Croatia Stuttgart und der TV Echterdingen II setzen ihren Erfolgslauf fort. Derweil erlebt die Spvgg Cannstatt zwölf schwarze Minuten, ist für einen Spieler blutüberströmt Schluss und äußert sich der Fußballchef des kriselnden TSV Musberg zum Thema „Trainerfrage“.
Ein gefühlt gleich zweifacher „Tor-des-Monats“-Schütze, ein Aufsteiger mit dem siebten Sieg in Serie und ein Tabellenzweiter Spvgg Cannstatt, der zwölf schwarze Minuten erlebt – das sind die Schlagworte zum 21. Spieltag der Fußball-Bezirksliga Stuttgart/Böblingen. Rein ergebnistechnisch ist es so, dass dem Spitzenreiter TSV Plattenhardt im Topspiel ein 1:1 gegen den SV Vaihingen gereicht hat, um seinen Vorsprung weiter auszubauen. Derweil steigt die Spannung im Kampf um Platz zwei und um den Klassenverbleib. In jenem hat das finanziell bedingte Landesliga-Aus des JC Donzdorf einen Nebeneffekt. Groß ist hiernach die Wahrscheinlichkeit, dass das Worst-Case-Szenario mit sieben Direktabsteigern erspart bleibt. Freilich, auch die sich abzeichnenden sechs sind eine happige Zahl. Rang zwölf wird voraussichtlich die Abstiegsrelegation bedeuten.
TSV Plattenhardt – SV Vaihingen
Vorne dagegen sind es nun bereits acht. Acht Punkte Polster für den TSV Plattenhardt gegenüber seinen schärfsten Verfolgern. Sollte im Weilerhau manch einer noch mit sich gerungen haben, was man vom eigenen Remis halten soll, spätestens die Resultate der Konkurrenz haben den Spieltag versüßt. Cannstatt und Holzgerlingen erneut unterlegen – so lautete die Zugabe. War dieser Sonntag nach dem 8:0-Gipfelduell-Hurra der Vorwoche also der nächste Schritt zum angepeilten Titelgewinn? Der Trainer Slobodan Markovic wäre nicht der Trainer Slobodan Markovic, würde er den Ball nicht unverändert flach halten. „Die Tabellensituation ist gut, darf jetzt aber keine Komfortzone für uns sein“, mahnt er.
Um bereits ein „Landesliga, wir kommen!“ anzustimmen, hielte es Markovic jedenfalls für deutlich zu früh. Gleiches gilt für eine mögliche eigene Vertragsverlängerung. Der Verein würde gern. „Ich gehe davon aus, dass wir auf der Trainerposition keinen Wechsel haben werden“, sagt der Abteilungsleiter Sascha Krammer. Kleine Einschränkung: „Außer es käme ein höherklassiges Angebot. Dann müsste man sehen.“ Markovic selbst sagt: „Ich fühle mich wohl hier. Aber jetzt spielen wir erst mal noch ein paar Spiele.“
Im aktuellen knackte Ekrem Servi per Kopf das Bollwerk des Gegners SV Vaihingen. Doch schlugen die Gäste zurück. David Hug schob nach einer Freistoßflanke von Paul Neuner zum Ausgleich ein. Am Ende waren die Schwarzbachkicker die erst zweite Mannschaft dieser Saison, die auf Filderstadts Höhen Zählbares mitnimmt. Bis dato war dies nur dem TSV Münster gelungen (0:0). Entsprechend konstatiert ein zufriedener Vaihinger Trainer Jeremiah Geywitz: „Dort muss man erst einmal etwas holen. Dafür braucht man einen sehr guten Tag.“
Nicht zuletzt sein Keeper hatte einen solchen. Ante Glibo, im Januar vom TSV Bernhausen gekommen, rettete beim Pflichtspieldebüt für seinen neuen Verein zuletzt zweimal im Eins-gegen-Eins. Geywitz hatte dem 20-Jährigen diesmal den Vorzug vor dem Platzhirsch Maximilian Ulmer gegeben. Begründung: „Er hatte sich diese Chance verdient.“ Auf eine feste Nummer eins will er sich auch fortan nicht festlegen. Beide Spieler sollen „sich gegenseitig pushen und ihre Einsatzzeiten bekommen“.
Auf dass vielleicht auch dieses Puzzleteil zum erhofften Überholmanöver in der Tabelle beitragen wird. Zwei Siege in den nun folgenden Heimspielen gegen den Türkischen SV Herrenberg und den TSV Musberg, und die Vaihinger wären definitiv dick im Rennen um die Vizemeisterschaft dabei.
