So sehen Sieger aus: Die VfB-Profis jubeln mit Maskottchen. Foto: Baumann

In der ersten Partie nach der Ära Matarazzo gewinnt der Bundesligist das Kellerduell gegen Schlusslicht VfL Bochum mit 4:1 – weil das Spielglück zurückgekehrt ist und ein Stürmer den Unterschied ausmacht.

Als der erste Sieg der Saison endlich perfekt war, dachte Sven Mislintat an den Mann, der dieses Glücksgefühl nicht im Kreise seiner Mannschaft erlebte – sondern vermutlich irgendwo vor einem TV-Gerät. Die Gedanken des VfB-Sportdirektors waren bei Pellegrino Matarazzo, den er am Montagabend entlassen hatte. „Manchmal“, sagte Mislintat, „ist Fußball ein A . . . loch!“

Die Erklärung für den Kraftausdruck? Lag auf der Hand. Der VfB hatte im Kellerduell des Vorletzten gegen den Letzten nicht viel anders gemacht als in den Wochen zuvor. Das Team kämpfte, leistete sich einige gröbere Schnitzer, erspielte sich sehr gute Chancen. Der Unterschied: Erstmals in dieser Saison gab es nach dem Schlusspfiff kollektiven Jubel. Weil beim 4:1 gegen den VfL Bochum das lange vermisste Spielglück zurückgekehrt war. Und weil Stürmer Silas Katompa einen herausragenden Tag hatte. „Er hat ein unfassbares Spiel gemacht“, sagte Sven Mislintat, „und diesmal ist auch das Momentum auf unserer Seite gewesen.“ Vor allem in einer Szene.

VfL Bochum verpasst den Ausgleich

2:1 lag der Gastgeber in Führung, als der ansonsten überzeugende Abwehrchef Waldemar Anton nach einer Stunde einen Aussetzer hatte. Er ließ, wohl weil er dachte, Florian Müller würde aus seinem Kasten kommen, einen Ball einfach passieren. Gerrit Holtmann sprintete dazwischen, stand plötzlich alleine vor dem VfB-Torhüter. Doch Müller parierte den Schuss des Bochumers mit einer herausragenden Fußabwehr. Es war der Moment, in dem die Partie hätte kippen können. „Wenn wir das 2:2 machen“, sagte der VfL-Mittelfeldspieler und frühere VfB-Profi Philipp Förster, „dann gewinnen wir das Spiel. Davon bin ich überzeugt. Wir haben die Partie dominiert, doch leider waren die Stuttgarter effektiver.“ Vor allem einer von ihnen.

Dass es für den VfB nicht schon früher in dieser Saison das erste Erfolgserlebnis gegeben hatte, lag auch an Silas Katompa. Zu viele Chancen, mit denen er Spiele hätte entscheiden können, vergab der 24-Jährige. Gegen den VfL Bochum zeigte er seine bisher stärkste Leistung, inklusive einer phänomenalen Startphase. Gleich in seinem ersten Dribbling düpierte Silas zwei Bochumer, ehe er im Strafraum gelegt wurde und auch noch den Elfmeter verwandelte. Es war ein richtungsweisender Treffer. Auf die Frage, was diesmal anders als sonst gewesen sei, antwortete Linksaußen Borna Sosa: „Heute haben wir in den ersten zehn Minuten ein Tor geschossen, statt eines zu bekommen.“ Das gab Sicherheit.

Wataru Endo macht den Erfolg perfekt

Naouirou Ahamada baute die Führung aus (22.), ehe Simon Zoller (29.) für die Gäste verkürzte. Nachdem die Bochumer die große Chance zum Ausgleich verpasst hatten, dauerte es nicht lange, bis die Partie entschieden war: Silas (64.) legte mit seinem zweiten Tor nach, Kapitän Wataru Endo (71.) machte den 4:1-Erfolg perfekt, der auch für den Interimstrainer des VfB eine Befreiung bedeutete. „Der Puls war bei mir schon etwas höher als sonst“, sagte Michael Wimmer, „zu Beginn der zweiten Halbzeit haben wir nicht das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Bochum war in dieser Phase deutlich besser. Florian Müller hat uns mit seiner Parade im Spiel gehalten.“

Entsprechend groß war bei VfL-Trainer Thomas Letsch die Enttäuschung: „Das Ergebnis entspricht nicht wirklich dem Spielverlauf. Leider waren wir in den entscheidenden Bereichen schlechter als der VfB.“ Bei dem es nach dem Dreier nicht nur sportliche Themen zu besprechen gab.

Zwei Trainer im Rennen

Noch ist offen, wen der Verein als Nachfolger von Pellegrino Matarazzo verpflichten und wann der neue Cheftrainer die Arbeit aufnehmen wird. Lange, das kündigte Alexander Wehrle an, werde es allerdings nicht mehr dauern. „Wir werden zwei Gespräche führen mit den beiden Kandidaten, von denen wir überzeugt sind, dass sie die Situation annehmen und den VfB weiterentwickeln“, sagte der Vorstandsvorsitzende, der sich darüber freute, dass beide Namen noch nicht in den Medien aufgetaucht sind: „Das ist ein gutes Zeichen.“

Es war nicht das einzige an diesem denkwürdigen Samstag, den Mislintat mit einem letzten Gedanken an Ex-Trainer Matarazzo beendete. „Dieser Sieg“, sagte der Sportdirektor, „trägt auch seine Handschrift.“