Nie war der Schwede Zlatan Ibrahimovic besser als jetzt – und das, obwohl er schon 34 ist. Foto: dpa

Bei den Schweden dreht sich alles um den Superstar, der ein Meister der Selbstinszenierung ist.

Paris - Malmö, das ist die Stadt seiner Sehnsucht. Dort kommt er her. Dahin will er auch zurück. Hat er zumindest unmittelbar vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft gesagt – und schon sind die kühlen Schweden schier ausgeflippt. In den Zeitungen wurde spekuliert, dass er wohl nach Los Angeles zu LA Galaxy wechseln werde und sich bis zum Start in den USA im nächsten Jahr bei Malmö FF im Spielmodus halten wolle.

Auch in Mailand haben sie lange gehofft. Weil er den AC Milan ja großartig findet und Helena, seine Frau, in der italienischen Metropole so gerne einkauft. Flugs hat die „Gazzetta dello Sport“ einen Stadtplan gedruckt, in dem die besten Shoppingmöglichkeiten im Modeviertel rund um die Via Monte da Napoleone markiert waren.

Nun wird es aber wohl Manchester. Doch dahin kann Zlatan Ibrahimovic erst einmal nicht fliegen. Sein Nationaltrainer Erik Hamrén hat es untersagt. Aber was heißt schon verboten. Schwedens Fußballkönig lässt sich nicht herumkommandieren, und Hamrén gilt ohnehin als Ibrahimovic-Versteher. Er hat den Superstar 2010 nach dessen Rücktritt in die Nationalmannschaft zurückgeholt und findet das noch heute seine beste Idee.

Schweden zählt bei der EM zu den Außenseitern

Also hat der Coach wohl nur darauf hingewiesen, dass der große Zlatan im Moment anderes zu tun hat. Er ist in einer nationalen Mission unterwegs ist. Und diese führt ihn an diesem Montag zurück nach Paris. Nicht in den Prinzenpark, wo er in den vergangenen vier Jahren mit Paris Saint-Germain auftrumpfte, sondern weiter nördlich in das Stade de France, wo er mit Schweden (18 Uhr/ARD) gegen Irland den EM-Auftakt bestreitet.

Womöglich ist es der vorläufig letzte Auftritt des Meisters in der französischen Hauptstadt, denn die Skandinavier gelten nicht gerade als ein Team für die K.-o.-Spiele der Endrunde. Trotz eines Ibrahimovic. „Wenn man auf die Gruppe schaut, rechnet man nicht mit unserem Weiterkommen“, sagt der Mittelstürmer. Italien und Belgien gelten als die Favoriten in der Gruppe E.

Doch ein Mann mit dem gigantischen Ego Ibrahimovics schaut ja nicht auf die anderen. Er schaut lieber auf sich und seine Stärken – und die sind beeindruckend. 51 Pflichtspiele hat der Angreifer in dieser Saison mit PSG bestritten und dabei 50 Treffer erzielt sowie 19 Torvorlagen geliefert. Nie war Zlatan Ibrahimovic besser, obwohl er schon 34 Jahre alt ist.

Der Sieg in der Champions League ist sein großes Ziel

Gerade deshalb zieht es ihn ja auch weg aus Paris. Weg aus der Stadt der Mode, in der er vor wenigen Tagen passenderweise seine eigene Modelinie A-Z („Vom Amateur zu Zlatan“) präsentiert hat. Weg aus der Stadt, die er mag und zudem attraktiver findet als Barcelona oder Amsterdam, wo er auch schon gespielt hat. Das hat er zumindest erzählt, als diverse Models seine neue Sportkollektion zeigten. Doch was soll man machen, wenn man schon 13 Meisterschaften mit sechs Clubs in vier Ländern gewonnen hat, aber noch nie in die Nähe eines internationalen Titels gekommen ist? Die Champions League ist sein großes Ziel.

Einmal die Königsklasse gewinnen, das wär’s. Allerdings spielt ManUnited in der nächsten Saison in der Europa League. Ibrahimovic treibt also auch noch anderes an. „Wenn ich auf dem Platz bin, versuche ich Freude, Liebe, Energie, Adrenalin und Motivation zu teilen“, sagt der Angreifer. Große Worte eines großen Spielers, der einen großen Hang zur großartigen Selbstinszenierung demonstriert.

Aufgewachsen in einem Problemviertel

Bei der Weltmarke in Manchester glaubt Ibrahimovic jedenfalls, seine sportlichen und persönlichen Ziele eher erreichen zu können als beim Club des Emirs von Katar in Paris. Mit José Mourinho als Trainer und einer Menge Geld, das auf sein Konto fließt. 250 000 Euro pro Woche, so heißt es in England, soll der Exzentriker mit Zöpfchen für einen Vertrag bis 2017 kassieren.

Keiner würde dann in der Premier League mehr verdienen als der alte Schwede. Grundsätzlich übertrieben findet Ibrahimovic die Summen, die da gezahlt werden. Hat er mal in einem Interview von sich gegeben. Mitnehmen tut er das Geld aber gerne, denn eben dieser Wahnsinn hat ihn reich gemacht, ihn vom armen Kind bosnisch-kroatischer Einwanderer aus Rosengard zum Weltstar aufsteigen lassen.

Dort, im bekannten Problemviertel Malmös, ist Ibrahimovic aufgewachsen. Dort hat er gelernt, so zu sein, so zu reden. Dort hat er auch gelernt, so spektakulär zu spielen. Ein Taekwondo-Fußball ist das, weil der 1,95-Meter große und 100 Kilogramm schwere Kraftprotz diesen Kampfsport früher betrieben hat – und die Beweglichkeit, Artistik und Wucht in seinen Fußball integrieren konnte. Und in der Stadt seiner Sehnsucht soll sich der Kreis für Zlatan Ibrahimovic dann auch wieder schließen. Irgendwann. Hat er gesagt.