Der Ex-Gärtringer Julian Immisch ist Spielertrainer bei Grün-Weiß Ottenbronn: Sein Team gehört zur erweiterten Spitzengruppe. Foto: Kraushaar

In der ehemaligen Fußball-Bezirksliga Böblingen/Calw waren sie lieb gewonnene Gegner. Nach der Strukturreform messen sich die Teams aus dem Kreis Calw aber nicht mehr mit denen aus dem Kreis Böblingen. Wie ergeht es SF Gechingen, SV Althengstett, SV Gültlingen, FV Grün-Weiß Ottenbronn, 1. FC Altburg und VfL Nagold II im neuen Bezirk Nordschwarzwald?

18 Vereine zählt die neue Bezirksliga Nordschwarzwald. Mit SF Gechingen, SV Gültlingen, SV Althengstett, FV Grün-Weiß Ottenbronn, VfL Nagold II und 1. FC Altburg kommen sechs davon aus dem ehemaligen Bezirk Böblingen/Calw. Der Zwangsabschied fiel ihnen schwer, die Begeisterung über die neue Umgebung hält sich in Grenzen.

 

Weite Fahrstrecken und der Verlust von lieb gewonnenen Derbys führen dazu, dass die Klubs bei ihren Heimspielen einen Rückgang der Zuschauerzahlen registrieren. „Klar, wer fährt schon von der SG Felldorf/Bierlingen oder vom SV Marschalkenzimmern zu uns beim SV Althengstett?!“, zeigte Platzkassier Kai Weiß am Rande des 6:0-Sieges gegen jenes letztgenannte Kellerkind Verständnis. Auch Gunter Deuble, Spielleiter beim SV Gültlingen, trauert den Lokalduellen gegen SV Deckenpfronn, SV Rohrau oder TSV Kuppingen hinterher.

Sportlich fällt es den sechs Mannschaften aus dem Kreis Calw jedoch leichter, sich zu positionieren. Die alten Bekannten sind im Bezirk Nordschwarzwald nicht nur angekommen, sondern spielen auch ordentlich mit. Keiner schwebt zur Winterpause in akuter Abstiegsgefahr. Im Gegenteil. Die drittplatzierten SF Gechingen kicken zwei Punkte hinter Spitzenreiter SpVgg Freudenstadt liegend und punktgleich mit dem Zweiten TuS Ergenzingen um den Aufstieg mit. Auch der FV Grün-Weiß Ottenbronn klopft mit weiteren vier Zählern weniger oben an. SV Althengstett, SV Gültlingen und 1. FC Altburg befinden sich in den Top Ten. Nur der VfL Nagold II muss etwas aufpassen, nicht hinten reinzurutschen.

SF Gechingen: Sehr zur Freude der Fans zeigt sich die Elf von Trainer Balazs Venter trotz des personellen Aderlasses nach dem Abstieg aus der Landesliga sportlich stabil. Immerhin war mit Salvatore Tommasi, Edison Bahramaj, Jannik Reyle und Pascal Buyer eine komplette Sturmreihe weggebrochen. Auch die Lücke im Tor, wo der Abgang von Tim Schuldt zum GSV Maichingen bewältigt werden musste, und in der Abwehr mit dem Fehlen von Maximilian Kern konnte geschlossen werden.

Marius Bürkle und die SF Gechingen spielen um den Aufstieg mit: Das im Foto zu sehende Topspiel gegen TuS Ergenzingen gewannen die Sportfreunde mit 2:1. Foto: Albert Kraushaar

FV Grün-Weiß Ottenbronn: Sechs, beziehungsweise vier Punkte Rückstand auf das Führungsduo stehen aktuell zu Buche. Obwohl personell nicht auf Rosen gebettet und mit relativ bescheidenen Mitteln ausgestattet, hält die Elf des Ex-Gärtringers Julian Immisch Kontakt zur Spitzengruppe. Der Spielertrainer bildet unter anderem mit Torjäger Yannick Binder (11 Treffer), den Mandel-Brüdern Fabio und Levin, Lucas und Fabian Weber sowie Edeltechniker Micael Marques Jason Linkenheil, Matthias Koch, Deniz Bünyamin oder Marco Schönfelder eine Startelf, die in bislang 20 absolvierten Partien eine funktionierende Einheit darstellt.

SV Gültlingen: Nach einem richtig guten Start mit 22 Punkten und Rang drei nach zehn Spieltagen schien die Sonne, auch wenn sich der Klub ein paar Fans mehr gewünscht hätte. Die Truppe ist geprägt von einem herausragenden Zusammenhalt auf und neben dem Platz. „Wir sind eine eingespielte Einheit, stehen kompakt und können jedem Gegner das Leben schwer machen“, sieht Spielleiter Gunter Deuble ein großes Plus. Von Landesliga will das SVG-Urgestein jedoch nichts wissen. Als eine Art Mädchen für alles reichen ihm die jetzigen täglichen Herausforderungen völlig aus. Darüber hinaus ist sein Team sowieso nach einer Negativserie auf Rang acht abgerutscht.

Aufgrund der Kompaktheit ist der SV Gültlingen immer schwer zu bespielen. Foto: Albert Kraushaar

SV Althengstett: Die konsequente Aufwärtsentwicklung der Elf von Coach Daniel Sajko hält an. Ein Highlight war der 1:0-Sieg im Nachbarschaftsderby gegen die SF Gechingen. In die positive Grundstimmung fällt jedoch der Abschied von Merabi Andguladze, der zurück in seine Heimat muss. „Schnell, leichtfüßig und vielseitig verwendbar – er wird uns fehlen“, hadert der Übungsleiter, der zuvor auch weitere Rückschläge wie Verletzungen bei Innenverteidiger Nail Hamulic und Stürmer Christoph Hindenach verkraften musste.

1. FC Altburg: Der 4:3-Erfolg in einem wilden Spiel gegen den VfL Nagold II verhalf der Mannschaft von Benjamin Barg Anfang Dezember zu einem 9-Punkte-Polster auf den vermeintlichen ersten Abstiegsplatz. Der Ex-Profi auf der Kommandobrücke stand vor dem Problem, dass er mit dem Laufbahnende von Hansi Lörcher und Tim Blaich insgesamt 22 Tore aus der Vorsaison ersetzen musste. Neben dem Tempo von ersterem fiel ihm mit letzterem auch ein großgewachsener, kopfballstarker Zielspieler im Sturmzentrum weg. Die Ausfälle von Innenverteidiger Maximilian Raisch und Mittelfeldmann Niklas Roller führten dazu, dass der Coach selbst nach längerer Zeit wieder zum Spielertrainer wurde. Der Umbruch verlief schleppend, erst ab dem siebten Spieltag entstand langsam ein Puffer zur gefährlichen Zone.

VfL Nagold II: „19 Partien in der Liga, dazu zwei im Pokal – das Pensum ist echt verrückt.“ Trainer Michael Steger, ehemals unter anderem SV Deckenpfronn, war am letzten Spieltag im alten Jahr nicht nur wegen der 3:4-Niederlage beim 1. FC Altburg angefressen. „Wir lassen uns zu leicht die Gegentore einschenken“, brummelte er. „Wir könnten locker acht, neun Punkte mehr haben“, gehen ihm vor allem die acht Unentschieden auf den Keks. Dass er bei einer zweiten Mannschaft viel improvisieren muss, ist kein Geheimnis. Eine eingespielte Elf sieht anders aus. Da er aber immer wieder auf Unterstützung aus dem Landesliga-Kader bauen kann, muss man sich vermutlich keine Sorgen machen.