Abdullah Coskun von Türkspor (in Rot) im Kopfballduell mit Beograds David Lazic. Foto: Günter Bergmann

Das Spitzenquartett schenkt sich nichts – auch wegen eines artistischen Tores in Münster, das für Applaus vom Gegner sorgt.

Am zehnten Spieltag der Fußball-Kreisliga A Stuttgart/Böblingen, Staffel 1, marschieren die Top Vier weiterhin im Gleichschritt. Derweil kassiert ein Trainer im Zuffenhausener Derby Gelb-Rot und muss die Wundertüte der Liga erneut eine Horrorklatsche hinnehmen. Der Blick auf die Begegnungen.

 

Türkspor Stuttgart – OFK Beograd 0:0

Nullnummer im Spitzenspiel – ein Ergebnis, mit dem wohl die wenigsten gerechnet hätten, schließlich standen sich die beiden mit Abstand gefährlichsten Offensivreihen der Liga (insgesamt 85 Saisontreffer) gegenüber. Stattdessen, und das ist vielleicht die gute Nachricht für den enttäuschten, neutralen Zuschauer, bleibt der Kampf um die Spitze genauso spannend wie zuvor. „Beide Teams waren etwas vorsichtig, aber es war nicht langweilig, sondern sehr taktisch geprägt“, berichtet Trainer Memik Erdogan, dessen Türkspor mit nach wie vor einem Tor Differenz vor den punktgleichen Beogradern auf Platz eins liegt. Er unterstreicht: „Das war kein Kreisliga-Spiel, sondern eine höherklassige Partie.“

Sah er in der ersten Halbzeit noch gemessen an den Spielanteilen ein Patt zwischen den Mannschaften, übernahmen die Seinen in Hälfte zwei das Geschehen auf dem Platz, scheiterten aber mit zwei „tausendprozentigen Chancen“ am starken Jovan Tesic im Kasten der Gäste. „Beograd war taktisch sehr diszipliniert und stand gut in der Defensive, das haben sie besser gemacht als die anderen Mannschaften in der Liga“, attestiert Erdogan dem Gegner, gleichwohl: „Aufgrund unseres Chancenpluses wäre wahrscheinlich ein Sieg verdient gewesen. Ich denke, der Gegner war erleichterter als wir über das Ergebnis.“

Während Aleksandar Rogic, Spielleiter bei Beograd, ein insgesamt gerechtes Ergebnis sah, waren sich die beiden in zwei Szenen einig: Zum einen war Gästeakteur Rade Lazic mit der gelben Karte nach einem Foulspiel nicht nur gut bedient, sondern hätte Rot sehen müssen. „Er kam zu spät und hat den Gegenspieler voll erwischt“, sagt Rogic. Auf der anderen Seite wurde den Seinen ein Elfmeter nach einem Foul im Türkspor-Strafraum verwehrt, laut beiden Trainern ebenfalls eine Fehlentscheidung.

Sein Fazit zum Spiel: „Es haben eher die Abwehrreihen geglänzt. In der ersten Hälfte waren wir besser, in der zweiten Türkspor, deswegen passt das 0:0.“ Indes freut er sich auf den weiterhin spannenden Kampf um die Spitze und ist überzeugt: „Es wird lange sehr eng bleiben. Türkspor ist für mich noch stärker als letztes Jahr, weil sie nicht nur gute Einzelspieler haben, sondern dieses Mal auch 90 Minuten gehen können.“

Tore: – Besonderes: –

TSV Münster – Sportvg Feuerbach 1:1

Auch im zweiten Spitzenduell des Spieltages trennen sich die beiden Mannschaften Remis, und bleiben Münster und Feuerbach punktgleich auf Rang drei respektive vier. „Es war ein gerechtes Ergebnis in einem guten Spitzenspiel“, sagt Gäste-Trainer Sven Damnig. Hatten die Seinen in Hälfte eins noch Probleme, ins Spiel zu finden, präsentierte das Team nach der Pause ein ganz anderes Gesicht. „Wir haben höher attackiert und die Räume besser zugemacht“, erzählt der Coach. Folgerichtig fiel kurz nach Wiederanpfiff der Ausgleich – ein Treffer der Kategorie Traumtor. Eine butterweiche Flanke von Felix Grimmelsmann flog über die beiden Münsterer Innenverteidiger hinweg, Luca Lombardi legte sich in die Luft und traf per Seitfallzieher ins Netz. „Weltklasse“, lobt der begeisterte Damnig. Sein Urteil zum Gegner: „Münster steht zurecht mit uns da oben, sie verteidigen stark und sind schwer zu knacken. Ich bin froh, dass wir ihnen den einen Punkt abgeluchst haben.“

