Das jüngste Halbfinal-Duell zwischen Bayern München und Real Madrid sahen im ZDF 9,6 Millionen Zuschauer Foto: AFP

Die Fußball-Champions-League nur noch im Bezahlfernsehen? Was ab kommenden Jahr alles auf den deutschen TV-Zuschauer zukommen wird. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Stuttgart - Die Fußball-Champions-League wird künftig nur noch im Bezahlfernsehen zu sehen sein. Wir beantworten die wichtigsten Fragen, sas ab kommenden Jahr auf den deutschen TV-Zuschauer zukommen wird.

Ab der Champions-League-Saison 2018/2019 greift ein neuer Fernsehvertrag. Was soll sich für den deutschen Zuschauer ändern?
Wie es aussieht, einiges. Spiele der Königsklasse im frei empfangbaren Fernsehen könnten dann der Vergangenheit angehören. Der bislang übertragende Sender, das ZDF, erwägt, aus dem Bieterverfahren für das neue Rechtepaket auszusteigen. Die neuen Champions-League-Player werden wohl der Bezahlsender Sky und der Streaming-Dienst DAZN (ebenfalls kostenpflichtig) sein. Einzig ein Finale mit deutscher Beteiligung müsste laut Rundfunkstaatsvertrag im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sein.
Wann fällt die Entscheidung?
„Es hätte eigentlich schon längst passiert sein sollen“, sagt Uefa-Generalsekretär Theodore Theodoridis. Die Verhandlungen sind kompliziert. Im Laufe der Woche soll die Entscheidung verkündet werden, auch wenn das ZDF am Dienstag Medienberichte dementierte, wonach ein Ausstieg bereits beschlossene Sache sei.
Um welche Summen geht es?
Nach Informationen der „Bild“-Zeitung hat das ZDF für die neue Rechteperiode 2018/19 bis 2020/21 rund 70 Millionen Euro pro Jahr geboten – 16 Millionen mehr als bislang. Dem Bericht zufolge sind aber nur Sky und DAZN bereit, zusammen die vom Verband geforderte Summe von 200 Millionen Euro pro Spielzeit aufzubringen.
Welche Beweggründe herrschen beim ZDF?
Als öffentlich-rechtliche Anstalt ist der Sender mehr als die Konkurrenz zu einem sorgsamen Umgang mit seinen Gebührengeldern verpflichtet. Schon beim Einstieg vor vier Jahren musste sich das ZDF Kritik Gefallen lassen. Der ständig wiederkehrende Vorwurf lautet: Für König Fußball werden Millionensummen ausgegeben, während andere Sportarten auf der Mattscheibe verkümmern. Dies könnte in den aktuellen Überlegungen der Senderchefs eine Rolle spielen.
Was treibt Sky und DAZN an?
Für den Platzhirsch in Sachen Pay-TV geht es darum, seine Felle nicht davonschwimmen zu sehen. Bei der Bundesliga musste er schon einen Teil des Kuchens an Eurosport abgeben, der sich fest in den Händen des US-Mediengiganten Discovery befindet. Im Bieterwettstreit um die Premier League war Sky schon DAZN unterlegen. Der Emporkömmling, der zur britischen Perform-Group gehört, will mit der Champions League nach den Sternen greifen. „In die breite Masse kommen wir nur mit den absoluten Toprechten“, argumentiert DAZN-Chefredakteur Michael Bracher. Die Losung seines vermögenden Chefs James Rushton lautet: „Was immer auf den Markt kommt, wir werden sehr aggressiv vorgehen.“
Wie verhält es sich im Ausland?
Dort gibt es die Eliteliga schon seit Längerem nur im Bezahlfernsehen zu sehen – ob ausschließlich (England, Italien, Frankreich) oder überwiegend (Spanien).
Welches Ansehen genießt die Champions League beim deutschen Zuschauer?
Glaubt man dem Fanmonitor 2017 der Beratungs- und Forschungsgruppe Goldmedia, nach wie vor ein hohes. In der Rangfolge der beliebtesten TV-Events liegt sie hinter den großen Fußball-Turnieren wie WM und EM, der Bundesliga und dem DFB-Pokal auf dem vierten Platz – noch vor Olympia.
Gibt es noch ein Hintertürchen?
Der TV-Poker bei der Handball-WM, als wenige Tage vor Turnierbeginn plötzlich ein Sponsor als Streaming-Anbieter einsprang, beweist: In diesem Geschäft ist alles möglich. Oder wie sagt es der DAZN-Chefredakteur? „Wer weiß, vielleicht kooperieren auch eines Tages alle miteinander, weil der Einzelne die Summen für Rechtelizenzen nicht mehr stemmen kann.“