Die WM-Qualifikation ist in Gefahr, weshalb Bundestrainerin Steffi Jones in der Kritik steht. An diesem Dienstag (16.10 Uhr) geht es in Großaspach gegen die Faröer um mehr als einen Pflichtsieg: Das Team will den Kritikern zeigen, was es wirklich drauf hat.
Großaspach - Steffi Jones hat Verstärkung auf dem Podium im Presseraum der Mechatronik-Arena in Großaspach. Und wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass es sich dabei um Alexandra Popp handelt. Die Stürmerin ist eine, die Klartext redet. Die, salopp formuliert, auch mal in der Lage ist, den anderen in den Hintern zu treten. Auf alle Fälle sorgt sie für Reibungspunkte. Die sind auch dringend nötig vor dem WM-Qualifikationsspiel an diesem Dienstag (16.10 Uhr/ARD) gegen die Faröer. Der deutsche Frauenfußball ist an einem Tiefpunkt und muss um die Teilnahme an der WM 2019 in Frankreich ernsthaft bangen.
Also blickt die so heftig in die Kritik geratene Steffi Jones gebannt auf die neben ihr sitzende Alexandra Popp. „Wir wollen alles geben, Tore machen. Wir wollen uns und dem Trainerteam zeigen, was wir können“, sagt die Angreiferin vom VfL Wolfsburg, die viele gerne an Stelle der verletzten Dzsenifer Marozsán und ihrer Stellvertreterin Babett Peter als Kapitänin sehen würden. „Und wir wollen es allen zeigen, die uns derzeit auseinandernehmen“, ergänzt die 27-Jährige und blickt auf die Pressevertreter. Die Miene von Steffi Jones bleibt während der klaren Worte ihrer Spielerin regungslos. Ein leichtes Kopfnicken ist auszumachen – dann ist die Bundestrainerin mit ihrem Statement an der Reihe. Als ratlos und überfordert wurde sie nach der peinlichen 2:3-Pleite in Wiesbaden gegen Island beschrieben. Spurlos sind die Diskussionen auch um ihre Person nicht an ihr vorbeigegangen. Auf dem Podium redet sie ruhig und überlegt. Emotionen zeigt sie keine. „Wir wissen alle, worum es geht. Nur wenn wir 100 Prozent Leistung bringen, schaffen wir es, an der WM teilzunehmen“, betont die 44-Jährige. Nur die sieben Gruppensieger lösen das direkte Ticket. Die vier besten Zweiten kämpfen in Play-offs um den letzten Europa-Startplatz.
Es wird eng. Fürs Team. Für die Bundestrainerin. Die Partie gegen die Faröer, wo keine 400 Fußballerinnen über 18 Jahre registriert sind, ist wahrlich kein Maßstab. Dennoch wird das Duell zum Charaktertest. „Ich erwarte 100 Prozent Präsenz, Spielfreude und Torhunger“, sagt die gebürtige Frankfurterin. Viele Aussprachen habe es zuletzt gegeben. Innerhalb der Mannschaft. Innerhalb des Trainerteams. Zwischen den Spielerinnen und Steffi Jones. „Wir haben intern alles hinterfragt. Ich nehme nicht nur das Team, sondern auch mich in die Verantwortung“, sagt die Bundestrainerin. Dann blickt sie zu ihrer Nebensitzerin, die das Schlusswort hat: „Es wird vom Charakter her eine andere Mannschaft auflaufen als gegen Island“, verspricht Alexandra Popp.
Wie es sich für das Selbstverständnis eines aktuellen Olympiasiegers, zweimaligen Weltmeisters und achtmaligen Europameisters eigentlich auch gehört.