Abstiegskampf mit Haken und Ösen: Croatia-Verteidiger Tomislav Lovric (links) bremst Nephtali Diakiesse aus. Foto: Günter Bergmann

Fußball
N.A.F.I. gibt sich in Münster diesmal keine Blöße. Für den SSV spitzt sich dagegen die Lage zu.

Stuttgarter Norden - Elfmeter ist es dann, wenn der Schiedsrichter pfeift – so lautet die gängige Faustformel im Fußballsport. Das sorgt ab und zu für Meinungsverschiedenheiten. Aber genauso oft wird seitens der Vereine bemängelt, wenn die Pfeife des Unparteiischen stumm bleibt. Am 22. Bezirksligaspieltag gab es jedenfalls einige Partien, in denen die Frage „Strafstoß oder kein Strafstoß“ eine entscheidende Rolle gespielt hat – vor allem im Kampf der Kellerkinder zwischen Croatia Stuttgart und dem FC Stuttgart-Cannstatt. Aber auch bei den Partien zwischen der Sportvg Feuerbach und der Spvgg Möhringen sowie beim Spiel des SC Stammheim gegen den VfB Obertürkheim wurde mit den Entscheidungen der Schiedsrichter gehadert.

In der vergangenen Saison war die TSVgg Münster einer jener wenigen, aber effektiven Stolpersteine gewesen, die N.A.F.I. Stuttgart auf dem Weg zum Titel straucheln ließen. Ein Missgeschick, welches der Spitzenreiter in der aktuellen Runde vermeiden konnte. Zwar geriet er früh mit 0:1 in Rückstand, bügelte diesen Patzer aber durch die Treffer von Erdal Koyuncu, Denis Berger und Ugur Capar aus. Zudem verpassten es Ali Parhizi, der in der 25. Minute nur die Latte traf, und Berger, dessen Schuss noch auf der Linie des TSVgg-Tores geklärt wurde, das Resultat noch deutlicher zu gestalten. „Wir hatten 80 Prozent Ballbesitz“, sagt N.A.F.I.-Coach Damir Bosnjak. „Der Platz hat uns weitaus mehr Probleme bereitet als der Gegner.“ Einen Seitenhieb in Richtung des Unparteiischen gab es allerdings noch: „Das Tor zum 1:0 für Münster war aus klarer Abseitsposition“, behauptete Bosnjak.

Mit 1:0 hat der SC Stammheim gegen den VfB Obertürkheim gewonnen. Nach Ansicht von SC-Coach Thomas Oesterwinter hätte es ein 3:0 sein können. „Uns sind zwei glasklare Elfmeter verweigert worden“, sagte Oesterwinter. In der 10. Minute sei Dominick Maier im Obertürkheimer Strafraum von den Beinen geholt worden, was aber ungeahndet blieb. Und in der 73. Minute sei Marco Schwalb dasselbe widerfahren. Einziger Unterschied: Nachdem sich der Stammheimer Spieler über den nicht gegebenen Elfmeter beschwert hatte, handelte er sich – da bereits verwarnt – die zweite gelbe Karte ein. Was in der Summe Gelb-Rot, einen Platzverweis und ein Spiel Sperre bedeutet. Da passte es ins Bild, dass der SC, der die meiste Zeit vergeblich gegen das Obertürkheimer Abwehrbollwerk angerannt war, durch eine eher ungewöhnliche Aktion zum Siegtreffer kam. In der 84. Minute sollte das Zuspiel von Marco Bardaro eigentlich bei Sergio Mavinga landen. Der verpasste zwar den Ball um Zentimeter, irritierte damit aber den VfB-Schlussmann Carlo Babo, dass der das Spielgerät ins Tor kullern ließ.

Nun ist es zwar schön, wenn eine Mannschaft einen Strafstoß zugesprochen bekommt. Aber eben nur, wenn er auch verwandelt wird. „Vielleicht wäre das ein anderes Spiel geworden, wenn wir das Ding reingemacht hätten“, sagte Gökhan Dogan, Trainer der Sportvg Feuerbach, nach dem 0:3 gegen die Spvgg Möhringen. In der Anfangsphase der Partie hatte Roland Filipovic einen Ellenbogenschlag im Möhringer Strafraum abbekommen. Der Unparteiische zeigte auf den Punkt, und Feuerbachs Kapitän Harun Sever trat zu Strafstoß an. Allerdings schoss Sever den Elfmeter so schwach und unpräzise, dass er von Spvgg-Schlussmann Martin Brodbeck leicht pariert werden konnte. Es war die größte und gleichzeitig letzte gute Möglichkeit der Sportvg, die während der gesamten Spielzeit kaum noch zu Chancen kam. „Man kann nicht gewinnen, wenn die halbe Mannschaft weit unter Bezirksliganiveau spielt“, sagte Dogan verärgert. Beim 0:1 patzte Benjamin Orhan, dessen Pass bei den Möhringern landete. Beim 0:2 verlor Nenad Stevanovic seinen Gegenspieler aus den Augen. Und das 0:3 fiel per Elfmeter, den Orhan verursacht und Marvin Kuhn verwandelt hatte.