Bei Münster bedauert der Sportliche Leiter Benjamin Beck die vertane Chance, an das Spitzenduo bis auf einen Punkt heranzurücken, er stellt aber auch klar: „Alles in allem war es ein gerechtes Unentschieden. In der ersten Halbzeit haben wir mehr getan, in der zweiten Feuerbach. Es war ein kämpferisches, aber faires Spiel.“ Die Lombardi-Flugeinlage samt verdientem Ausgleich dürfte indes auch ihm in nicht gänzlich negativer Erinnerung bleiben. „Unsere eigenen Zuschauer haben geklatscht. Das war zum Zungeschnalzen“, sagt Beck.

Tore: 1:0 Weiss (33.), 1:1 Lombardi (48.).

Besonderes: –

SG Stuttgart-West – SG Weilimdorf 0:5

„Es gibt Mannschaften, die liegen uns einfach“, sagt Philip Baltsios, der Sportliche Leiter von Weilimdorf, über den Gegner. Schon in der Rückrunde der vergangene Saison triumphierten die Seinen mit 6:3, dazwischen fuhren die Nord-Stuttgarter einen 2:0-Testspielsieg ein. Heuer sorgte das Team bereits in der ersten Hälfte für klare Verhältnisse. „Es war ein Hammer-Auftritt. Wir haben den engen Platz in West gut genutzt, schöne Tore herausgespielt und alle Zweikämpfe angenommen“, zeigt sich Baltsios zufrieden. Weil der Gegner sich in Hälfte zwei nicht aufgab, fiel der Sieg nicht noch deutlich höher aus. Lediglich Argon Gaxherri legte mit seinem zweiten Tor und dem insgesamt zehnten in der laufenden Saison noch nach. „Wir haben Selbstvertrauen getankt und sind bereit für das schwere Programm, das jetzt kommt“, konstatiert der Weilimdorfer Ex-Coach. Die nächsten Gegner haben es tatsächlich in sich. Türkspor, Beograd, TV 89 Zuffenhausen und Feuerbach stehen vor der Tür.

Auf der anderen Seite herrschte nach der Partie Kopfschütteln. „Es hat sich super komisch angefühlt. Wir waren erst gut im Spiel, aber haben uns dann überrumpeln lassen und Weilimdorf war eiskalt vor dem Tor“, sagt Wests Trainer Benedikt Goos. Sein Fazit: „Der Gegner war in allen Belangen überlegen. Sie hatten den Mut und den Willen, alles reinzuwerfen, das hat uns gefehlt. Ein komplett verdienter Sieg.“ Es ist die vierte Niederlage in Serie für den nun Neuntplatzierten, der ambitioniert in die Saison gestartet war. Freilich, zu den letzten Gegner zählten unter anderem Türkspor und Beograd, aber: „Wenn man sagt, man will oben anklopfen, ist das die Kragenweite, mit der man sich messen muss“, sagt Goos. „Deswegen sitzt der Frust natürlich schon tief, aber das muss uns jetzt als Mannschaft auszeichnen, da wieder rauszukommen.“

Tore: 0:1 Nedos (10.), 0:2 Gaxherri (21.), 0:3 Bruckner (28.), 0:4 Bruckner (42.), 0:5 Gaxherri (70.).Besonderes: –

SSV Zuffenhausen – TV 89 Zuffenhausen 3:1

Beim vor der Saison hochgehandelten und zwischenzeitlich abgestürzten SSV Zuffenhausen zeigt die Formkurve weiter steil nach oben – und hat Nevzat Dursun mit dem nunmehr dritten Sieg in seinem dritten Spiel seinen Start als alleiniger Chefcoach vergoldet. „Wir haben wieder Spaß“, sagt der Trainer zufrieden. Nach einer starken ersten Halbzeit ließ man den Revierrivalen zwar in Hälfte zwei in die Partie kommen, ernsthaft gefährdet war der Heimsieg aber nie. Auch bei einzelnen Spielern sei die Spielfreude wieder zurückgekehrt: „Es war Dennis Kloses bestes Spiel in dieser Saison und auch Tugrul Yalman wird immer besser.“ Allen voran Letzterer hat maßgeblichen Anteil am jüngsten Aufschwung. Im jetzt dritten Spiel in Folge schnürte er einen Doppelpack. Ob das Team mittlerweile das Vorsaison-Niveau erreicht hat? „Noch nicht, auch wegen der Abgänge, aber wir sind auf einem guten Weg“, sagt Dursun.

