Während seine Brüder noch zu Hause in Fellbach wohnen, möchte Nicolas Sessa mit den A-Junioren der TSG Hoffenheim wieder die deutsche Meisterschaft nach Sinsheim holen, wo er seit dem Sommer in einer eigenen Wohnung lebt.
Fellbach - Bei den Sessas zu Hause in Fellbach ist einiges los: Kevin dribbelt mit einem kleinen Fußball durch das Wohnzimmer, Dominic macht sich fertig für das Training, und zwischenrein rufen Marcelo und Estela ihren Söhnen immer wieder etwas auf Spanisch zu. Mit Sicherheit hat es etwas mit dem runden Spielgerät zu tun, das Kevin durch das Zimmer treibt. „Bei uns dreht sich alles darum, wir haben nur Fußball im Kopf“, sagt Marcelo Sessa. Deshalb treten seine drei Söhne auch ehrgeizig für verschiedene Vereine gegen die Kugel. Dominic für die zweite Mannschaft des VfR Aalen, Nicolas für die A-Junioren der TSG Hoffenheim und Kevin für die Jugend des FSV Waiblingen.
„Wir trainieren gerade jeden Tag“, sagt Dominic Sessa. Der 20-jährige Mittelfeldspieler hat mit vier Toren dazu beigetragen, dass die Aalener mit 22 Punkten nach 19 Spieltagen den zwölften Rang in der Oberliga belegen – ein Platz im Mittelfeld der Tabelle. Und das soll in der Rückrunde noch besser werden, Auftakt dazu ist am 28. Februar gegen den SV Kickers Pforzheim. „Wir sind zum ersten Mal in der Oberliga und waren in der Hinrunde noch etwas unerfahren“, sagt Dominic Sessa, der nach bestandenem Fachabitur aktuell zweigleisig fährt: „Ich schaue erst mal, dass ich eine Ausbildung mache.“
Der Fokus seines Bruders Nicolas liegt da noch etwas mehr auf der Fußball-Karriere – mit dem Ziel, es irgendwann in die erste Bundesliga zu schaffen. Seit seinem Wechsel vor zwei Jahren vom SGV Freiberg nach Sinsheim spielt der 18-Jährige für die A-Junioren des Bundesligisten TSG Hoffenheim. Seine Chancen stehen also gar nicht so schlecht. Zumal Markus Gisdol, der Trainer der Bundesliga-Profis, ja gar nicht so selten auf den eigenen Nachwuchs setzt. „Ich bin schon lange im Fußballgeschäft, aber viele Vereine habe ich noch nicht gesehen, die eine so gute Jugendarbeit betreiben“, sagt Papa Marcelo Sessa.
Nicolas Sessa ist der Spielmacher seines Teams. Mit seiner Technik und seinem starken linken Fuß trug er in der vergangenen Saison zum Titelgewinn der Hoffenheimer A-Junioren bei. Das Finale um die deutsche Meisterschaft gewannen sie souverän mit 5:0 gegen Hannover 96. Auch in dieser Runde ist das Team um den Trainer Julian Nagelsmann wieder auf Titelkurs. 31 Punkte bedeuten die Tabellenführung in der U-19-Bundesliga, nur eine Niederlage gab es bislang – 1:4 gegen den VfB Stuttgart. „Die Jungs haben den Ehrgeiz, jedes Spiel zu gewinnen“, sagt Marcelo Sessa, dessen Sohn Nicolas seit Sommer in einer eigenen Wohnung in Sinsheim wohnt – mit 18 musste er das Internat seines Vereins verlassen.
„Man wohnt halt nicht mehr im ‚Hotel Mama‘, wo alles gewaschen wird und immer Essen auf dem Tisch steht. Aber man gewöhnt sich schnell dran und lernt von Tag zu Tag ein bisschen mehr“, sagt Nicolas Sessa, der in Sinsheim trainiert, während die Familie in Fellbach am Esstisch sitzt.
Seit Anfang Januar trainiert er wieder mit seinem Team, weiter geht es in der Liga am Samstag (13 Uhr) mit dem Spiel beim Karlsruher SC. „Ich hoffe, die Rückrunde wird so gut wie die Hinserie. Wir müssen als Mannschaft immer 100 Prozent geben, dann klappt das“, sagt der Hoffenheimer Stammspieler, der Anfang Januar mit seinem Team beim Mercedes-Benz-Junior-Cup im Sindelfinger Glaspalast den fünften Platz belegte. Viele Teilnehmer des Junior-Cups haben es in der Vergangenheit in die erste Liga geschafft – das will Nicolas Sessa auch. „Um in der Bundesliga zu spielen, trainiere ich jeden Tag. Ich gebe immer alles, und ich will immer besser werden“, sagt er und weiß, dass er in Hoffenheim dafür gute Voraussetzungen hat. „Auch wenn es schwierig wird: Ich glaube daran, dass ich es schaffen kann.“
Für Kevin Sessa ist die Bundesliga noch kein Thema. Der 13-Jährige, der wie seine beiden älteren Brüder im Mittelfeld spielt, kickt seit dem vergangenen Sommer – nach zuvor fünf Jahren beim VfB Stuttgart – in der Jugend des FSV Waiblingen. „Ich habe schon zwei Tore geschossen und viele Vorlagen gegeben“, sagt Kevin Sessa, der damit offenbar einige Vereine auf sich aufmerksam gemacht hat. Unter anderen – die TSG Hoffenheim. „Ich will für meine Kinder nur das Beste, und dafür müssen sie jede Woche kämpfen. Von nix kommt nix“, sagt Marcelo Sessa, das Oberhaupt der längst in Fellbach beheimateten argentinischen Familie. Dann geht Dominic ins Training, und Kevin dribbelt weiter durch das Wohnzimmer, auch das ist Training.
Wie immer haben die Sessas dabei fast nur Fußball im Kopf.