VfB-Stürmer Cacau hat seinen Platz im EM-Kader verloren. Foto: dpa

Bundestrainer nominiert endgültigen Kader – auch Torwart ter Stegen, Sven Bender und Draxler raus.

Tourrettes/Stuttgart - Geahnt hatte er ja, dass es eng werden könnte im Kampf um ein Ticket für die EM in Polen und der Ukraine. Aber als seine Ausbootung dann feststand, war Cacau (31) erst mal wie vor den Kopf gestoßen. „Es war mein großes Ziel, nach der WM in Südafrika auch bei der EM 2012 für die deutsche Nationalmannschaft auflaufen zu dürfen. Wie die jüngeren Spieler bin auch ich enttäuscht, aber ich fühle mich weiterhin als Teil der Mannschaft und wünsche ihr von ganzem Herzen, dass sie eine tolle EM spielt“, sagte der gebürtige Brasilianer.

VfB-Manager Fredi Bobic hatte schon am Mittag nach einem Anruf von Joachim Löw Bescheid gewusst: „Das ist natürlich sehr schade für Cacau. Er hätte sehr gut reingepasst. Jogi hat mir gesagt, dass es eine sehr schwierige Entscheidung gewesen ist. Cacau hat immer alles gegeben und sich im Trainingslager voll reingehauen. Am mangelnden Engagement hat es nicht gelegen.“ Bobic bedauerte die Entscheidung auch aus Sicht des VfB: „Auch für uns als Verein ist das sehr schade. Ein deutscher Nationalspieler bei der EM hätte uns sehr gut zu Gesicht gestanden.“

Ausgemustertes Quartett nahm schon nicht mehr am Training der DFB-Auswahl teil

Völlig überraschend hatte Löw bereits einen Tag vor dem Ablauf der Nominierungsfrist Torhüter Marc-Andre ter Stegen, Sven Bender, Julian Draxler und Cacau aus seinem vorläufigen Kader gestrichen. Löw gab seine Entscheidung gegen 17.30 Uhr im Trainingslager im südfranzösischen Tourrettes bekannt. Offiziell muss er seinen 23-Mann-Kader bis spätestens 12 Uhr an diesem Dienstag der Uefa melden. „Für manche war das Trainingslager eine große Chance für die Zukunft. Für manche wird es sicher hart, wenn sie nicht mit zur EM fahren. Aber es war gut, dass sie dabei waren“, hatte Löw schon am Vortag gesagt.

Das ausgemusterte Quartett nahm am Montagnachmittag schon nicht mehr am Training der DFB-Auswahl teil. Löw hatte die vier Profis zuvor in Einzelgesprächen von seiner Entscheidung unterrichtet. Alle vier traten noch am Nachmittag den Heimflug nach Deutschland an. Löw wird sich an diesem Dienstag bei der DFB-Pressekonferenz um 12.30 Uhr äußern.

„Natürlich bin ich enttäuscht. Dennoch waren die Tage im Kreis der Nationalmannschaft für mich eine interessante Erfahrung“, sagte ter Stegen. Der Schlussmann von Borussia Mönchengladbach hatte zuletzt auf den Trainerstab Eindruck gemacht, doch sein Debüt mit zwei Fehlern und fünf Gegentoren beim 3:5 gegen die Schweiz hatte die Zweifel genährt. Durch die Blume hatte Löw den Keeper bereits verabschiedet, als er sagte: „Er wird seinen Weg machen.“

Ähnlich wie ter Stegen äußerte sich Sven Bender. „Es tut mir selbstverständlich leid, dass ich nach Hause fahren muss. Ich nehme jedoch viele wichtige Eindrücke mit, die für meine weitere sportliche Entwicklung wertvoll sein werden“, sagte der Dortmunder, „gleichzeitig freue ich mich für meinen Bruder Lars, dass er bei der EM dabei sein wird.“ Jungstar Draxler sieht bereits die Teilnahme an der Vorbereitung als Gewinn an. „Die Einladung in den erweiterten EM-Kader war für mich schon ein Riesenerfolg. Das intensive Training und die gute Gemeinschaft haben mich beeindruckt“, sagte der 18 Jahre alte Schalker.

Cacau fiel der jüngst durch Löw entfachten Rivalität mit Marco Reus (22) zum Opfer. Der Bundestrainer hatte den Mönchengladbacher während des Trainingslagers plötzlich als hängenden Stürmer favorisiert – eine Rolle, wie sie Cacau in der Nationalelf innehatte. „Ich würde Reus gern mal da vorn sehen“, hatte Löw gesagt und ihn gegen die Schweiz zur Halbzeit eingewechselt. Das war wohl die Wachablösung, Cacaus Nationalmannschafts-Karriere ist damit wohl beendet. Löw versicherte zwar, dass die Streichkandidaten weiter zum Kreis gehören sollen, doch wahrscheinlich war der Kurz-Einsatz gegen die Schweiz das 23. und letzte Länderspiel für Cacau. Vor der EM 2008 waren Jermaine Jones, Patrick Helmes und Marko Marin durchs Raster gefallen, vor der WM 2010 hatte es Andreas Beck getroffen. Seither spielen die vier keine Rolle mehr im Nationalteam.