Die Erkenntnis auf der anderen Seite: „In so einem Derby geht es natürlich heiß her, da war der Gegner in der ersten Hälfte aggressiver und wacher“, sagt TV 89-Trainer Umut Yürük. Schon vor der Pause ging das Spiel verloren, auch wenn er eine leicht überlegene zweite Hälfte der Seinen sah. „Aufgrund der ersten Halbzeit war es ein verdienter Sieg“, konstatiert der Coach, der nach einem verbalen Scharmützel mit dem Schiedsrichter Gelb-Rot sah. Stein des Anstoßes war eine Szene im gegnerischen Strafraum, nach der Yürük vehement Strafstoß forderte und dabei über die Stränge schlug. „Das war blöd von mir, und tut mir auch leid gegenüber dem Schiri. Aber lieber ich, als meine Jungs“, sagt Yürük.

Indes geht es für das Team Schlag auf Schlag weiter. Am kommenden Sonntag gastiert der Tabellenzweite OFK Beograd an der Fleiner Straße. „Bis dahin muss ich die Jungs wieder auf Trab bringen“, stellt der Trainer klar.

Tore: 1:0 Klose (12.), 2:0 Yalman (24.), 3:0 Yalman (73.), 3:1 Nallinger (85.).

Besonderes: Gelb-Rot für Yürük (Trainer des TV 89, 60.).

SportKultur Stuttgart – TSV Mühlhausen 3:1

Es ist geschafft: Am zehnten Spieltag gelingt dem Aufsteiger der erste Sieg der Saison und damit auch der erste Kreisliga-A-Dreier in der Geschichte des ambitionierten Vereins. „Dementsprechend haben wir danach auch gefeiert“, verrät der Trainer Ender Mermer ausgenzwinkernd. Vor allem aber herrschte große Erleichterung, nachdem das Team zuvor immer wieder an dem ersehnten Erfolgserlebnis vorbeigeschrammt war. Ging es gegen Mühlhausen noch mit einem gerechten 1:1-Unentschieden in die Pause, „haben die Jungs es danach endlich gerissen, sie wollten den Sieg unbedingt“. Neben Doppelpacker Elias Tweneboa schrieb der Trainer die starke Leistung der Seinen auch maßgeblich zwei Neuzugängen zu, die sich nach je einjähriger Fußballpause erst kürzlich dem Team angeschlossen haben. Berkin Karadal, der zuletzt im vergangenen Jahr beim Landesligisten MTV Stuttgart kickte, und Richard Sonnengrün, zuvor beim Kreis-A-LigistenTSV Lustnau, „bringen eine Robustheit und Körpergröße mit, die uns gefehlt hat“, sagt Mermer. Unterm Strich sah der Coach einen verdienten Prämierensieg seines Teams.

Tore: 0:1 Gonzalez (4.), 1:1 Kavraz (41., Foulelfmeter), 2:1 Tweneboa (50.), 3:1 Tweneboa (57.).Besonderes: –

TSV Weilimdorf II – TSV Uhlbach 5:1

Der Aufsteiger setzt seinen jüngsten Torhunger fort und kommt auf nunmehr 21 (!) Treffer in den vergangenen drei Partien, einschließlich Bezirkspokal. „Wenn es läuft, dann läuft’s“, bestätigt der Trainer Jürgen Zeyer. Lagen die Seinen noch früh zurück und gingen mit einem 1:1-Unentschieden in die Pause, sorgte das Team im Anschluss für klare Verhältnisse. Allen voran Anthony Jeremy Raheem, zeigte sich glänzend aufgelegt und steuerte einen Dreierpack bei. Der Außenbahn-Spieler, der in den vergangenen Jahren noch bei der ersten Weilimdorfer Garde auf Landesliga-Niveau spielte, ist heuer ein vollwertiges Mitglied der zweiten Mannschaft, wie Zeyer betont: „Aus beruflichen Gründen tritt er kürzer und kann nicht mehr auf höherem Niveau spielen.“ Während Fadel Boukari, der sich gegen Uhlbach auch in die Schützenliste eintrug, immerhin ein Spiel in der aktuellen Saison für die Erste gemacht hat, steht bei Jeremy Raheem noch die Null.

Das Team ist mittlerweile auf Tabellenplatz sieben geklettert. „Wir sind nicht nur in der Liga angekommen, sondern fast schon eine eigene Marke durch unsere Auftritte“, sagt Zeyer zufrieden.

