Das Bildchen-Sammelfieber der Fußballfans steigt wieder. Foto: dapd

Die Sammelbildchen-Saison zur Fußball-EM wird für Deutschland größtenteils von Stuttgart aus organisiert

Stuttgart - Die Fußball-EM naht – weshalb Kinder ihren Eltern wieder in den Ohren liegen, doch Sammelbildchen zu kaufen. Der Marktführer in der Sticker-Branche Panini macht damit Millionenumsätze.

„Gibst du mir Schweini, kriegst du von mir Rooney“ – dem Knirps mit hochgezogenen Augenbrauen ist es ernst. Das Angebot, sein letztes Wort. Doch ehe das Geschäft zum Abschluss kommt, grätscht ein dritter dazwischen und bietet Ribéry und Ibrahimovic für einen Özil.

Fußball-Bildchen sind jetzt besonders an Samstagen vor Lebensmittelmärkten wieder die Leitwährung. Improvisierte Tauschbörsen von sogenannten Stickern sind die Vorboten der nahenden Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Oft stellt der Filialleiter eine oder zwei Biertischgarnituren auf, an denen mindestens so viele Erwachsene wie Kinder Platz nehmen. Ausgestattet mit Stapeln von Klebebildchen geht es darum, Lücken im Album zu füllen. Zuweilen gewinnt man dabei den Eindruck, manche Mutter und mancher Vater entwickeln hier mehr Ehrgeiz als die Sprösslinge.

Eltern stöhnen über den Trend zum Sticker

Auch der Autor dieser Zeilen wurde zu solch einer Tauschbörse geschleppt. Statt seinen normalerweise alles andere als schüchternen Kindern sollte der Papa mit anderen Papas um Bildchen feilschen. Keine Chance. Es reicht schon, dass die Kinder bei jedem Einkauf mit dem Wunsch nach Tüten, Pardon Tütchen nerven.

Es gibt durchaus Eltern, die über den Trend zum Sticker stöhnen, denn Tütchen mit Sammelbildern kaufen könnte man inzwischen ständig. Fußballbilder, Tierbilder, Bilder mit Popstars – ist die eine Bildchenperiode vorbei, beginnt bereits die nächste. Früher gab es das nur alle vier Jahre, wenn die Fußball-WM anstand, später alle zwei Jahre: Zur EM wurden bald ebenfalls Alben und in Tütchen verpackte Sticker aufgelegt. Im vorigen Jahr gab es sogar ein Sammelalbum zur WM der Fußballfrauen. Dass derzeit wieder allerorten die männlichen Fußballstars aus Europa gesammelt und eingeklebt werden, kommt da fast schon einer Rückkehr zur Normalität gleich.

Panini vertreibt seine Produkte weltweit

Pionier und Marktführer in der Sammelbildchenbranche ist die italienische Verlagsgruppe Panini, deren Deutschlandniederlassung sich in Stuttgart in der Rotebühlstraße befindet. Das erste Sammelheft – zur italienischen Serie A – veröffentlichte Panini im Jahr 1961. Längst vertreibt Panini seine Produkte weltweit.

Vor wenigen Tagen ist Panini in Deutschland in die EM-Sticker-Saison 2012 gestartet. In 75.000 Geschäfte, Tankstellen und Kiosken werden bis zum Ende der EM 70 bis 80 Millionen Tütchen à fünf Bildchen ausgeliefert. Die Startauflage des Albums beträgt drei Millionen. Zum Vergleich: Während der EM 2008 hat Panini in Deutschland 50 Millionen Tütchen verkauft. In Zeiten von großen Fußballereignissen bestreitet Panini nach eigenen Angaben rund 60 Prozent seines Umsatzes durch den Verkauf der Klebebildchen und Alben.

Vielen Sammlern sei eben wichtig, das Originalalbum zu besitzen

Ein Monopol hat Panini auf die beliebten Sticker allerdings schon lange nicht mehr. Der italienische Süßwarenhersteller Ferrero etwa kurbelt seit Jahren den Absatz seiner Schokoriegel mit beigelegten Kicker-Abbildungen an.

Auch die Lebensmittelkette Rewe mischt recht erfolgreich im Stickergeschäft mit. Aber Folgen durch mehr Konkurrenz „haben wir noch nicht wirklich gemerkt“, sagt Daniela Seufert, Marketingchefin von Panini Deutschland. Vielen Sammlern sei eben wichtig, das Originalalbum zu besitzen. „Die WM 2006 in Deutschland hat nochmals einen Boom ausgelöst, seitdem wurde unsere Verkaufserwartung immer übertroffen.“ Zudem biete man den Fans immer wieder neue Zusatzprodukte.

Das macht’s für Eltern nicht einfacher, ständig könnte man das Taschengeld erhöhen. Aber das kommt nicht in die Tüte.