vielmehr zu lauten: Wir sind in der Landesliga angekommen und wollen bleiben! Auf der anderen Seite glich die Stimmung mehr dem Wetter an diesem Oktobernachmittag: frostig mit starken Sturmböen. Der zwischenzeitliche Echterdinger Aufschwung mit zuvor zwei Siegen in drei Partien ist vorbei.
Der Prestige-Erfolg im Filderderby ging stattdessen also an die Plattenhardter. „Am Ende völlig verdient“, wie Valentin Haug, Trainer der Gäste, unterstrich und verärgert anfügte: „Und das alles mit unserer gütigen Mithilfe.“ Sein Gegenüber an der Seitenlinie, Slobodan Markovic, hatte dagegen Lob für die Seinen: „Ich war selbst überrascht, wie mutig die Jungs gespielt haben.“
Wer geglaubt hatte, das Momentum müsste aufseiten der Echterdinger sein, irrte jedenfalls. Auch wenn diese in Hälfte eins zunächst das Spiel übernahmen und ihr Gegner überfordert wirkte – dessen mangelndes Selbstbewusstsein war zu spüren. Warum die Gelb-Schwarzen daraus aber kein Kapital schlagen konnten? Zu selten kam das Team in zwingende Abschlusssituationen, die eigene Feldüberlegenheit endete meist am gegnerischen Strafraum. „Wir spielen uns einen Wolf und kommen kaum in die Box“, haderte ein aufgebrachter Haug. „Zu viele Schlampigkeiten, zu viele Fehler, zu wenig Geradlinigkeit im Spiel nach vorne“, erkannte er. Und schließlich holte Haug zur Grundsatzkritik aus: „Es ist immer die Rede von unserer Qualität und unserem Potenzial. Vielleicht haben wir aber nur Potenzial und nicht genug Qualität.“ Rumms. Das saß.
Der umworbene Krpan schießt Plattenhardt in Führung
Mit ansehen musste Haug, wie beim Gastgeber dann gelang, was bei seinem Team nicht sein sollte: Mit wenigen Kontakten und einer Prise Glück kamen die Plattenhardter zum 1:0. Nach einem Pressschlag segelte der Ball rund 65 Meter quer übers Feld und erwischte Leo Milutinovic auf dem falschen Fuß, worauf Fabijan Krpan spekuliert hatte. Das Stürmertalent, das im Sommer in den Weilerhau gewechselt ist, war alleine durch und schob zur Führung ein (27.). Ausgerechnet Krpan! Gebaggert hatten an ihm auch die Echterdinger.
Nach der Pause entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe, das Bild vor dem Tor blieb aber das gleiche: Während der TV Echterdingen großen Aufwand betrieb, um gefährliche Szenen zu kreieren, waren die Gastgeber mit einfachem Fußball und einer ordentlichen Portion Kaltschnäuzigkeit erfolgreich. „Und dann sind es Kleinigkeiten, die in solchen Situationen dazu kommen“, hadert Haug. Hier ein nicht gegebener Elfmeter, dort ein Pfostentreffer von Milutinovic.
Stattdessen zeigte der Schiedsrichter auf der anderen Seite auf den Punkt, als Echterdingens Kapitän Marvin Kuhn seinen Kontrahenten Aristidis Perhanidis im Strafraum zu Fall brachte. Der Gefoulte trat selbst an und verwandelte lässig per Lupfer in die Tormitte, während Jannis Duplys in die rechte Ecke unterwegs war (59.). Und nur vier Minuten später wurde der 18-jährige Keeper, der bei seinem Ligadebüt den rotgesperrten Marko Gaspar vertrat, zur tragischen Figur. Einen Freistoß von hinter der Mittellinie brachte der Plattenhardter Routinier Pierre Eiberger direkt aufs Tor, der Youngster konnte den Ball nicht festhalten, Krpan stand goldrichtig und erzielte seinen zweiten Treffer (63.). Für Echterdinger Ergebniskosmetik sorgte der eingewechselte Flon Ajvazi erst kurz vor Schluss.
Die Abgezocktheit vor dem Tor scheint also zurück beim Team mit dem letztjährigen 100-Tore-Sturm. Der Plattenhardter Coach Markovic sieht sich bestätigt: „Ich habe immer gesagt, dass das irgendwann kommt. Ich glaube, dass es jetzt richtig los geht bei uns.“ Wie es indes bei den Echterdingern weitergeht? „Ich habe keine Lust mehr, um den heißen Brei zu reden“, knurrte Haug. „Es muss sich einiges ändern.“
Plattenhardts „Spieler des Spiels“
Fabijan Krpan. Unterstrich mit starkem Stellungsspiel seine Klasse. Ein dritter Treffer des 21-Jährigen fiel dem Abseitspfiff zum Opfer, zudem harmonierte er insbesondere mit Sturmkollege Perhanidis stark. (Nominierungen: 1)
Echterdingens „Spieler des Spiels“
Christian Heinrich. Zeigte sich im Abwehrverbund noch am sattelfestesten und sorgte im Zusammenspiel mit Giuseppe Pirraccio für mehrere gefällige Offensivaktionen auf der linken Außenbahn. (Nominierungen: 1)
TSV Plattenhardt: Grbic – Sefer, Vöhl, Gyselincks, Eichhorn, Hornung – Eiberger (81. Gruber), Blazek (66. Zugac) – Servi (78. Beinschrodt), Perhanidis (87. Moll), Krpan (82. Hörz).
TV Echterdingen: Duplys – Handanagic (73. Karakus), Milutinovic, Kuhn, Heinrich (70. Ziogos) – Schmidt, Oguz, Kalchschmidt, Pirracchio (57. Özüdogru) – Biemel, Dölker (46. Ajvazi).