Auf der anderen Seite lautet die Problemanalyse mit Blick auf die schwache zweite Halbzeit: „Wir wollten das Spiel nach der Pause offener gestalten und haben dabei die Stabilität in der Formation verloren“, sagt Coach Joshua Menger. Hatte sich das Team in Hälfte eins defensiver orientiert, wodurch der Gastgeber Probleme hatte, sein Spiel aufzuziehen, „ist unsere Kompaktheit am Ende zerfallen“. Die verdiente Niederlage ordnet der Trainer als Teil des Prozesses ein. „Wir sind eine junge Mannschaft, die noch viel lernen muss.“

Tore: 0:1 Ogayo (15.), 1:1 Jeremy Raheem (25.), 2:1 Jeremy Raheem (47.), 3:1 Kugiumtzidis (70.), 4:1 Jeremy Raheem (75.), 5:1 Boukari (87.).

Besonderes: –

SC Stammheim – SV Prag 1:9

Was hat es nur mit diesem SC Stammheim auf sich? Der Absteiger kassiert die nächste Klatsche, die sich in eine Horrorbilanz einreiht: 2:10 gegen Türkspor, 0:11 gegen Beograd, 0:7 gegen die SG Weilimdorf, nun das 1:9 zuhause gegen Prag – so die bislang drastischsten Schiffbrüche eines Teams, das dem gesunden Menschenverstand folgend abgeschlagen auf dem letzten Platz der Tabelle liegen müsste. Doch, man höre und staune: Aktuell steht Rang dreizehn zu Buche. Auch die zwei Siege, 4:3 gegen Mühlhausen und 5:2 gegen Zazenhausen, zeigen, dass die Mannschaft sich angesichts von durchschnittlich mehr als sechs Gegentoren pro Spiel noch lange nicht aufgegeben hat.

Auch für Frederik Bruder, der Trainer des SV Prag, war die Wundertüte der Liga schwer einzuschätzen. „In der Tabelle sind wir in der gleichen Region, so ein Spiel kann immer auch schief gehen“, sagt der Coach. Bereits in der zweiten Minute brachte Paul Kress die Gäste dann aber auf die Siegerstraße, im Anschluss sorgte Henri Rösch per lupenreinem Hattrick noch vor der Pause für die Entscheidung. „Vielleicht hat sich Stammheim vor dem Spiel noch etwas ausgerechnet, aber wir haben sie kalt erwischt“, berichtet Bruder. Am Ende sah er einen auch in der Höhe verdienten Sieg, durch den sein Team auf den zehnten Platz geklettert ist.

Eine Randnotiz: Kurz vor Schluss ließ sich Stammheims Kaiwan Schulze nach dem Foulpfiff die Chancen vom Punkt nicht nehmen und betrieb Ergebniskosmetik.

Tore: 0:1 Kress (2.), 0:2 Rösch (24.), 0:3 Rösch (37.), 0:4 Rösch (45.), 0:5 Stojcic (47.), 0:6 Raiser (49.), 0:7 Ruoff (66.), 0:8 Raiser (82.), 0:9 Ruoff (84.), 1:9 Schulze (87., Foulelfmeter).

Besonderes: –

TV Zazenhausen – TB Untertürkheim 3:0

Die schwarze Serie ist beendet. Der TV Zazenhausen fährt nach zuletzt sieben Pleiten in Folge den zweiten Sieg der Saison an. „Wir sind einfach nur glücklich, es fühlt sich mega an“, sagt der Trainer Stefan Schuon über den Dreier mit Brustlöser-Charakter. Im Duell mit dem Tabellenletzten aus Untertürkheim stand für beide Seiten viel auf dem Spiel. Die Faktoren, die den Ausschlag pro Zazenhausen ausmachten: „Wir waren griffiger, bissiger, dynamischer.“ Spätestens mit dem 3:0 von Doppelpacker Sören Frank sei der Gegner auch mental besiegt gewesen. „Die Köpfe gingen nach unten. Ich kann mich in die Situation hineinversetzen“, bemerkt Schuon mit Blick auf die eigene Saison. „Dieses Mal hat es aber zum Glück nicht uns erwischt.“ Als nächstes steht das Auswärtsspiel beim Viertplatzierten Sportvg Feuerbach an. „So ein Sieg im Rücken kann das Team natürlich beflügeln, aber wir sind realistisch genug, die klare Tendenz zu sehen“, sagt er über die Rollenverteilung.

Für das Schlusslicht aus Untertürkheim ist indes kein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen. Nach zehn Spieltagen wartet das Team noch immer auf den ersten Dreier. Auch unter dem neuen Trainer Michael Kienzle, der die Mannschaft vor rund zwei Wochen übernahm und die jetzt zweite Niederlage in seinem zweiten Spiel kassierte, ist die Wende bislang nicht gelungen.

Tore: 1:0 Hepfer (22., Foulelfmeter), 2:0 Frank (28.), 3:0 Frank (48.).Besonderes: –