Spvgg Cannstatt – TV Echterdingen II
Einstweilen bleibt die Spvgg Cannstatt auf dem Platz, der zur Teilnahme an der Aufstiegsrelegation berechtigen würde. Allein: Freuen kann sich darüber an der Hofener Straße niemand. Vielmehr wölben sich auf der Stirn des Trainers Christopher Eisenhardt die Sorgenfalten. „Wenn wir so weitermachen, wird das nichts mit einer guten Rückrunde“, sagt er. Die 2:5-Heimschlappe gegen die Mannschaft der Stunde, den TV Echterdingen II, konterkariert die eigenen Vorgaben. Wo hatte Eisenhardt vor allem die Hebel ansetzen wollen? Richtig, bei der aus seiner Sicht zu hohen Zahl an Gegentoren. Problem erkannt, Problem aber nicht gebannt. Nun hat sein Team in drei Punktspielen unter ihm satte neun geschluckt.
Dabei schien alles für die Cannstatter zu laufen. Zur Pause lagen sie nicht nur 2:0 vorn, sondern hatten auch einen Spieler mehr auf dem Platz. Der Gästekicker Ziad Masoud hatte mit hohem Bein seinen Gegner Carsten Bauer im Gesicht erwischt. Dem einen der beiden brachte es die rote Karte, dem anderen eine Platzwunde, die genäht werden musste. Einig waren sich alle: keine Absicht, eine unglückliche Aktion.
Das eigentliche Drama kam dann aber erst in Hälfte zwei und lässt Eisenhardt schlucken. Zwölf schwarze Minuten der Seinen mit vier Gegentoren sowie ebenfalls Rot, für Mal Hasaj wegen einer Notbremse. Zwölf Minuten kompletter Systemabsturz. Oder, um es mit dem Coach zu sagen: „Völlig außer Kontrolle.“ Ein Umstand, dem wiederum der Gegner mit Killerinstinkt begegnete. Für die Echterdinger stand unter dem Strich ihr siebter Sieg in Serie. Ein Aufsteiger mischt die Liga auf. „Wir hatten noch die Körner. Unfassbar cool, dass das noch so gelaufen ist“, sagt der Eisenhardt-Gegenüber Martin Kittelberger. Für seine Elf respektive Zehn spielten sich schließlich zwei Mann in einen Torerausch. Dem 19-jährigen Dorde Smiljic gelangen seine Saisontreffer 18 und 19. Und Johannes Kienzle steuerte einen Hattrick bei.
Dass für die Echterdinger indes der Durchmarsch schon allein statutenbedingt wohl kein Thema wird? Zur Erläuterung: Steigt die eigene „Erste“ in die Landesliga ab, wonach es stark aussieht, ist für die „Zweite“ der Weg dorthin verbaut. Kittelberger schüttelt lachend den Kopf: „Keinerlei Gedanken an so etwas. Wichtig ist: Wir haben eine super Mannschaft, die sich entwickelt.“
Croatia Stuttgart – TSV Musberg
Unterdessen kommt der nicht minder performende Mitaufsteiger Croatia Stuttgart an einer näheren Beschäftigung mit gewissen Dingen womöglich bald nicht mehr vorbei. Hilfe, erneute Aufstiegsgefahr? Mit ihrem 4:0 gegen den TSV Musberg trennt die Kroaten lediglich noch die Tordifferenz vom erwähnten zweiten Rang. Und: Sie nehmen ein Plus mit ins Restprogramm. Neunmal haben der Coach Mirko Sapina und seine Mannen noch Heimrecht, nur viermal müssen sie noch auswärts ran. „Meiner Ansicht nach käme ein weiterer Aufstieg zu früh“, sagt Sapina. Aber: „Ich denke nicht, dass der Verein Nein sagen würde, wenn es tatsächlich so kommen sollte.“
An diesem Sonntag empfahl sich zumindest einer schon mal für höhere Weihen. Der Kapitän Mario Mamusa wartete mit zwei Traumtoren auf. Erst hämmerte er den Ball von der Strafraumgrenze in den Dreiangel. Dann zeigte er, dass es statt brachial auch gefühlvoll geht. Seine Bogenlampe senkte sich von nahe der Mittellinie aus ins gegnerische Netz. Mamusa, ganz Schlitzohr, hatte erkannt, dass der Gästetorhüter Pascal Runge zu weit vor seinem Kasten steht.
