Haris Vrabac Foto: Günter Bergmann

Croatia bezwingt einen indisponierten SC Stammheim. N.A.F.I. feiert in Sillenbuch ein 11:1-Schützenfest.

Stuttgarter Norden - Peng, das saß. Da trifft eine Mannschaft, die durchaus Chancen hat, den Meistertitel in der Fußball-Bezirksliga zu holen, auf ein Team, das in der laufenden Runde noch an keinem einzigen Spieltag auf einem Nichtabstiegsplatz stand. Eine klare Sache? Mitnichten. Denn am Ende hatte der haushohe Favorit eine 0:5 Klatsche verabreicht bekommen. So geschehen im Duell zwischen dem SC Stammheim und Croatia Stuttgart. Wobei die Kroaten nicht das einzige Kellerkind waren, das aufmuckte. Der SSV Zuffenhausen verbuchte in Münster drei wichtige Punkte. Sogar das Schlusslicht FC Stuttgart-Cannstatt beendete seine Niederlagenserie und holte beim MTV wenigstens ein Remis. Standesgemäß machte es da der Tabellenführer N.A.F.I. Stuttgart, der sich in Sillenbuch mit einem 11:1-Kantersieg für das Gipfeltreffen am Sonntag einschoss.

So kann man es natürlich auch ausdrücken: „Es läuft gerade ganz gut“, sagt Damir Bosnjak, Trainer des inzwischen wieder auf Rang eins vorgerückten Meisterschaftskandidaten N.A.F.I. Stuttgart. Mit dem 4:1 im Nachholspiel gegen die Spvgg Möhringen hatte sich Bosnjaks Team dem Platz an der Spitze zurückerobert. Und vor dem in wenigen Tagen anstehenden Duell mit dem schärfsten Rivalen Türkspor gelang N.A.F.I. mit dem 11:1 beim SV Sillenbuch eine mehr als geglückte Generalprobe. In dieser Partie zeichneten sich vor allem Ugur Capar (drei Tore, drei Vorlagen) und Danijel Bosnjak (zwei Tore, vier Vorlagen) aus. Aber weitaus mehr freute sich Damir Bosnjak darüber, dass sich die beiden Neuzugänge Denis Berger und Erdal Koyuncu immer besser ins Mannschaftsgefüge einpassen. „Und das nicht nur sportlich sondern auch menschlich“, wie der N.A.F.I.-Coach betont.

Betont hatte auch Thomas Oesterwinter, Trainer des SC Stammheim. Und zwar, dass man doch bitteschön keine voreiligen Schlüsse aus der Tabellensituation des Gegners ziehen sollte. Denn der hieß am Sonntag Croatia Stuttgart. Oesterwinters Mahnungen verhallten ungehört. Und so setzte eine geschichtsträchtige Pleite. „Mit 0:5 zur Pause hinten liegen, das ist mir bis dahin in meiner ganzen Laufbahn als Trainer noch nicht passiert“, sagte Oesterwinter nach der Partie. Dass es nicht noch schlimmer für die Stammheimer kam, lag auch daran, dass die Kroaten ihren Vorsprung im zweiten Spielabschnitt nur noch verwalteten. „Wir waren furchtbar schlecht, der Gegner war richtig gut“, fasst der SC-Coach das Geschehen zusammen. Die schwache Darbietung der Platzherren verblüffte auch Croatia-Coach Branimir Bresic. „Wir hatten uns schon ein bisschen was ausgerechnet“, sagt Bresic. „Aber ich hätte nie gedacht, dass es so einfach wird.“ Den ersten gefährlichen Angriff der Gäste schloss Pero Mamic mit dem 1:0 ab. Und zwischen der 29. und der 33. Minute lieferte Haris Vrabac wohl einen der schnellsten Hattricks der Bezirksligageschichte ab, ehe Kristian Benakovic noch vor der Pause zum 5:0 für die Kroaten traf. Damit hat Bresics Truppe in fünf Rückrundenspielen fast doppelt so viele Punkte geholt wie in der Hinrunde – und darf durchaus wieder hoffen, im Klassement noch weiter Boden gutzumachen.

