Roland Merkle an seiner alten Wirkungsstätte in Rommelshausen, wo er 13 Jahre lang für die Sportvereinigung als Kapitän das Team angeführt. Foto: Eva Herschmann

Der Fußball fasziniert auch in Fellbach und in Kernen: Wir stellen in dieser Serie Akteure vor, die besondere Momente und besondere Erfolge erlebt haben. Heute: Roland Merkle, 63, der erst vor acht Jahren die Kickstiefel endgültig ausgezogen hat.

Rommelshausen - Gut fünf Jahrzehnte hat Roland Merkle die Wochenenden zumeist auf dem Fußballplatz verbracht. In einem Alter, in dem andere längst im sportlichen Ruhestand sind, hat er noch immer Fußball gespielt. Bis vor acht Jahren ist der 63-Jährige für die Stuttgarter Prominenten-Kicker aufgelaufen. „Ich konnte mir meinen Mann eigentlich gar nicht ohne Fußball vorstellen“, sagt seine Frau Uschi, die er im Jahr 1990 geheiratet hat, als er Kapitän der Spvgg Rommelshausen in der Landesliga war.

Am Tag nach der eigenen Hochzeit das Siegtor erzielt

Bei der Hochzeit von Uschi und Roland Merkle feierten Mitspieler, Trainer und Abteilungsleitung mit. „Alle haben mit der Braut getanzt, und jeder hat ihr ins Ohr gesäuselt, dass ich unbedingt am nächsten Tag im Heimspiel gegen die Spvgg Frankenbach dabei sein müsse“, sagt Roland Merkle. Morgens um 5 Uhr war die Feier zu Ende, um 14 Uhr stand der Frischvermählte auf und fuhr mit dem noch blumengeschmückten Hochzeitsauto nach Rommelshausen. „Wir haben 1:0 gewonnen, und das Tor habe ich erzielt.“

Roland Merkle hat den kürzesten Weg von seinem Wohnort Münster an seine frühere Wirkungsstätte genommen. „Über Luginsland und dann immer gerade aus geht es am schnellsten nach Rommelshausen.“ Er hat auch noch immer sein altes Kampfgewicht. 73 Kilogramm. So viel hat er auch in seinen besten Zeiten als Fußballer auf die Waage gebracht. Roland Merkle war ein Dauerbrenner auf dem Rasen. Allein 316 Spiele hat er noch für die Pro-Kis, wie sich die Prominenten-Kicker nennen, absolviert, und 135 Tore erzielt.

Mit Mitte 40 noch Torschützenkönig in der Kreisliga B

Mit Mitte 40 ist er sogar noch einmal in der Kreisliga B eingestiegen. Dieter Schlutt, der Mannschaftsbetreuer der Stuttgarter Prominenten-Kicker und damalige Trainer bei den Fußballern der TSV Strümpfelbach, rief die Pro-Kis aus Personalmangel zu Hilfe. „Axel Schmieg und ich haben ausgeholfen“, sagt Roland Merkle, der in zwölf Spielen, die er für das Team aus Strümpfelbach absolvierte, zum Torschützenkönig der Kreisliga B avancierte. Wie viele Tore er erzielte, vermag er heute nicht mehr zu sagen. „So an die 20 werden es gewesen sein“, sagt derweil Peter Grund, seit 22 Jahren Vorsitzender des Turn- und Sportvereins in der Weinstädter Teilgemeinde und in den 90er-Jahren auch für zwei Runden Trainer in Rommelshausen.

Seine Fußballerlaufbahn hat Roland Merkle als Sechsjähriger beim TSV Münster begonnen und erst mal vier Jahre in der D-Jugend gespielt, wie er grinsend erzählt. Mit der A-Jugend aus Münster war er in der Verbandsstaffel in einer Liga mit dem Nachwuchs des VfB Stuttgart und der Stuttgarter Kickers. Mit dem ersten Männerteam des TSV Münster stieg Roland Merkle in die Landesliga auf und blieb seinem Heimatverein sieben Jahre lang treu. Dann kam ein Angebot, das er einfach nicht ausschlagen konnte. Reinhold Reichert, damals Stammkraft bei der Spvgg Rommelshausen, sprach ihn nach einem Aufeinandertreffen ihrer beiden Mannschaften auf dem grünen Rasen im Verbandspokal wegen eines Wechsels an. „Der ,Ralle’ hat mich von Münster weggelotst“, sagt Roland Merkle.

Unter „Buffy“ Ettmayer und Ralf Rangnick trainiert

Dass Johann („Buffy“) Ettmayer, der ehemalige VfB-Profi, für das Training im Saint-Rambert-Stadion verantwortlich war, war für den bekennenden FC-Bayern-Fan ein Grund für den Wechsel: „Ich habe in der Rems-Murr-Auswahl unter Ralf Rangnick gespielt, und die beiden Trainercharaktere sind wie Tag und Nacht. Der eine war Professor, der andere Spaßmacher mit Wiener Schmäh.“

Einmal, als die Spvgg, die als Favorit ins Spiel gegangen war, zur Pause hinten lag, sei Buffy Ettmayer, damals Spielertrainer, wortlos in der Kabine gesessen. „Erst als der Schiedsrichter uns auf den Platz gerufen hat, meinte er trocken: Steht’s auf, geht’s raus – und dann hau’n wir die Heidelbeertruppe weg.“ Gesagt, getan.

Den Weggang erleichtert hatte ihm, dass der TSV Münster in der Saison vor seinem Wechsel ins Remstal aus der Landesliga in die Bezirksliga abgestiegen war. „Ich wollte natürlich lieber weiter oben spielen, aber ich wäre wohl auch gekommen, wenn der TSV die Klasse gehalten hätte“, sagt Roland Merkle, der 1986, zusammen mit Klaus Raff und Torhüter Jürgen Schwab zur Spvgg kam. „Roger Schreiner, auch ein ganz Guter, war schon da.“ Wie gut die Mannschaft war, zeigte sich in einem Vorbereitungsspiel gegen die Profis des VfB Stuttgart, die von Egon Coordes und Helmut Roleder trainiert wurden. „Wir haben 3:2 gewonnen. Ich hab damals Libero gespielt und bin leider hinten nicht rausgekommen“, sagt Roland Merkle.

Inzwischen baut Roland Merkle Krippen aus Holz

Buffy Ettmayer blieb drei Jahre Trainer in Rommelshausen. Roland Merkle spielte bis 2000 für den Verein, der mittlerweile in der Kreisliga B aufläuft. Mit 41 Jahren habe er aufhören wollen, erzählt er. „Doch dann kam Reiner Alhaus als Trainer. Das hat mich gereizt, also bin ich geblieben.“ Wie auch nach dem Abstieg der Spvgg aus der Landesliga in der Saison 1992/1993. Doch mittlerweile hat Roland Merkle ein neues Hobby für sich entdeckt. Der Geschäftsführer einer Maschinenbaufirma baut Krippen aus Holz. Seitdem ihr Mann das Werkeln entdeckt hat, sagt Uschi Merkle augenzwinkernd, könne sie sich ihren Mann ohne Fußball vorstellen.