Fan-Fahrten, die im Ludwigsburger B-27-Tunnel münden, soll es bei der EM nicht geben. Foto: dpa/Malte Christians

Feuerwerkskörper, Rauchbomben und bengalische Fackeln im Tunnel: Das soll es in Ludwigsburg nach aufregenden Fußballspielen bei der EM nicht geben. Wie wollen die Polizei und die Stadt auf die Euphoriebremse treten?

Ludwigsburg - „Freiheiten, wo sie möglich sind und Regeln, wo sie nötig sind“: Auf diesen gemeinsamen Nenner bringen die Ludwigsburger Stadtverwaltung und das Polizeipräsidium Ludwigsburg die geplanten Maßnahmen, die während der Fußball-Europameisterschaft vom 11. Juni bis zum 11. Juli größtmögliche Sicherheit der Fußballfans, der Anwohnerschaft und der Verkehrsteilnehmenden gewährleisten sollen.

Ob und in welchem Umfang zu Beginn und im weiteren Verlauf des Turniers Jubelfeiern und Zusammenkünfte stattfinden können, lasse sich noch schwer prognostizieren, weil die Pandemielage sich stetig verändere, schreiben Stadt und Präsidium in einer gemeinsamen Mitteilung. Nach den polizeilichen Erfahrungen aus zurückliegenden, vergleichbaren Veranstaltungen würden Fans aber wohl auch in diesem Jahr zu Autokorsos durch Ludwigsburg und möglicherweise auch zu spontanen Freudenfeiern zusammenfinden.

„Uns allen ist klar, dass viele Menschen der EM entgegenfiebern und das Turnier gerade vor dem Hintergrund jüngster Lockerungen als gute Möglichkeit zum gemeinsamen Feiern ansehen werden,“ sagt Christian Zacherle, der Leiter des Polizeireviers Ludwigsburg. „Im Interesse aller müssen wir aber auch für die Phase nach den Begegnungen einige Spielregeln vorgeben und bitten schon jetzt darum, diese Regeln auch einzuhalten, damit es zu keinen Fouls kommt.“

Knecht: „Menschenansammlungen müssen verhindert werden“

„Wir möchten den Menschen die Freude an der Fußball-EM und auch das Feiern gönnen, aber alles im Rahmen der Coronaverordnung“, so der Hinweis von Oberbürgermeister Matthias Knecht. „Wir dürfen trotz der Lockerungen nicht vergessen, dass wir die Pandemie noch lange nicht überwunden haben. Ich appelliere deshalb, sich weiter an die geltenden Regeln zu halten.“ Vor allem das Thema Abstand sei zentral, „deshalb müssen wir große Menschenansammlungen verhindern, und dafür werden Stadt und Polizei eng zusammenarbeiten“. Im Hinblick auf die Regelungen in der Gastronomie weist Knecht darauf hin, dass die Fußball-EM darauf keine Auswirkungen habe: „Deren Lockerungen werden allein über die Inzidenzzahlen gesteuert.“

Neu im Vergleich zu den Vorjahren ist die Sperrung des B-27-Tunnels, die durch Absperrungen und verkehrslenkende Maßnahmen flankiert wird. Stadt und Polizei halten das nicht nur wegen der weiterhin gültigen Kontaktbeschränkungen für notwendig, sondern auch aus Aspekten des wichtigen Brandschutzes und des allgemeinen Gesundheitsschutzes.

Zacherle: „Zur Not wird die Sperrung schlichtweg durchgesetzt“

Gesperrt wird der Tunnel bei Spielen mit erfahrungsgemäß größeren Fanreaktionen. Dazu zählen etwa die Begegnungen mit deutscher, italienischer oder türkischer Beteiligung. Zuletzt hatten sich immer wieder hunderte feiernde Fußballfans nach Spielende in den Tunnel begeben und dort in der Menschenmenge Feuerwerkskörper, Rauchbomben und bengalische Fackeln abgebrannt.

„Diese Maßnahme dient allein dem Schutz der feiernden Fans, und wir hoffen, dass sie von ihnen auch mitgetragen wird,“ sagt Christian Zacherle. Nötigenfalls werde die Sperrung aber schlichtweg durchgesetzt: „Grenzüberschreitungen durch gravierende Ordnungswidrigkeiten oder gar strafbare Handlungen werden wir weder bei Autokorsos noch bei anderen Jubelfeiern dulden.“

Als alternative „Fan-Meile“ wird die Wilhelmstraße zwischen der Wilhelmgalerie und der Stern-Kreuzung zur Verfügung stehen und im Bedarfsfall eigens dafür abgesperrt werden. „Wir setzen auf das Verständnis und die Kooperation der Fans, damit wir alle eine unbeschwerte Fußball-EM erleben können.“ Verkehrsbeeinträchtigungen im innerstädtischen Bereich werden dennoch nicht gänzlich zu verhindern sein und sollten von den Verkehrsteilnehmenden während des Turniers bei entsprechenden Begegnungen berücksichtigt werden.