Glückwunsch: Thomas Müller (re.) und die Torschützen Julian Draxler (li.) und Mario Gomez Foto: dpa

Im Achtelfinale gegen die Slowakei zeigte die deutsche Nationalmannschaft ihr bislang bestes EM-Spiel, meint unser Reporter. Damit ist klar: Das Team ist bereit für das Duell mit Italien oder Spanien.

Lille - Man hätte noch lange schwärmen können am Sonntagabend über das, was die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft abgeliefert hatte im Achtelfinale dieser Europameisterschaft in Frankreich. Über diesen dominanten Spielstil etwa. „Wir hatten immer die Kontrolle“, sagte denn auch Joachim Löw. Über die sichere Defensivabteilung, die auch im vierten EM-Spiel ohne Gegentor geblieben ist. „Das gibt ein gutes Gefühl“, meinte dazu der Bundestrainer und lobte das Kollektiv: „Das ist nicht nur eine Frage der Abwehr.“ Oder auch über endlich erlangte Treffsicherheit in der Offensive. „Es macht einfach riesig Spaß“, sagte Mario Gomez, der das zweite der drei Treffer der deutschen Mannschaft beim 3:0 gegen die Slowakei erzielt hatte. Hochzufrieden waren sie also nach diesem souveränen und hochverdienten Sieg über die Slowaken, weil da aber etwas in naher Zukunft liegt, was schon bald wieder die volle Konzentration erfordert, erinnerte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die Seinen lieber gleich in der Stunde des Erfolgs an die Aufgaben, die sich nun stellen. „Jetzt“, sagte Reinhard Grindel, „geht es richtig los.“

Gedanken bei möglichen Gegnern

Wie der Rest des DFB-Trosses hatte auch der Verbandschef schon gleich nach dem feststehenden Einzug ins EM-Viertelfinale die Gedanken bei den möglich Gegnern. Die Ukraine (2:0), Polen (0:0) und Nordirland (1:0) hatte das deutsche Team in der Gruppenphase als Kontrahenten gehabt, in der ersten K.o.-Runde folgte die Slowakei (3:0) – und obwohl der Gegner für das Viertelfinale erst an diesem Montag ermittelt wird, steht bereits fest, was Joachim Löw aussprach: „Jetzt kommt ein anderes Kaliber.“ Spanien und Italien machen ab 18 Uhr unter sich aus, wer am Samstag (21 Uhr) in Bordeaux gegen den Weltmeister antreten darf. Oder sollte man lieber sagen: antreten muss?

Beim 3:0 gegen die Slowaken lieferte die deutsche Mannschaft jedenfalls nicht annähernd einen Anhaltspunkt, der die Konkurrenz bei dieser EM beruhigen könnte. Nach mühevollen Auftritten zu Beginn des Turniers und einer gewissen Ladehemmung zum Abschluss der Gruppenspiele, gilt seit Sonntag die Leistung gegen die teilweise überforderten Slowaken als bislang beste Turnierleistung. „Wir waren sehr, sehr gut“, lobte Löw sein Team – und auch ein bisschen sich selbst. Schließlich hatte er nicht nur mit der Hereinnahme von Julian Draxler gepunktet („Das war eine Folge seines guten Trainings“), sondern auch mit der taktischen Ausrichtung.

Von Marek Hamsik geht keine Gefahr aus

Die deutschen Außenverteidiger spielten beinahe wie Flügelstürmer, die DFB-Elf attackierte den Gegner extrem früh, die Offensivkräfte waren ständig in Bewegung – und weil den Slowaken so kaum ein nennenswerter Spielaufbau gelang, war deren Star im Grunde unsichtbar. Von Marek Hamsik ging jedenfalls keinerlei Gefahr aus. Und die deutsche Dominanz wurde schon nach acht Minuten in Zählbares umgemünzt.

Den Eckball von Toni Kroos köpften die Slowaken zwar aus der Gefahrenzone, allerdings auch genau vor die Füße von Jérôme Boateng. Der zuletzt angeschlagene Abwehrspieler zog ab und erzielte per Volleyschuss sein erstes Länderspieltor im 63. Einsatz. „Das wurde ja auch Zeit“, scherzte er später. Hätte Mesut Özil fünf Minuten später den an Mario Gomez verschuldeten Foulelfmeter verwandelt, wäre wohl schon früh Vieles klar gewesen. Der Mittelfeldmann aber scheiterte an Torhüter Matus Kozacik, weshalb es bis zur 43. Minute dauerte, ehe das Ergebnis dem Spielverlauf angepasst wurde. Draxler bediente Gomez – 2:0. Nach dem 3:0 des starken Julian Draxler in der 63. Minute war dann endgültig alles klar. Und der Blick ging bereits nach vorn.

Über die Schwere der kommenden Aufgabe wollte dabei aber niemand jammern – kein Wunder nach dieser souveränen Vorstellung im Achtelfinale. „Die schönen Spiele“ würden nun kommen, versicherte Gomez. Und Löw kündigte eine intensive und detaillierte Analyse in den kommenden Tagen an, „weil ein schwererer Gegner auf uns zukommt“. Der seit Sonntag weiß: Der Weltmeister hat wieder Fahrt aufgenommen.