Der Mann lässt keinen Titelträger im Regen stehen: Staffelleiter Gerhard Fischer (r.) überreicht den Meisterschaftswimpel an N.A.F.I.-Kapitän Danijel Bosnjak. Foto: Pressefoto Baumann

Fußball
Dem Spitzenreiter reicht ein knapper 1:0-Erfolg beim VfB Obertürkheim, um sich im zweiten Anlauf den Titel zu sichern.

Stuttgarter Norden - Es lief die 67. Minute im Bezirksligaspiel, als ein erleichtertes Stöhnen durch die Reihen der Anhängerschaft von N.A.F.I. Stuttgart ging. Denn der Gegner des Tabellenführers der Fußball-Bezirksliga, der VfB Obertürkheim, hatte soeben seine einzige klare Tormöglichkeit vergeben. „Ein Gegentor, und wir sind tot“, sagte ein Zuschauer zu seinen Sohn. Denn N.A.F.I., Titelanwärter Nummer eins, führte zu diesem Zeitpunkt gerade einmal mit 1:0. Und der Rivale SV Bonlanden lag schließlich nur einen Punkt in der Tabelle zurück. Am Ende machte N.A.F.I. auf diese minimalistische Weise sein Meisterstück perfekt. Es blieb beim 1:0, während die Bonlandener in Rohr nicht über ein 1:1 hinauskamen. Doch nicht nur im Titelkampf, sondern auch im Tabellenkeller war Spannung bis zum letzten Spieltag angesagt. Croatia Stuttgart rettete sich durch ein 3:2 über Türkspor Stuttgart endgültig vor der Relegation. Die muss nun der SV Sillenbuch bestreiten, der – obwohl die TSVgg Münster vom MTV mit 6:1 abgestraft wurde – bei Punktgleichheit die schlechtere Tordifferenz als die Münsterer hat. Damit endet die Saison für die Elf vom Kräherwald ebenso versöhnlich wie für den SC Stammheim, der das Derby gegen die Sportvg Feuerbach mit 4:3 gewann. Und sogar der SSV Zuffenhausen, der bereits als Absteiger feststand, darf mit einem kleinen Glücksgefühl den Gang eine Etage tiefer antreten. Die Zuffenhäuser besiegten Schlusslicht und Mitabsteiger FC Stuttgart-Cannstatt mit 4:1.

Obwohl es bereits der zweite Aufstieg innerhalb von drei Jahren war, den Damir Bosnjak, Trainer von N.A.F.I. Stuttgart, mit seinem Team bewältigt hat – der Sprung nach oben scheint ein wenig Eingewöhnungszeit zu brauchen., „Ich muss das erst mal sacken lassen“, sagte Bosnjak nach dem 1:0-Erfolg beim VfB Obertürkheim, mit dem der Spitzenreiter seine Meisterschaft zementierte. Zwar hatte der Coach bei seiner Mannschaft vor der Partie mehr Euphorie als Selbstzweifel erkannt, doch auf dem Platz war dem Tabellenführer anzumerken, welch großer Druck auf den Spielern lastete. Und so richtete sich das taktische Augenmerk von N.A.F.I. in erster Linie auf Ballbesitz und Spielkontrolle. Da aber das taktische Konzept der Obertürkheimer in erster Linie auf massive Defensive ausgerichtet war, blieben Torchancen zunächst rar. Erdal Koyuncu prüfte in der 2. Minute VfB-Schlussmann Carlo Babo. In der 15. Minute verfehlte ein Kopfball von Haris Grahic knapp sein Ziel. Und in der 17. Minute fand Denis Berger in Babo seinen Meister. Elf Minuten später war der Torwart der Obertürkheimer jedoch überwunden. Babos Abwehraktion nach einem Schuss von Berger ließ den Ball in hohem Bogen durch den Strafraum der Platzherren segeln. Koyuncu schaltete am schnellsten und bugsierte das Spielgerät per Kopf zum 1:0 für N.A.F.I. über die Linie. Kurz vor der Pause verhinderten erst Babo mit einem Klasse-Reflex beim Kopfball von Erdinc Bozoglu, dann der Pfosten bei einem Schuss von Ali Parhizi den zweiten Treffer für die Gäste. Auch in Hälfte zwei galt für den Aufstiegsanwärter: Chancen waren da, aber Pech, mangelnde Entschlossenheit und Babo verhinderten die Vorentscheidung. Erdem Akcan traf in der 46. Minute den Pfosten, Koyuncu per Freistoß in der 76. Minute die Latte. In der 83. Minute scheiterte Ugur Capar an Babo, und eine Minute später wurde der von Versuch von Koyuncu zur Ecke abgefälscht. Wie schon eingangs erwähnt hatte der VfB nur ein einzige Torgelegenheit, die aber ebenfalls ungenutzt blieb – und somit war der Weg zum Titel für N.A.F.I. geebnet.

