Alfred Finnbogason vom FC Augsburg: Jetzt wird es ernst mit der isländischen Nationalmannschaft bei der Euro in Frankreich. Foto: dpa

Die Isländer greifen gegen Portugal ins EM-Geschehen ein – und wollen nicht nur Frankreich-Touristen sein.

Stuttgart - Was macht Island so besonders? Einiges. Die Fußballwelt freut sich auf den ersten Auftritt der Insulaner auf der großen EM-Bühne. Und die Gegner sollten echt aufpassen.

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Isländer müsste man sein. Hin und wieder gibt es Probleme mit dem Internetempfang, da greift man an langen Winterabenden also durchaus mal zum Buch. Es gibt auch nicht viele Mitmenschen, die nerven könnten, denn auf der traumhaften Vulkaninsel südwestlich von Grönland verteilen sich 332 750 Einwohner – das sind knapp 4000 mehr, als in Bielefeld leben. Dafür aber gibt es acht Millionen Schafe, pro Isländer sind das 24 Stück. Ein bisserl gewöhnungsbedürftig ist nur die Küche: Man hat die Wahl zwischen schwarz geräuchertem Schafskopf, fermentiertem Hai oder in Molke eingelegten Hammelhoden.

Ansonsten? Es gibt keinen Grund, den Isländern nicht die Daumen zu halten bei dieser EM. Schon der Blick auf das gleichberechtigte Trainergespann zeugt vom hohen Individualismus, mit dem die Insulaner erstmals bei einem großen Turnier antreten. Heimir Hallgrimsson ist Zahnarzt. Allerdings wird sein Trainerkollege Lars Lagerbäck, ein detailverliebter Schwede, nach der EM aufhören. Also hat Hallgrimsson nach dem Frankreich-Abenteuer allein das Sagen, wird deshalb wohl seine Praxis schließen und immer weniger Zeit für seine Lieblingsbeschäftigung haben: mit Fans am Tresen über Fußball quatschen.

Die Isländer sind ein Volk des Handballs. Inzwischen ist aber auch der Fußball salonfähig. Da die Fußballplätze auf der Insel sechs Monate im Jahr unter Eis liegen, wurden riesige Hallen gebaut, in denen auch im Winter gekickt werden kann. Dass die Isländer regelmäßiger trainieren, bekamen die Niederländer zu spüren. Zwei Niederlagen gegen Island in der Qualifikation bedeuteten das Aus.

Islands Kapitän spricht stellvertretend für die ganze Truppe. „Wir tauchen in Frankreich nicht auf, um uns alles anzuschauen und die anderen Stars zu bewundern“, sagt Aron Gunnarsson und warnt damit den Supermann und Weltfußballer des Auftaktgegners Portugal, Cristiano Ronaldo.

Bei den Isländern kicken zwei Deutschland-Legionäre mit: Alfred Finnbogason vom FC Augsburg und der Lauterer Jon Bödvarsson. Attraktion der Mannschaft ist jedoch der Torhüter Hannes Halldorson. Der wog vor zehn Jahren noch stattliche 105 Kilogramm – und ist eigentlich Filmregisseur von Beruf. Ganz schwer auszurechnen, diese wunderbaren Isländer.

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