An Torgelegenheiten mangelte es dem MTV Stuttgart in der Partie gegen die Spvgg Cannstatt nicht. Aber wie so oft in dieser Saison tat sich die Mannschaft von Trainer Francesco Mazzella di Bosco ausgesprochen schwer, diese Chancen auch zu nutzen. Die beste Möglichkeit vergab Fadi Odesh in der 8. Minute, als er nur die Latte traf. „Wenn der reingeht, läuft es anders“, ist sich Mazzella di Bosco sicher. Zwar hatte der MTV mehr vom Spiel, doch die Cannstatter, die meist nach Standardsituationen gefährlich waren, nutzten einen Abwehrpatzer der Platzherren in der 51. Minute zur Führung. Doch dem MTV sollte noch der Ausgleich gelingen – wobei der Torschütze aus der eigenen A-Jugend kommt. In der Nachspielzeit traf Edga Constantin Tchokoteu Gondja zum 1:1. Damit steuert der MTV auf rekordverdächtigem Kurs: Es war das elfte Remis im 22. Saisonspiel.

„Ganz übel“, „mir fehlen die Worte“ – Ali Souli, Trainer des FC Stuttgart-Cannstatt, war nach der 1:2-Pleite im Kellerduell bei Croatia Stuttgart rechtschaffen sauer. Vor allem, weil der FC, der durch ein schön herausgespieltes Tor von Ömer Sahin in der 40. Minute in Front gegangen war, am Ende doch noch verlor. Haris Vrabac verwandelte in der 50. Minute einen Handelfmeter zum Ausgleich. Laut Souli eine Fehlentscheidung: „Resul Eroglu nimmt den Arm noch nach hinten und wird dann am Oberarm getroffen“, schildert der FC-Coach. Das Foul von Nephtali Diakiesse, das zum ebenfalls von Vrabac verwandelten Elfmeter in der 85. Minute führte, bestreitet Souli nicht. Aber: „Das war außerhalb des Strafraums.“ „Das Handspiel habe ich nicht gesehen, den zweiten Elfmeter kann man geben“, urteilte Croatia-Coach Branimir Bresic über die beiden strittigen Situationen. Während die Kroaten damit wieder auf Schlagdistanz zu den Nichtabstiegsplätzen sind, sieht die Lage beim FC, den nunmehr 14 Punkte vom rettenden Ufer trennen, ziemlich düster aus. Da ist es auch kein Trost, dass die bislang letzten drei Gegentore, die das Schlusslicht kassiert hat, allesamt durch Strafstöße entstanden sind. „Ich habe langsam das Gefühl, dass wir nur noch durch Elfmeter zu schlagen sind“, übt sich Souli in Zynismus.

Nur geringfügig besser als die Situation beim FC Stuttgart-Cannstatt ist die des SSV Zuffenhausen. Beim Titelanwärter SV Bonlanden verkauften sich die abstiegsgefährdeten Nord-Stuttgarter zwar teuer, gingen am Ende aber doch als Verlierer vom Platz. „Wir haben uns mit allem, was wir hatten, dagegengestemmt“, sagte SSV-Trainer Emrah Uyar nach der 0:2-Niederlage. „Aber wir haben vor dem gegnerischen Tor zu viel Unvermögen gezeigt.“ Ausgerechnet Martin Mataija, eigentlich Top-Torjäger der Zuffenhäuser, ließ die beste Möglichkeit aus. Er hatte kurz nach dem Führungstreffer der Bonlandener zwei Gegenspieler nebst Torwart aussteigen lassen, dann aber frei vor dem leeren Tor den Ball verfehlt. In der 66. Minute forderten die SSV-Spieler vergeblich Elfmeter, als Rick Hachenbruch im Strafraum der Platzherren umgestoßen wurde. Und so blieb das letzte Tor der Partie den Bonlandenern vorbehalten. Sie schossen einen Konter in der Nachspielzeit mit dem 2:0 ab.