Der SC Stammheim und die Sportvg Feuerbach lieferten sich derweil ein Derby, wie es nur zwei Mannschaften tun können, für die es um nichts mehr geht. Und so lieferten sich beide einen nicht besonders hochklassigen, aber dafür torreichen Schlagabtausch. „Beide Abwehrreihen haben die Partie etwas locker genommen“, urteilte SC-Trainer Thomas Oesterwinter. Nicht ganz so locker nahm es Sportvg-Abteilungsleiter Robert Junak: „Ein grottenschlechter Kick. Hätten wir uns etwas clevrer angestellt, dann hätten wir auch gewinnen können.“ Das erste Tor erzielten jedenfalls die Platzherren. Doch das 1:0 durch Augustnol Bohn in der 24. Minute wurde umgehend mit dem Ausgleich durch Amir Limani belohnt. Dann waren wieder die Stammheimer an der Reihe. Armando Barbieri und Vadim Kromm erhöhten in Durchgang zwei auf 3:1, ehe Stephan Birn, der als A-Jugendlicher ins Feuerbacher Aufgebot gerutscht war, für die Gäste verkürzte. Doch in der 82. Minute sorgte Sergio Mavinga für die Vorentscheidung. Er verwandelte einen Eckball direkt zum 4:2. In der Schlussminute durften dann die Feuerbacher noch einmal treffen. Gökhan Öztürk markierte das Tor zum 3:4-Endstand.

Ein ebenso fröhliches Torfestival feierte der MTV Stuttgart gegen die TSVgg Münster – mit dem wesentlichen Unterschied, dass die Mannschaft von Trainer Francesco Mazzella die Bosco nur einen Gegentreffer hinnehmen musste. Doch als der in der 24. Minute fiel, war die Messe praktisch schon gelesen. Denn der MTV lag nach Toren von Joel Graham, der sich seinen ersten Saisontreffer bis zum letzten Spieltag aufgespart hatte, sowie Willie Sauerborn und Friedrich Pfeifer Koelln bereits mit 3:0 in Front. Nach dem Anschluss ließ es die Elf vom Kräherwald in der einseitigen Begegnung noch weitere drei Mal im gegnerischen Kasten klingeln. Zweimal brachte Oktay Bozkurt das Runde im Eckigen unter, ein Mal Raphael Hahn.

Weit entfernt von Lockerheit waren Team und Trainer Branimir Bresic von Croatia Stuttgart vor der Partie gegen Türkspor Stuttgart. Das änderte sich nach Abpfiff schlagartig. 3:2 gewonnen, Klassenverbleib – diesmal ohne Relegation – in trockenen Tüchern. Entsprechend groß war die Feier. „Ich bin sehr erleichtert“, sagte Bresic. Die Kroaten hatten noch einmal alles in die Waagschale geworfen. Und es sollte aus mehreren Gründen reichen. Erstens, weil Croatia-Keeper Igor Karacic einen Sahnetag erwischt hatte und so etliche Chancen der Gäste zunichte machte. Zweitens weil der scheidende Top-Torjäger Pero Mamic seine Mannschaft seine Saisontore Nummer 16 und 17 erzielte und so die Kroaten mit 2:0 in Front brachte. Drittens, weil Stanislav Vrcan das Anschlusstor von Türkspor mit dem 3:1 beantwortete. Und viertens, weil die beherzt verteidigenden Platzherren danach nur noch einen Treffer des einstigen Titelanwärters zuließen.

Beim SSV Zuffenhausen gab es zwar ebenso wenig wie bei seinem Gastgeber FC Stuttgart-Cannstatt noch etwas zu retten. Aber nun dürfen wenigstens die Zuffenhäuser mit einem Sieg im Gepäck die Reise in die Kreisliga A antreten. Zwar hatte der FC engagiert begonnen und ging auch schnell in Führung. Doch Umut Yürük und Josip Mataija, der nach einer famosen Einzelleistung zum 2:1 abschloss, ließen das Kräfteverhältnis kippen. Bis zur Schlussphase tat sich zunächst nicht viel. „Die einen konnten nicht, die anderen wollten nicht, und am Ende konnten beide nicht mehr“, urteilte SSV-Trainer Emrah Uyar. Allerdings legte sein Team in den letzten zehn Minuten nach: Mergim Rizaj und Christian Fajs trafen für die Zuffenhäuser.