Profis und Teammitglieder müssen sich zweimal pro Woche einem Rachenabstrich unterziehen. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die Kapazitäten für Corona-Tests sind aufgebraucht, was Folgen für den Betrieb im deutschen Profifußball haben könnte. Der Deutsche Fußball Bund reagiert bereits, die Fußball-Liga hält sich bedeckt.

Stuttgart/Frankfurt - Sie waren von Anfang an zentraler Bestandteil des Hygienekonzepts der Deutschen Fußball-Liga (DFL): regelmäßige Tests sämtlicher Spieler, Trainer und Betreuer der ersten und zweiten Liga. Sie waren die Voraussetzung für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Mai.

Über den Sommer waren Testkapazitäten kein Problem. Und auch mit dem Saisonstart Mitte September brachten die zahlreichen Testreihen die Labore nicht an ihre Grenzen. Obwohl pro Woche im deutschen Profibetrieb rund 3600 Rachenabstriche (erste und zweite Liga) durchgeführt werden, machte dies nur einen Anteil von 0,3 Prozent der bundesweiten Kapazitäten aus.

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Doch jetzt hat sich die Lage zugespitzt. Durch den Anstieg der Covid-19-Infektionen schlagen die Testlabore Alarm. „Die rote Ampel haben wir überfahren“, teilte der Bundesverband der akkreditierten Labore in Deutschland mit. Von „dauerhafter Überlastung“ und „gefährlichen Zuständen“ ist die Rede. Zuletzt hatten die bundesweit 162 Testlabore ihre Kapazitäten auf 1,5 Millionen Abstriche pro Woche ausgebaut. 1,4 Millionen sogenannter PCR-Tests seien in der vergangenen Woche durchgeführt worden. „Die Reserven sind erschöpft“, heißt es nun.

In den Zentralen der Fußballverbände und bei den Clubs dürfte der Warnruf nicht ungehört verhallt sein. Zumal die Worte von DFL-Chef Christian Seifert vom April in Stein gemeißelt scheinen: „Wenn wir in solch eine Situation kommen, dass Testkapazitäten knapp werden, dann würde der Profifußball selbstverständlich zurückstecken müssen. Und wir werden das auch tun“, versprach Seifert damals.

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Am Mittwoch ließ die DFL eine Anfrage unbeantwortet. Dafür reagierte der Deutsche Fußball-Bund (DFB). Der DFB erklärte, die Testungen in der in seiner Obhut befindlichen dritten Liga sowie der Frauen-Bundesliga ab sofort zwei Tage und nicht mehr wie bisher einen Tag vor dem Spiel durchzuführen. Dies mache Pool-Testungen möglich, was eine Entlastung der Kapazitäten zur Folge habe, ließ der DFB wissen.

Derzeit sind in der dritten Liga und der Frauen-Bundesliga zusammen rund 2500 Tests pro Woche nötig. Bei Pool-Tests (Kosten: rund 100 Euro pro Person) werden nicht einzelne Ergebnisse, sondern wird das Resultat der ganzen Gruppe ausgewertet. Fällt die Gruppenuntersuchung negativ aus, fallen aufwendige Einzeltests weg.

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Auch die Handball-Bundesliga äußerte sich am Mittwoch. „Wenn andere diese Tests benötigen, dann müssten wir kürzertreten. Wir sind nicht diejenigen, die die Tests zwingend brauchen“, sagte Geschäftsführer Frank Bohmann. „Ich glaube aber nicht, dass wir das Zünglein an der Waage sind.“

Ob die Maßnahme des DFB die Labore entscheidend entlastet? Sie kritisieren, noch immer würden zu viele PCR-Tests auch ohne Symptome gemacht, und erinnerten daran, wofür die Abstriche eigentlich gedacht seien: zur Diagnose von Infektionen und zur Eindämmung der Pandemie.