Spieler Tim Eichler (rechts) übernimmt den Trainerposten bei den Sportfreunden, nachdem Alexander Malchow überraschend zurückgetreten ist. Foto: Bergmann

Saisonvorschau, Teil zwei: Sportfreunde Stuttgart, KV Plieningen und Spvgg Stetten. Trainerrücktritt, ein Coach mit VfB-Vergangenheit und das Karriereende einer Vereinslegende.

Der Anpfiff rückt näher, die Spannung steigt: Am 31. August rollt der Ball in der Staffel 2 der Fußball-Kreisliga A Stuttgart/Böblingen wieder. Bis dahin nehmen wir die 16 Mannschaften unter die Lupe. Welche Veränderungen brachte der Transfersommer, wie verlief die Vorbereitung, und mit welchen Ambitionen gehen die Teams an den Start? Heute in unserem zweiten Teil: Sportfreunde Stuttgart, KV Plieningen und Spvgg Stetten.

 

Sportfreunde Stuttgart

Die Freude war groß bei den Sportfreunden Stuttgart, als vor zwei Monaten Alexander „Sascha“ Malchow als Nachfolger des zum FSV Waiblingen II abgewanderten Trainers Fabio Criscuolo präsentiert werden konnte. Der 55-Jährige, einst Profi unter anderem bei Werder Bremen, Eintracht Braunschweig und den Stuttgarter Kickers, sollte das stark verjüngte Team formen. Doch gefolgt ist die schnelle Ernüchterung: Malchow trat nach nur fünf Trainingseinheiten bereits wieder zurück. „Bei mir hat sich kurzfristig beruflich etwas geändert, weshalb ich kürzer treten musste“, erläutert er. Bis maximal zur Winterpause springt nun der Spieler Tim Eichler ein, unterstützt von seinem Teamkollegen Tobias Mutschler. Parallel läuft die erneute Suche. „Wir wollten keine schnelle Lösung, sondern uns die Zeit nehmen, den passenden neuen Trainer zu finden“, sagt der Abteilungsleiter Reinhard Bohne. Den überraschenden Rückzug von Malchow bedauert er. „Wir waren sehr zufrieden, und er war eigentlich auch sehr motiviert“, berichtet Bohne.

Nun soll es ohne den Promi auf der Bank funktionieren – und auch ohne Bohne selbst, zumindest auf dem Spielfeld. Der Verteidiger hängt nach der Geburt seiner Tochter die Fußballschuhe an den Nagel. Darüber hinaus haben weitere erfahrene Spieler wie der Torhüter Christopher Schady und der Torjäger Aranan Sivaloganathan die Mannschaft verlassen. Zugleich kamen vor allem junge Spieler hinzu. „Es wird für uns spannend, wie lange es braucht, bis sich diese an die Liga gewöhnt haben und wir uns als Team gefunden haben“, sagt Bohne. An ihre neue Umgebung gewöhnen müssen sich auch Leonard Stamati und Ebrima Tamba. Die beiden sind neu in Deutschland. Der Rumäne und der Afrikaner spielen erstmals in einem Verein.

„Die vergangene Saison war super turbulent für uns – wir waren ja bis zum Schluss mitten im Abstiegskampf. In der kommenden wollen wir mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben“, sagt Bohne. Zufrieden wäre der Abteilungsleiter vorerst mit einem Platz im Mittelfeld. In der übernächsten Saison könne der Blick dann vielleicht weiter nach oben gerichtet werden – mit welchem Trainer auch immer.

Zugänge: Sebastian Beck (FC Markt Schwaben), Noah-Kian Vazifehdan (ASV Botnang), Leo Vollrath (Empor Dreisigacker), Julian Bauer (Jugend Germania Degerloch), Linus Becker (Jugend MTV Stuttgart), Leonard Stamati (Rumänien), Ebrima Tamba (bisher ohne Verein), Lukas Hettmansperger (eigene zweite Mannschaft), Joshua Niziol, Max Hermann, Jona Bader (alle eigene Jugend).

