Schalke-Talent Leon Goretzka, künftig FC Bayern – dem Rest der Liga bleibt nur der Trostpreis Foto: Bongarts

Leon Goretzka wechselt vom FC Schalke 04 zu den Bayern. Und auf den ersten Blick ist es wie immer: Die Lederhosen kaufen der Konkurrenz die Besten weg. „Aber das Problem liegt tiefer“, kommentiert StN-Autor Gunter Barner, „die Bundesliga blutet aus. Weil die großen Player in England und Spanien die Stars mit Geld zuschütten. Und selbst die Bayern nicht mehr mithalten können.“

Stuttgart -

Leon Goretzka, 22, wechselt im Sommer zum FC Bayern München. Er kommt ablösefrei. Vom FC Schalke 04. Das hebt zwar den Kontostand des Mittelfeldspielers, senkt aber die Chancen der Königsblauen und der restlichen Bundesliga, in absehbarer Zeit mehr zu gewinnen als den Trostpreis. Die Sportsfreunde an den Stammtischen werden mit den üblichen Reflexen reagieren und auf die Geldsäcke aus dem Freistaat schimpfen: Fällt den Lederhosen wieder nichts Besseres ein, als der Konkurrenz ihre Besten wegzukaufen! Das lenkt ab von der Aussichtslosigkeit, mit dem Club seines Herzens irgendwann einmal ähnliche Sogwirkung entwickeln zu können. Es führt aber nicht zum Kern des Problems.

Wette auf die Zukunft

Goretzka mag talentiert sein und gesegnet mit allem, was es für eine große Karriere braucht. Aber gemessen an den Erfordernissen einer international tätigen Spitzenmannschaft, ist sein Transfer kaum mehr als eine Wette auf die Zukunft. Denn realistisch betrachtet hat selbst der große FC Bayern inzwischen Mühe, die Summen aufzubringen, die der Markt für international verlässliche Spielergrößen verlangt.

Fußball lebt vom sportlichen Wettbewerb

Die Ligen, in denen Investoren das Spiel bestimmen, scannen mit großem Aufwand und irren Summen die Weiden ab, auf denen die Stars von morgen gedeihen. Höher sticht. Die Bundesliga-Vereine, überwiegend geleitet vom Bestreben, Herr im eigenen Haus zu bleiben, finden sich in der Rolle des Zweit- und Drittverwerters wieder. Das ist kein Weltuntergang, bedeutet aber, dass Bundesliga-Fußballer mit internationalen Ambitionen eher früher als später zu den Bayern oder zu den Topklubs in England und Spanien wechseln. Die Bundesliga blutet aus, die Übermacht der Bayern wird noch größer und im internationalen Vergleich sinken die Chancen deutscher Clubs drastisch. Ändern kann das nur die Europäische Fußball-Union – mit einem Financial Fair-Play, das zum Schutz der Chancengleichheit keine Schlupflöcher erlaubt. Fußball lebt vom sportlichen Wettbewerb. Wenn sich Erfolge kaufen lassen, verliert er seinen Reiz.

gunter.barner@stuttgarter-nachrichten.de