Passend zur Musberger Malaise, dass Runge beim vergeblichen Rettungsversuch dann auch noch umknickte und verletzt ausgewechselt werden musste. Zwischenbilanz: sechs Niederlagen aus den vergangenen sieben Spielen, inzwischen Abstiegszone. Und nun heißen die nächsten Gegner Echterdingen, Vaihingen und VfL Herrenberg.
Eine Trainerdiskussion will Michael Hilbert, der Fußballchef des Filderclubs, gleichwohl nicht aufmachen. „Wenn wir desolate Auftritte hätten, müsste man sich Gedanken machen. Aber davon sind wir weit entfernt“, sagt er. Das Manko aus Hilberts Sicht: zu viele Fehler in der Vorwärtsbewegung. Bemerkbar machte sich zudem der Ausfall von gleich drei defensiven Leistungsträgern, namentlich Marc Wiederoder, Dennis Zschorsch (beide krank) und Franc Cagalj (Rotsperre, nun abgelaufen.)
SV Oberjesingen – SV Bonlanden
Dagegen hat sich der SV Bonlanden mit seinem 4:0-Sieg in Oberjesingen in sichere Gefilde abgesetzt. Platz acht, neun Punkte Vorsprung auf den noch kritischen zwölften Platz, den eben die Musberger belegen. Von Trainern hört man bei solch einem Stand oft dennoch Floskeln wie „für uns zählt weiterhin nur der Klassenverbleib“. Bonlandens Anleiter Carmine Napolitano sieht es so: „Frühzeitig den Deckel auf die Abstiegsfrage machen. Wir schielen in den Rückspiegel – und wollen, wenn sich die Tür noch weiter öffnet, dann aber auch die Chance nutzen“. Er meint damit die Möglichkeit auf Rang zwei, von dem die Kicker von der Humboldtstraße noch sechs Zähler entfernt sind.
Die Tendenz zeigt bei Napolitanos Team weiter nach oben, zumal sich die Seinen als kämpfende Einheit präsentieren würden und vor allem das Visier derzeit gut eingestellt hätten. „Vier Chancen in Hälfte eins bedeuteten die 3:0-Pausenführung“, berichtet Napolitano. Unter anderem erzielte Agonis Berisha seine Saisontreffer 13 und 14.
Sportvg Feuerbach – TSV Münster
Im Abstiegskampf sammelte derweil der TSV Münster durch einen 3:2-Sieg bei der Sportvg Feuerbach wichtige Punkte. Auch die Münsterer hatten einen Doppeltorschützen: Kevin Sholabomi. Der Stürmer war in der Hinrunde häufig verletzt, hatte nicht viel Spielzeit, ist aber seit der Winterpause wieder top drauf. Insgesamt kommt er in drei Spielen 2025 schon auf vier Tore und zwei Torvorlagen. „Ich und er hatten in dieser Runde viele Diskussionen“, sagt der Coach Stefan Schuon, „mir haben seine Einstellung und die Disziplin nicht gefallen“. Mit seinen Botschaften ist Schuon aber wohl angekommen. Seine Erkenntnis: „Kevin stellt sich nun in den Dienst der Mannschaft. So ist er wertvoll für uns.“
Eng wurde es noch einmal, als der Gegner durch Tore von Holly Bokilo und Marin Pranjic verkürzte. Doch anders als vor einer Woche, als Schuons Elf gegen Oberjesingen eine vermeintlich sichere Führung noch verspielt hatte, brach sie diesmal nicht ein. „Wir haben umgestellt, das Mittelfeld verdichtet und dadurch vieles erfolgreich vom Tor abgehalten“, sagt der Coach.
Auf Feuerbacher Seite sind es derweil immer wieder die gleichen Dinge, die Anlass zum Klagen geben. „Wir müssen ekliger, giftiger und weniger kompliziert spielen“, sagt der Gastgeber-Trainer Rocco Cesarano. Der Gegner habe seinem Team vorgemacht, wie man mit einfachem Fußball zum Erfolg kommen kann, anstatt alles spielerisch und fein lösen zu wollen. Die Partie gilt es für die Nord-Stuttgarter nun schnell abzuhaken. Bereits an diesem Mittwoch (19.30 Uhr) treten sie zum Nachholspiel beim SV Deckenpfonn an. 14 Endspiele stünden noch für die Seinen an, so Cesarano.
