Siegfried Mager (links) und Roland Steinmetz im Sami-Khedira-Stadion – bei ihrem Karrierestart gab es weder das Stadion des TV Oeffingen noch Sami Khedira. Foto: Maximilian Hamm

Der Fußball fasziniert auch in Fellbach und in Kernen: Wir wollen in dieser Serie Akteure vorstellen, die besondere Momente und besondere Erfolge erlebt haben. Heute: Siegfried Mager, der mit Roland Steinmetz ein famoses Defensivduo beim TVOe bildete.

Oeffingen - Wenn der Libero Franz Beckenbauer und der Vorstopper Hans-Georg Schwarzenbeck gemeinsam für die Fußballer des FC Bayern München oder die deutsche Nationalmannschaft auf dem Platz standen, war für die Gegner zumeist kein Durchkommen. Das kongeniale Duo prägte von Anfang bis Mitte der 1970er Jahre einen neuen Stil: Zum einen der elegante Franz Beckenbauer, den sie ob seines Auftretens den „Kaiser“ nannten – zum anderen der robuste Hans-Georg Schwarzenbeck, den alle nur „Katsche“ riefen. Sie gewannen mit ihren Teams zahlreiche nationale und internationale Titel. Wenn der damals schon fußballbegeisterte Michael Bren, heute Abteilungsleiter beim TV Oeffingen, zu jener Zeit ausgewiesene Defensivexperten sehen wollte, musste er aber nicht bis nach München fahren. Er konnte ihnen quasi vor der Haustür zusehen. Siegfried Mager, 63, und Roland Steinmetz, 64, die bei der Gründung der Oeffinger Fußballabteilung im Jahr 1968 bereits die Kickstiefel geschnürt hatten, bildeten in der untersten Spielklasse ein formidables Gespann in der Abwehr. „Der Unterschied zwischen Beckenbauer und Schwarzenbeck war größer als zwischen uns“, sagt Roland Steinmetz und lacht. „Wir haben uns blind verstanden, auch außerhalb des Platzes“, sagt Siegfried Mager.

Im ersten Jugendteam standen auch Siegfried Mager und Roland Steinmetz

Der 63-Jährige gehört zur Fußballabteilung des TV Oeffingen wie die Stollen zum Kickschuh. Die Verbindung besteht seit rund 53 Jahren – damals hatte sich eine Gruppe um Moritz Gentner um die Abteilungsgründung verdient gemacht. Im ersten Jugendteam standen auch Siegfried Mager und Roland Steinmetz, die sich bereits im Kindergarten kennengelernt hatten. Sie waren stets gemeinsam in einer Mannschaft und sind von der B-Klasse bis in die Landesliga aufgestiegen. Das war im Frühjahr 1985 – kurz vor der Einweihung des neuen Rasenplatzes auf dem Sportgelände Tennwengert – im Verbund um den Trainer Helmut Lober und Mitspielern wie Martin Schneider, Klaus Meister oder auch dem Tormann Manfred Zmudzki.

Während der Jugendzeit waren Interessenten des VfB Stuttgart bei der Familie Mager vorstellig geworden. Doch Vater Hermann Mager ließ seinen Sohn nicht ziehen. Und so beendete Siegfried Mager seine Spielerkarriere Anfang der 1990er Jahre in Oeffingen, einige Jahre nach Roland Steinmetz. Dem Verein ist er auch danach treu geblieben – bis heute; als mehrfach ausgezeichneter Jugendleiter, als Jugendtrainer, als Organisator. „Er ist eine Institution in unserer Abteilung, einfach nicht wegzudenken“, sagt Michael Bren, der im Jahr 2009 seinem verstorbenen Bruder Karlheinz Bren als Vordenker folgte.

Der Tagesablauf: Schule, Mittagessen, Keltersportplatz

Siegfried Mager erinnert sich besonders gern an den großen Zusammenhalt in der Mannschaft, die zunächst nur aus Oeffinger Spielern bestand. „Es gab im Ort keine Straße, in der nicht mindestens einer Fußball gespielt hat“, sagt er. Sein Tagesablauf war klar: Schule, Mittagessen, Keltersportplatz. Die Begeisterung für den Sport lohnte sich für ihn, denn er konnte zahlreiche Erfolge feiern. Da waren die Pokalsiege Ende der 1970er Jahre, die drei Aufstiege, und dann waren da noch die Qualifikationsspiele für den Pokalwettbewerb des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) im Jahr 1983, bei denen die unterklassige Vertretung des TV Oeffingen bis ins Viertelfinale vorstieß und hier dem Verbandsligisten TSV Ofterdingen mit 1:5 unterlegen war. Siegfried Mager blickt aber auch gern auf die Saison-Abschlussfahrt nach dem ersten Aufstieg mit dem Bus nach Kroatien zurück. Oder an das Spiel gegen die Traditionself des VfB Stuttgart zur 25-Jahr-Feier der Oeffinger Fußballabteilung, als ihm gegen den Weltmeister Guido Buchwald ein Beinschuss gelang. Manchmal haben die Verantwortlichen des TVOe auch einen Reisebus gemietet, um damit vom Trainingslager direkt zum Ligaspiel zu reisen. „Die spinnen, die Oeffinger“, hieß es dann, wie Siegfried Mager sich erinnern kann.

Die Gegner wurden in der zweiten Spielhälfte überrannt

Der gute Zusammenhalt im Team zeichnete sich auch mit einer regen Trainingsbeteiligung aus. Und wenn einmal drei Wochen lang das Flutlicht ausgefallen und lediglich Lauftraining auf dem Programm gestanden war, kamen dennoch alle ins Training. „Wir waren damals alle topfit, haben die Gegner in der zweiten Spielhälfte überrannt“, sagt Siegfried Mager, der selbst jedoch eher zu den weniger lauffreudigen Akteuren zählte. „Ich habe dann immer sein Geschwindigkeitsdefizit ausgeglichen. Wenn er ausgetrickst worden ist, war halt ich da“, sagt Roland Steinmetz mit einem Grinsen. Der 64-Jährige wohnt schon seit 1980 in Neckarweihingen, zum Oeffinger Fußballplatz kommt er nur noch selten. Wenn er dann aber doch vorbeischaut, weckt das auch in ihm tolle Erinnerungen. An die Zeit, als er die Mannschaft als Kapitän auf den Rasenplatz geführt und dann an der Seite von Siegfried Mager die Abwehrarbeit verrichtet hat. Er als robuster Abräumer, Siegfried Mager als eleganter Libero. Fast so wie die Weltmeister Franz Beckenbauer und Hans-Georg Schwarzenbeck.