Kunstrasen mit Eckfahne: Die EU prüft derzeit, ob es ein Verbot von Granulat auf Kunstrasen geben wird. Foto: dpa/Fredrik von Erichsen

Granulat auf Kunstrasenplätzen soll es nicht mehr geben. Darüber denkt die EU nach. Doch was heißt das eigentlich für Stuttgart? Die Stadt will nun zwei Alternativen testen.

Stuttgart - Für viele Vereine war es im Juni eine Horrornachricht: Die EU wolle bis 2022 Granulat auf Kunstrasenplätze verbieten. Mikroplastik ist nicht biologisch abbaubar und wird als Sondermüll angesehen. Doch welche Alternativen gibt es überhaupt? Dies war nun auf Antrag der Grünen-Fraktion Thema im Sportausschuss.

Denn ein Verbot würde 33 000 Fußballer in Stuttgart hart treffen. Auf 53 Granulat-Plätze zu verzichten, wäre undenkbar. Sportamtsleiter Günther Kuhnigk konnte der Debatte gleich zu Beginn etwas Wind aus den Segeln nehmen: „Die Hysterie ist abgeflacht, denn die zuerst genannten Zahlen konnten einem ersten Faktencheck nicht standhalten – die ganze Thematik hat sich bereits versachlicht.“ Die Europäische Chemikalienagentur, ECHA, sei bereits in einem engen Austausch mit verschiedenen Verbänden, darunter auch dem Deutschen Fußballbund und dem Städte- und Gemeindetag. Das übereinstimmende Ziel aller sei, dass es kein generelles Verbot geben werde. Sollte es zu Beschränkungen kommen, dann nur mit ausreichenden Übergangsfristen von mehreren Jahren.

Alternativen sind teurer

Unabhängig davon habe die Stadt bereits einige Entscheidungen selbst getroffen. So werden ab 2020 keine granulatverfüllten Kunstrasenplätze mehr gebaut. „Andererseits gibt es natürlich auch etliche Rasen, die saniert werden müssen – damit können wir nicht warten, bis wir eine ökologische Alternative haben“, sagte Kuhnigk. Bei den sieben sanierten oder umgebauten Plätzen habe man aber bereits deutlich die Menge an Granulat reduziert. Aber auch präventiv will die Stadt offensiv auf Sportler und Eltern zugehen, um auf das Problem mit dem Mikroplastik aufmerksam zu machen, welches gern in Kleidung und Schuhen hängenbleibt. Eine weitere Maßnahme könnte sein, dass Schuhputzanlagen neben den betroffenen Plätzen aufgestellt werden, um die Teilchen direkt einzusammeln.

Langfristig gehe es darum, alternative Beläge zu finden, sagte Kuhnigk. Zur Debatte stehen Vollkunstrasen ohne Granulat, Quarzsand oder Kork. Laut Kuhnigk gibt es Nachbarstädte, die Kork nutzen und mit der Lösung nicht zufrieden sind. Deshalb werden der Vollkunstrasen und der sandgefüllte Kunstrasen im kommenden Jahr getestet. Ganz günstig seien die Alternativen jedoch nicht: „Ein Vollkunstrasen ist um 100 000 Euro teurer als einer, der mit Granulat gefüllt ist“, so Kuhnigk. Andererseits sei der Pflegeaufwand geringer. Die Stadträte jedenfalls waren sich einig, dass Granulat künftig keine Option mehr sei.