ABV Stuttgart – VfL Oberjettingen
Auch der ABV Stuttgart arbeitet weiter intensiv an seinem nächstjährigen Bezirksliga-Ticket. Das 5:2 über den VfL Oberjettingen bedeutet bereits den dritten Sieg der Degerlocher im vierten Spiel nach der Winterpause. Für den Kapitän Leon Pachonick kommt der Aufschwung nicht von ungefähr. Mannschaftliche Geschlossenheit sowie ein klarer Plan in bestimmten Spielphasen seien für den Lauf verantwortlich. Hinzu kommt eine gewisse Spielkontrolle, die das laut Pachonick jederzeit gehabt hat – „außer beim Gurkentreffer zum 1:1“. Die torreichen Argumente zum Erfolg lieferten vor allem Alen Neskic und Fabio Friese. Sie netzten jeweils zweifach ein.
TSV Rohr – VfL Herrenberg
Anders beim TSV Rohr. Dessen 1:6 gegen den VfL Herrenberg ist die dritte Pleite im Jahr 2025 – und dies jeweils mit mindestens sechs Gegentoren. Dennoch ist der Trainer Klaus Kämmerer milder gestimmt als zuletzt. „Wir waren bis zum ersten Gegentor und dann noch bis zur Halbzeit im Spiel“, sagt Kämmerer und streicht das Positive heraus. Negativ indes: die Chancenverwertung und die wiederkehrenden individuellen Fehler nach der Pause. Chris Brucker und Bastian Malchow vergaben freistehend vor dem Gästetorhüter die Chance zur Rohrer Führung. Immerhin gelang eben Brucker später noch der Ehrentreffer – gleichbedeutend mit dem ersten Treffer nach Wiederbeginn für den Vorletzten.
SV Deckenpfronn – SC Stammheim
Nichts wurde es beim Schlusslicht SC Stammheim mit dem ersten Punkt, der sich für den Neu-Trainer Stefan Diesing zuletzt angedeutet hatte. Im Gegenteil. Mit 0:6 setzte es beim SV Deckenpfronn eine saisongewohnte Abreibung.
Statistik zum 21. Spieltag
SV Deckenpfronn – SC Stammheim 6:0. Tore: 1:0 Schwarz (15.), 2:0 Wick (29.), 3:0 Kimmerle (34., Foulelfmeter), 4:0 Wetsch (39.), 5:0 Wunsch (78.), 6:0 Völler (80.). Besonderes: –
Croatia Stuttgart – TSV Musberg 4:0. Tore: 1:0 Dzakmic (10.), 2:0 Mamusa (32.), 3:0 Mamusa (54.), 4:0 Vucemilovic (63.). Besonderes: –
SV Oberjesingen – SV Bonlanden 0:4. Tore: 0:1 Poet (12.), 0:2 Berisha (21.), 0:3 Berisha (37.), 0:4 Scharnreithner (50.). Besonderes: –
Sportvg Feuerbach – TSV Münster 2:3. Tore: 0:1 Sholabomi (14.), 0:2 Sholabomi (28.), 0:3 Weiß (50., Foulelfmeter), 1:3 Bokilo (52.), 2:3 Pranjic (56., Handelfmeter). Besonderes: –
TSV Plattenhardt – SV Vaihingen 1:1. Tore: 1:0 Servi (58.), 1:1 Hug (70.). Besonderes: –
Türkischer SV Herrenberg – Spvgg Holzgerlingen 5:1. Tore: 1:0 Miftar (33.), 2:0 Karrica (36.), 3:0 Cakmak (43.), 3:1 Kislat (63.), 4:1 Karrica (66.), 5:1 Ömer Kilic (90.+3). Besonderes: Köse (Herrenberg) schießt Foulelfmeter über das Tor (3.)
ABV Stuttgart – VfL Oberjettingen 5:2. Tore: 1:0 Neskic (39.), 1:1 Seeger (47.), 2:1 Friese (53.), 3:1 Neskic (59.), 4:1 Friese (64., Foulelfmeter), 4:2 Flister (81.), 5:2 Baumgartner (87.). Besonderes: Gelb-Rot für Roth (ABV Stuttgart, 86.)
TSV Rohr – VfL Herrenberg 1:6. Tore: 0:1 Atis (18.), 0:2 Egeler (31.), 0:3 Özcan (50.), 0:4 Özcan (54.), 0:5 Atis (63.), 0:6 Atis (70.), 1:6 Brucker (71.). Besonderes: –
Spvgg Cannstatt – TV Echterdingen II 2:5. Tore: 1:0 Al Hariri (25.), 2:0 Caruso (38.), 2:1 Smiljic (59.), 2:2 Smiljic (67., Foulelfmeter), 2:3 Kienzle (69.), 2:4 Kienzle (70.), 2:5 Kienzle (88.). Besonderes: rote Karte für Masoud (Echterdingen, 31./grobes Foulspiel) und Hasaj (Cannstatt, 65./Notbremse)