Boeuf Bourguignon für das Finale Foto: privat

Der Ball ist rund und in Fußballspiel dauert 90 Minuten. Zeit genug, jedes Team kulinarisch mit eigenen Waffen zu schlagen.

Weinstadt - Klar, es ist nervenzerfetzend gewesen am Samstag. Die ganze Weinstädter Koch-Guerilla hat gebrüllt und getobt. Aber erst als das allerletzte Pizzastückle vertilgt, der letzte Parmesansplitter vom Rucolasalat vernichtet war, hat Jonas Hector doch noch den finalen Ball unter Buffon durchgeschoben. Und in der Voodoo-Küche war klar: Ohne die fulminanten Auswechsel-Pizzen unserer italienischen Nachbarn hätte das womöglich schief gehen können. Mille grazie dem La Fontana in Endersbach.

Wir können jedenfalls weiterkochen. Und angesichts der Verletztenmisere und eines Gelb gesperrten Mats Hummels werden wir diesmal gegen die große Genießernation auch ganz groß auffahren müssen. Schließlich wird sich ein Griezmann von einem schnöden elsässischen Flammkuchen kaum vom Weg zum gegnerischen Tor abbringen lassen. Und dem Pogba dürften Salade niçoise oder Ratatouille maximal ein müdes Lächeln abluchsen. Da muss in der Remstäler Voodoo-Küche geschmort werden, dass bei den Bleus so richtig die Schwarte kracht.

Es wird ein mindestens drei Stunden sanft, aber entschieden schmorendes Boeuf Bourguignon sein, mit dem wir die Equipe Tricolore mit der Nase tief in die Grasnarbe zwingen. Da wird der Speichel fließen, aber nicht beim üblichen Fußballerspucken auf den Rasen, sondern aus Verlangen nach den virtuell über das Stadion duftenden Resultaten der Kochkunst unserer Küchenguerilla.

Lloris, Giroud und Co. sind angesichts dieses kulinarischen Donnerwetters eigentlich schon geschlagen, mit knurrendem Magen ahnen sie nur noch nichts davon. Voll des urfranzösischen Schmortopfs und abgefüllt mit Bordeauxwein, Calvados und Pastis werden sie – wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen – am Ende womöglich den Ball noch ins eigene Tor tragen und dabei zusammen mit dem ganzen Stadion zu unseren Ehren die Marseillaise singen – damit sie mit den letzten Baguette-Resten noch die Überbleibsel des kulinarisch siegreichen Boeuf Bourguignon à la Endersbach auftupfen dürfen.

Genug geträumt, jetzt wird die Voodoo-Küche angeworfen, das wird ein harter Gang nachher um Neun (21 Uhr Fernseher anmachen!). Aber das Boeuf wird es richten, knapp aber verdient, wir haben es deutlich in der Soße gelesen. Pardonnez-moi, chers amis, Deutschland – Frankreich 3:2. A votre santé!