Auch beim Eröffnungsspiel der EM in München gegen Schottland (5:1) lief das DFB-Team in weiß-schwarz auf. Foto: IMAGO/NurPhoto/IMAGO/MI News

Die Flagge von Deutschland ist schwarz-rot-gold. Trotzdem spielt die DFB-Elf – und andere deutsche Nationalmannschaften – traditionell in weißen Trikots. Der Grund dafür liegt rund 100 Jahre zurück.

Das pinkfarbene Auswärtstrikot der Nationalmannschaft sorgte schon vor der Fußball-Europameisterschaft für Aufsehen und löste in Teilen der Öffentlichkeit erwartbar Schnappatmung aus. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) reagierte schlagfertig mit Humor auf die Kritik. Und: Nachdem das Trikot so polarisiert hatte, bescherte es dem DFB und Ausrüster Adidas beste Verkaufszahlen.

„Das pinke Trikot ist das am besten verkaufte Auswärtstrikot in der Geschichte aller DFB-Trikots“, sagte Adidas-Sprecher Oliver Brüggen vor dem zweiten EM-Spiel der deutschen Mannschaft gegen Ungarn (2:0), nachdem das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann erstmals bei einer Endrunde in Pink angetreten war. Für manche vielleicht erstmal ungewohnt, schließ sind Deutschland-Trikots doch traditionell weißen – beziehungsweise eine Kombination aus Schwarz und Weiß. Aber warum eigentlich?

Grund für Trikotfarben liegt 100 Jahre zurück

Traditionell spielt Deutschland in weißen Heim-Trikots (mit kleineren Abwandlungen) und schwarzen Hosen, die Nationalflagge ist aber bekanntlich schwarz-rot-golden. Der Grund für die Farben der Nationaltrikots liegt über 100 Jahre zurück. Denn auch schon beim ersten deutschen Länderspiel im Jahr 1908 war das Trikot schwarz und weiß. Damals – am 5. April – spielte Deutschland im Stadion von Basel gegen die Schweiz – und verlor mit 3:5.

Bei diesem ersten offiziellen Länderspiel befand man sich noch in der Kaiserzeit – es stand also die Nationalauswahl des Deutschen Kaiserreiches auf dem Platz. Und das Gebiet des deutschen Kaiserreichs bestand aus vielen zuvor autonomen Staaten, so etwa aus dem Königreich Bayern, dem Großherzogtum Baden oder Preußen – dem damals mächtigsten und einflussreichsten Staat im deutschen Staatenbund.

Viele im Deutschen Reich – dessen Nationalflagge die Farben Schwarz, Weiß und Rot hatte – verstanden sich nicht nur als Deutsche, sondern auch als Preußen. Die Nationalflagge von Preußen wiederum war schwarz und weiß – und so entschied man sich im ersten offiziellen Länderspiel f ür diese Farbkombination bei den Trikots. Bis heute hat man sie beibehalten.

Die Tradition des schwarz-weißen Nationaltrikots findet man nicht nur bei den Fußball-Nationalmannschaften, auch die meisten anderen deutsche Nationalmannschaften oder sportliche Vertreter laufen in diesen Farben auf.

Übrigens: Die Kombination Schwarz-Rot-Gold, die in der Flagge der Bundesrepublik Deutschland ist, fand zum ersten Mal bei der EM 1988 Verwendung.

Auswärtstrikots in andere Farben

Dass die Farben der Nationalflaggen nicht oder nur wenig in den Nationaltrikots zu finden sind, ist keine Seltenheit. Abweichungen gibt es zum Beispiel auch bei den Niederlanden, die traditionell in Orange aufläuft, obwohl Rot, Weiß und Blau ihre Flagge schmücken. Anderes Beispiel: Italien. Auch die Sportler tragen keine grün-weiß-roten Trikots, sondern azurblaue Jerseys.

Die Auswärtstrikots der deutschen Fußball-Nationalmannschaften haben andere Farben und kommen immer dann zum Einsatz, wenn auch die Heimmannschaft traditionell in Weiß oder ähnlichen Farben spielt und bei der Kleiderwahl Vorrang hat. Bei den Männern ist es bei der EM das viel diskutierte pinkfarbene Trikot, bei der Frauen-Nationalmannschaft weiterhin das grüne Auswärtstrikot. Es gab aber auch schon rote oder schwarze Trikots für die Nationalmannschaften.