Voll im Geschehen: der VfB-Stürmer Mario Gomez (links) im Zweikampf mit dem Berliner Niklas Stark. Foto: Baumann

Mario Gomez und Simon Terodde bringen den VfB Stuttgart sowie den 1. FC Köln im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga auf eine ganz eigene Art nach vorne.

Stuttgart - Jetzt ist es also wieder so weit: Simon Terodde salutiert. Nachdem er zuvor im Strafraum der Gladbacher auf diese letzte Chance gelauert hatte, sich vor den Verteidiger Jannick Vestergaard schob und sich in die Flanke hechtete – Kopfball, Tor und Sieg in letzter Sekunde. Das Stadion in Köln-Müngersdorf bebte und 350 Kilometer südlich davon, in Stuttgart-Bad Cannstatt, nahmen sie den Treffer ihres ehemaligen Lieblings mit süßsauerem Lächeln zur Kenntnis. Denn beim VfB haben sie Terodde einen solchen Einstand beim 1. FC Köln natürlich gegönnt. Er ist ja der Aufstiegsheld 2017. Aber: Er stürmt jetzt eben für einen Konkurrenten im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga – und mit dem 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach schöpfen die Rheinländer frischen Mut.

Ist Terodde doch besser als gedacht?

„Ich glaube, das Tor war nicht nur für Simon befreiend, sondern gefühlt für ganz Köln“, sagt der ehemalige VfB-Stürmer Kevin Kuranyi, der solche Momente aus der eigenen Karriere kennt. Und was sie rund um den Wasen nun befürchten, ist, dass sich Armin Veh da in der Winterpause doch einen Angreifer geschnappt hat, der besser ist, als es sein Ruf zuletzt vermuten ließ. Ein Vorgriff auf die Zukunft sei der Terodde-Transfer, spotteten böse Zungen, als der neue Sportchef des Schlusslichts den Zugang präsentierte. Denn der 29-Jährige gilt ja als exzellenter Zweitligastürmer. Den Beweis, ob es zu mehr reicht, blieb er in Stuttgart schuldig. Ob aus Mangel an Tempo oder doch als Opfer des defensiv geprägten Systems ist eine viel diskutierte Frage.

Fakt ist jedoch, dass sich die Mitarbeiter der Datenerfassungsfirmen in der Hinrunde nicht überarbeiteten, wenn sie alle paar Monate Teroddes Torstatistik aktualisierten. Auf drei Treffer bringt er es jetzt. Zwei davon erzielte er noch für den VfB, einen Ende September bei Eintracht Frankfurt, den anderen Ende Oktober gegen den SC Freiburg. Vor Weihnachten belastete die Situation den verhinderten Torjäger dann offenbar so sehr, dass Michael Reschke verstärkt nach Alternativen Ausschau hielt. Und als sich die Möglichkeit eröffnete, Mario Gomez zu verpflichten, sollen die Anstrengungen des Managers überschaubar gewesen sein, um Terodde an der Mercedesstraße zu halten.

Jetzt sind beide wieder zu Hause – Terodde beim Effzeh und Gomez beim VfB. Weshalb neben Toren auch Tage gezählt werden und sie den 18. Spieltag zur Stunde der Rückkehrer gemacht haben. Vor 2555 Tagen hatte Terodde das FC-Trikot in einem Pflichtspiel getragen, ehe er gegen Gladbach auflief. 3157 Tage waren es bei Gomez, der noch immer bei einem Saisontörchen festhängt. Wobei das 1:0 gegen Hertha BSC wird ihm ja ein Stück weit zugeschrieben, auch wenn es der Fuß des Berliner Verteidigers Niklas Stark war, der dem Ball den entscheidenden Kick gab.

Kevin Kuranyi lobt Gomez

„Nach dem Wie fragt morgen schon keiner mehr“, weiß Kuranyi. Das Ergebnis zählt. Das Erlebnis gibt es dann gratis dazu, wenn es passt. Wie in Stuttgart, als 57 000 Menschen in der Arena vor Freude hüpften, als der Ball nach Wochen der Torlosigkeit endlich im Netz lag. Oder in Köln, wo 50 000 Fans das Stadion in ein Tollhaus verwandelten. „Das kann dir natürlich einen richtigen Push geben. Man hat ja gesehen, wie groß die Erleichterung bei der Mannschaft, aber auch beim Publikum war“, sagt Kuranyi.

Abseits der Emotionen zeigt sich an den beiden Personalien aber ebenso, dass es nicht mehr reicht, sich zum Klassenverbleib zu mauern. Denn engmaschig verteidigen können alle. Es braucht Offensivkräfte, die Lücken reißen und selbst durch ein Nadelöhr treffen. Deshalb ist es kein Zufall, dass mit dem VfB und den Kölnern zwei der angriffsschwächsten Formationen neue Stürmer gesucht haben – und sich nun in einer Gewinnersituation wähnen.

„Simon ist genau der Typ, den wir vorne gebraucht haben. Ich kann jetzt schon sagen, dass er ein Volltreffer wird“, meint der FC-Trainer Stefan Ruthenbeck. Nicht weniger Lob erhält Gomez: „Mario ist noch immer einer der besten Stürmer Deutschlands. Er hat eine riesige Präsenz “, sagt Kuranyi und sieht den 32-Jährigen nicht nur als Abschlussspieler, sondern ebenso als Anspielstation im Zentrum des Sturms.

VfB Stuttgart - Bundesliga

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