Abgänge: Aranan Sivaloganathan (Tunaspor Echterdingen), Lucas Andersen (Dänemark), Christopher Schady, Antonio Andriamalala (bei beiden Ziel unbekannt), Anton Pelipetz (FSV Waiblingen II), Ali Younis (SV Hoffeld), Reinhard Bohne (Karriereende).

Trainer: Tim Eichler (interimsweise/bisher nur Spieler) für Alexander Malchow (Rücktritt). Malchow hatte erst im Juli den Posten von Fabio Criscuolo (nun FSV Waiblingen II) übernommen.

Saisonziel: ein Platz im gesicherten Tabellenmittelfeld (Platzierung in der vergangenen Saison: 9.).

Meistertipp: SV Hoffeld.

Auftaktspiel: zuhause gegen KV Plieningen (Sonntag, 31. August, 15 Uhr).

KV Plieningen

Nikolai Pozorski hat völliges Neuland betreten. Der neue Trainer des KV Plieningen war bislang hauptsächlich in den Stuttgarter Neckarvorstädten unterwegs. Als Spieler lief er lange für den VfB Obertürkheim sowie den SV Gablenberg und den PSV Stuttgart auf. Als Trainer war er für die Frauen aus Obertürkheim und deren Nachfolgeverein VfB Stuttgart tätig, ehe er zuletzt die Männer des PSV Stuttgart in der Staffel 1 der Kreisliga A coachte. Nun also erstmals Filderebene. „Es ist ein neues Umfeld für mich. In der Staffel sind viele spannende Mannschaften dabei. Ich freue mich auf jedes Spiel“, sagt der 31-Jährige.

Entstanden ist der Kontakt über den Plieninger Abteilungsleiter Martin Schmid. Nach ein paar Gesprächen und Spielbesuchen war Pozorski überzeugt vom Verein und entschied sich, die Nachfolge des zurückgetretenen David Gzim anzutreten. Mit seiner neuen Mannschaft möchte Pozorski attraktiven und modernen Fußball zeigen. „Prinzipiell soll sich der Gegner nach uns ausrichten und nicht andersherum“, sagt der Coach. Über allem stehe jedoch der Sieg. „Ich gewinne einfach gerne Spiele“, sagt er und grinst. Und Pozorski entwickelt nach eigener Aussage gerne Spieler weiter. „Nur so entwickelt sich auch das ganze Team weiter, wenn jeder Einzelne besser wird“, beschreibt er seine Philosophie.

Was den Kader betrifft? Nach nur einem halbjährigen Gastspiel am Wolfer haben sich die drei Hussein-Brüder bereits wieder verabschiedet, alle mit derselben Zielrichtung. Sie sind beim wiederbelebten Nachbarn Tunaspor Echterdingen eingestiegen. Der Verteidiger Bilal Hussein übernimmt dort das Amt des Spielertrainers, der Mittelfeldakteur Zakaria wird spielender Co-Trainer, und der Jüngste im Bunde, Moussa, soll im Angriff für die Tore sorgen. Ihnen folgten Benny Ansah Brown und Okan Cetinkaya. „In Torsten Dörrer und Triantafilos Chasekidis haben uns noch weitere verdiente Spieler verlassen. Das sind alles gestandene Jungs, deren Abgänge wir aber ganz gut kompensiert haben“, ist der Trainer Pozorski überzeugt.

Zugänge: Angelos Kiskoridis (SV Bonlanden II), Constantin Cem Sarac (TSV Bernhausen), Florian Steinhauer (PSV Stuttgart), Louis Bernhard, Luka Blazevic, Norman Wede (alle eigene zweite Mannschaft).

Abgänge: Moussa Hussein, Benny Ansah Brown, Zakaria Hussein, Bilal Hussein, Okan Cetinkaya (alle Tunaspor Echterdingen), Senan Licina, Triantafilos Chasekidis (beide SV Hoffeld), Felix Wald (FC Burlafingen), Daniel Fix (FV Lörrach-Brombach II), Noureddine Labidi (Ziel unbekannt), Durim Jashari, Torsten Dörrer, Anis Ben Salem (bei allen Karriereende).

