Ali Parhizi (Mitte) lieferte in Sontheim ein starkes Spiel ab, verpasste aber die N.A.F.I.-Führung per Foulelfmeter. Foto: Archiv Tom Bloch

Fußball
Die Stuttgarter verlieren in Sontheim ein Spiel, das sie eigentlich hätten gewinnen müssen.

Zuffenhausen - Kopfschüttelnd trabte Adnan Ajdinovic nach seiner Auswechslung in Richtung Ersatzbank und ließ sich auf das harte Holz fallen. „40 Chancen, kein Tor.“ Als Haris Vrabac ausgewechselt wurde, trat er wütend gegen die Bande. „Ich treff’ das verdammte Gesicht.“ Der Frust der beiden Kicker des Fußball-Landesligisten N.A.F.I. Stuttgart war ebenso verständlich wie berechtigt. Im Hinspiel in Zuffenhausen hatte N.A.F.I. den FV Sontheim mit 7:0 vom Platz gefegt. Und das Rückspiel auf der Ostalb hätte theoretisch 8:3 ausgehen können. Stattdessen handelte sich der einstige Titelkandidat mit der bis vor kurzem besten Offensive der Liga eine 0:1-Pleite ein, welche die schwarze Serie der Stuttgarter auf nunmehr ein halbes Dutzend Niederlagen in Folge anwachsen lässt. Dabei hatten die Stuttgarter, obwohl personell stark geschwächt, ziemlich viel ziemlich richtig gemacht. Allerdings hatten sie über 95 Minuten auch ziemlich viel Pech.

Franco Petruso, Haris Grahic, Erdinc Bozoglu, Erdem Akcan, Spielertrainer Damir Bosnjak – ohne diese fünf Stammkräfte, die teils berufsbedingt, teils verletzungsbedingt, oder, wie im Falle Petrusos, wieder einmal wegen Spontankrankheit ausgefallen waren, mussten die Stuttgarter auf die Ostalb reisen. Allerdings präsentierte sich das Not-Aufgebot ganz anders, als es bei den Stuttgartern sonst in der jüngeren Vergangenheit der Fall gewesen war. Lauffreudig, zweikampfstark, mannschaftlich geschlossen trat das von Co-Trainer Sasa Djakovic betreute Team in Sontheim auf. Und dies, ohne die eigentliche N.A.F.I-Tugend der Ballfertigkeit außer Acht zu lassen. Was allerdings verloren gegangen ist, ist die Treffsicherheit. In den 15 Vorrundenspielen hatte das N.A.F.I.-Team 46 Tore erzielt. In den nun sieben Begegnungen der Rückrunde sind es gerade einmal acht.

Wie schon eingangs erwähnt: An Chancen mangelte es nicht. Bereits in den ersten zehn Minuten verbuchten die Gäste vier hochkarätige Tormöglichkeiten. Das Ergebnis: Gegen Haris Vrabac parierte FV-Schlussmann Manuel Renner, Daniel Bosnjaks Schuss rauschte Zentimeter über die Latte, Louis Hörger verpasste Vrabacs Zuspiel um eine Stiefelspitze und der Schlenzer von Mustafa Yesildaglar klatschte lediglich gegen den Pfosten. Erst Mitte der ersten Hälfte gelang es den Platzherren, sich vom Druck der Gäste zu befreien. Der FV wollte mit schnellem Umschaltspiel die umformierte N.A.F.I.-Abwehr knacken.

Doch die verteidigte ausgesprochen gut, allen voran Egzon Sufaj und der für sein Alter erstaunlich abgeklärte Wissem Aouadi. Erst gegen Ende des Spielabschnitts kam wieder Schwung in die Offensive der Stuttgarter – allerdings auch die der Platzherren. Erst zögerten Hörger und Daniel Bosnjak, sodass aus einer weiteren Großchance der Stuttgarter nur ein harmloses Schüsschen resultierte. Dann hatte N.A.F.I. Glück, dass Keeper Hüsrev Kop bravourös gegen Christoph Renner klärte, der nach einer schnellen Ballstafette frei vor ihm aufgetaucht war. Und schon im Gegenzug ließ Daniel Bosnjak erneut die Gelegenheit zur Führung liegen. Das passierte nach dem Seitenwechsel auch Haris Vrabac, dessen Schuss frei vor Torwart Manuel Renner nicht ins Tor, dafür aber in das Gesicht des Keepers traf, was eine mehrminütige Behandlungspause nach sich zog. Nicht mal per Standard wollte es klappen. Nach einem Foul von Keeper Renner an Yesildaglar entschied der Unparteiische auf Elfmeter für die Stuttgarter. Allerdings fand Ex-Profi Ali Parhizi in Renner seinen Meister.

Chancenwucher rächt sich bekanntermaßen – was er in diesem Fall in der 74. Minute tat. Und dies ausgerechnet durch einen Kunstschuss, den man eher von einem der Ballzauberer aus Stuttgart als vom Sontheimer Mittelfeldantreiber Daniel Gentner erwartet hätte. Gentner machte sich nichts daraus und verwandelte schlitzohrig einen Eckstoß direkt zum 1:0. Dabei sollte es bleiben – auch deshalb, weil der eingewechselte Schauki Djelassi in der zweiten Minute der Nachspielzeit die letzte große Möglichkeit der Gäste ungenutzt ließ.

„Das Positive ist, dass diesmal im Vergleich zu den vergangenen Wochen der Wille da war. Ich kann der Mannschaft eigentlich keinen Vorwurf machen“, urteilte Djakovic.