Albanien-Fan Myrdon Gorica Foto: Eva Herschmann

Myrdon Gorica vom Landesligisten TV Oeffingen ist in Ludwigsburg geboren, doch seine Eltern stammen aus Tirana – und der Innenverteidiger feuert das albanische Team an.

Mit den Landesliga-Fußballern des TV Oeffingen hat Myrdon Gorica zuletzt fünf Siege in Folge geholt. Es sieht so aus, als könne der TVOe doch noch den Klassenverbleib schaffen. Und wenn die Landesliga-Saison hoffentlich erfolgreich zu Ende ist, wird der Fußballer dann zum Fan. Der 27-jährige Oeffinger Innenverteidiger feuert die albanische Nationalmannschaft an – bei deren erst zweiten Teilnahme an einer Endrunde der Europameisterschaft überhaupt. Und das nicht nur vor dem Fernseher. Myrdon Gorica hat eine Karte für das zweite Gruppenspiel zwischen Kroatien und Albanien, das am 19. Juni im Hamburger Volksparkstadion ausgetragen wird.

 

Berat Djimsiti ist Goricas Lieblingsspieler

Myrdon Gorica wurde in Ludwigsburg geboren und lebt seit 15 Jahren in Remseck, doch sein Herz schlägt für Albanien. „Meine Eltern kommen ursprünglich aus der Hauptstadt Tirana, meine Oma, Tante und Cousinen leben noch dort, und ich fahre auch regelmäßig auf Besuch hin“, sagt Gorica, der seit der Saison 2016/2017 beim TVOe in der Innenverteidigung spielt. Auch sein Lieblingsspieler bei den Albanern ist ein knochenharter Verteidiger und zudem Kapitän des Teams. Berat Djimsiti, der bei Atalanta Bergamo spielt, das im Finale der Europa League am Mittwoch, 22. Mai, in Dublin auf den deutschen Meister Bayer 04 Leverkusen trifft, sei ein „Zweikampfmonster“ und extrem kopfballstark, so Gorica.

Mit dem albanischen Trikot im Volksparkstadion

Die Fahne mit dem schwarzen Doppeladler auf rotem Grund und das graue albanische Nationaltrikot wird Myrdon Gorica in die Hansestadt mitnehmen. Schließlich will er die „Kombëtarja e futbollit të Shqipërisë“ in ihrer zweiten Vorrundenbegegnung standesgemäß anfeuern. Er hofft, dass das albanische Team, das bei seiner bisher einzigen Teilnahme an einer Europameisterschaft, 2016 in Frankreich, nach der Gruppenphase ausgeschieden war, diesmal weiterkommt.

„Die Albaner haben mit Sylvinho einen brasilianischen Trainer, der schon beim FC Barcelona gespielt hat. Und sie haben in der EM-Qualifikation gegen Polen und Tschechien gewonnen“, sagt der Oeffinger Fußballer. Allerdings sei die albanische Gruppe die wohl schwerste im gesamten Turnier – mit den Gegnern Spanien, Italien und eben Kroatien. „Vielleicht schaffen sie es als einer der vier besten Gruppendritten ins Achtelfinale zu kommen.“ Dafür sei aber mindestens ein Sieg nötig. „Doch gegen Italien und Kroatien könnte was gehen für Albanien.“

Die Deutschen können es ins Halbfinale schaffen

Denn anders als in der Vergangenheit, als die Albaner einen Hau-Ruck-Fußball gespielt hätten – „in etwa so wie der TSV Pfedelbach“, sagt Myrdon Gorica grinsend – wolle Trainer Sylvinho Fußball spielen lassen. Das gelte auch für den Co-Trainer Pablo Zabaleta aus Argentinien, der von 2008 bis 2017 insgesamt 230 Partien für Manchester City in der englischen Premiere League bestritten hat. „Das Spiel der Albaner ist jetzt viel mehr auf Ballbesitz ausgerichtet.“

Noch mehr als den Albanern traut Myrdon Gorica allerdings den Gastgebern zu. „Die bisher letzten Freundschaftsspiele waren wirklich stark, ich bin überzeugt, dass Deutschland es mindestens bis ins Halbfinale schaffen kann“, sagt der 27-Jährige. Über ein Aufeinandertreffen der albanischen und der deutschen Mannschaft würde sich Myrdon Gorica riesig freuen. „Das gab es meines Wissens noch in keinem Turnier.“ Bisher trafen die beiden Nationalmannschaften nur in Qualifikationsspielen für Welt- oder Europameisterschaften aufeinander, und die Statistik spricht für die deutschen Fußballer. In 14 Begegnungen lautet die Bilanz 13 Siege für Deutschland und ein Unentschieden. Das 0:0 liegt aber schon eine Weile zurück, es war im Rahmen der Qualifikation für die erste offizielle Europameisterschaft in Italien 1968.

Im Falle des Falls für Albanien

Die jüngste Begegnung beider Nationalteams ist ebenfalls schon eine Weile her. Während der Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2002, die in Südkorea und Japan ausgetragen wurde, gewannen die Deutschen 2:0 und 2:1. „Ich fände es echt klasse, wenn es mal wieder ein Aufeinandertreffen geben würde“, sagt Myrdon Gorica. „Allerdings würde ich im Falle des Falles, den Albanern die Daumen drücken.“

Bis zum Auftaktspiel der Fußball-EM am Freitag, 14. Juni, werden wir in loser Reihenfolge Sportler aus dem Verbreitungsgebiet der Fellbacher Zeitung, die ihre Wurzeln in einem der 24 Teilnehmerländer haben, zur Nationalmannschaft ihres Landes und deren Chancen beim Turnier befragen.