Trainer: Nikolai Pozorski (PSV Stuttgart) für David Gzim (pausiert).

Saisonziel: ein Platz in den Top fünf (Platzierung in der vergangenen Saison: 5.).

Meistertipp: ABV Stuttgart, FSV Waldebene Stuttgart-Ost.

Auftaktspiel: auswärts bei den Sportfreunden Stuttgart (Sonntag, 31. August, 15 Uhr).

Spvgg Stetten

Dass Thomas Müller irgendwann nicht mehr im Kader des FC Bayern München stehen würde, war lange undenkbar. Doch mittlerweile hat sich das personifizierte „Mia san Mia“ nach Kanada verabschiedet. Ähnlich gestaltet es sich bei Denis Dast. Nur, dass sich die Vereinslegende der Spvgg Stetten nach unzähligen Jahren bei den Aktiven des Vereins nicht für die Berge Vancouvers entschieden hat, sondern für das gemütliche Bier im Kreise der AH-Mannschaft. „Ein absolut verdienter Spieler. Ich habe selbst noch mit ihm zusammen gespielt. Mit 38 Jahren ist es völlig in Ordnung, aufzuhören“, sagt der Trainer Erdinc Cakir. Etwas wehmütig ist der Coach dennoch, zumal mit Swen Schraitle und Jakob Wucherer es zwei weitere Spieler Dast gleichgetan haben.

„Wir haben versucht, die Jungs so weit zu ersetzen, dass wir zumindest wieder die Breite im Kader haben“, berichtet Cakir. In Ioannis Lamnatos kam ein gestandener Spieler vom TSV Sielmingen. „Er passt auch menschlich gut rein und hat sich in der Vorbereitung voll reingehängt“, sagt der Trainer. Ebenso neu dabei ist der Youngster Dogan Gül, der nach wenigen Einsätzen beim FC Esslingen nun in Stetten Fuß bei den Aktiven fassen möchte. Gefreut hatte sich Cakir in der vergangenen Saison auch über die Leistung von Daniel Krämer in der zweiten Mannschaft, der dafür prompt die Beförderung erhielt. „Er hat es sich verdient, im Kader der ersten Mannschaft zu stehen“, sagt der Coach.

Im zur Seite steht nun der bisherige Kapitän Deniz Yalcin. Der 32-Jährige rückt zum spielenden Co-Trainer auf, als Ersatz für den ausgestiegenen Mike Pfisterer. „Wir wollten ihm als Verein die Gelegenheit geben, die ersten Schritte im Trainerbereich zu gehen“, sagt Cakir, der die Zusammenarbeit auf Augenhöhe sieht. Yalcin hat jüngst seine Ausbildung zur Trainer-C-Lizenz gestartet. Dass der in der vergangenen Saison verletzungsgeplagte Mittelfeldspieler auch weiter auf dem Platz stehen wird, darüber freut sich Cakir sehr. „Er ist immer noch ein sehr wichtiger Spieler für uns. Als er nicht spielen konnte, haben wir ihn schmerzlich vermisst“, sagt er. Die Spielführerbinde hat Yalcin an Maurice Horn weitergerreicht.

Zugänge: Onur Aycil (Omonia GFV Vaihingen), Dogan Gül (FC Esslingen), Ioannis Lamnatos (TSV Sielmingen), Marco Dieter (reaktiviert), Daniel Krämer (eigene zweite Mannschaft).

Abgänge: Mike Pfisterer, Timo Korn (bei beiden Fußballpause), Jakob Wucherer, Denis Dast, Swen Schraitle (bei allen Karriereende).

Trainer: Erdinc Cakir (seit Februar 2022).

Saisonziel: oberes Tabellendrittel (Platzierung in der vergangenen Saison: 7.).

Meistertipp: ABV Stuttgart, SV Sillenbuch.

Auftaktspiel: auswärts beim GFV Ermis Metanastis Stuttgart (Sonntag, 31. August, 15 Uhr).