Acht Punkte beträgt zurzeit das Polster des Tabellensiebten auf die Abstiegsränge. Besagter Tabellensiebter ist die Sportvg Feuerbach, die es beim 1:2 gegen die TSVgg Plattenhardt einmal mehr verpasste, sich ein noch solideres Polster zu verschaffen. Wie so oft in der laufenden Saison verschlief die Sportvg fast schon traditionsgemäß die Anfangsphase der Partie, was die Gäste mit dem frühen Tor zum 1:0 bestraften. Dass sich die Feuerbacher danach ins Spiel kämpften und durch Harun Halilovic und Vaidas Rocys auch Chancen verbuchten, war eine Sache; eine andere, dass der erste Feuerbacher Treffer durch Anton Zovko erst in der Nachspielzeit fiel. Und das war zu spät, denn fünf Minuten zuvor hatten die Plattenhardter gegen die immer stärker auf den Ausgleich drängenden Gastgeber einen Konter mit dem 2:0 abgeschlossen. „Schade“, urteilte Sportvg-Trainer Gökhan Dogan. „Ein Unentschieden hätten wir jedenfalls verdient gehabt.“

Dass sich ein Trainer durchaus über einen Zähler freuen kann, beweist Ali Souli. Dessen Mannschaft vom FC Stuttgart-Cannstatt hat mit dem 1:1 beim MTV Stuttgart eine 14 Spiele andauernde Niederlagenserie beendet. Saban Erdogmus hatte den FC in der 55. Minute per Freistoß mit 1:0 in Führung gebracht. Zehn Minuten vor dem Abpfiff beendete auch MTV-Stürmer Raphael Hahn seine Torflaute und vollstreckte nach guter Vorarbeit von Joel Graham zum 1:1-Ausgleich. Die verbleibende Spielzeit verbachte der FC damit, das Unentschieden zu verteidigen, während der MTV engagiert, aber glücklos auf den zweiten Treffer drängte. Nun hilft der eine Punkt dem Tabellenschlusslicht zwar nicht wirklich weiter, aber dafür der Elf vom Kräherwald. Denn nachdem sowohl der TSV Rohr als auch der VfB Obertürkheim ihre Spiele verloren haben, kletterte das Team von Trainer Francesco Mazzella di Bosco in der Tabelle um zwei Plätze nach oben und belegt nun Rang acht. Was allerdings kaum zur Zufriedenheit von Mazzella di Bosco beitrug. „Uns sind in diesem Spiel zwei klare Elfmeter verweigert worden“, beschwerte sich der MTV-Trainer. „Und das Handspiel, das zum Freistoß und Tor für den FC geführt hatte, war keines.“ Sein Amtskollege vom FC Stuttgart-Cannstatt nimmt die Vorwürfe achselzuckend hin: „Das ist vom Schiedsrichter eben so entschieden worden“, sagt Souli.

Vor wenigen Tagen hatte Emrah Uyar, Trainer des SSV Zuffenhausen, seinen Spielern die Charakterfrage gestellt. Das Team antwortete in der Partie bei der TSVgg Münster nicht nur mit einer engagierten Leistung, sondern belohnte sich auch noch dafür: Die Zuffenhäuser gewannen mit 2:1. „Meine Jungs haben sich auf alte Tugenden besonnen“, schildert Uyar. Und die lauten nun einmal: rackern, laufen kämpfen. „Unser Spiel war nicht schön, aber es war effektiv“, sagt Uyar. Allerdings hatte der SSV Glück, dass die Platzherren in der 15. Minute eine Großchancen ungenützt ließen. Die Zuffenhäuser hatten ihre erste gute Möglichkeit zwar erst kurz vor der Pause verbucht, doch in der 63. Minute waren sie es, die in Front gingen. Rick Hachenbruch war im Strafraum der Münsterer regelwidrig zu Fall gebracht worden. Den fälligen Strafstoß verwandelte Christian Fajs zum 1:0. Fünf Minuten später landete ein Kopfball von Martin Mataija zum 2:0 im Netz. Vorangegangen war eine Freistoß-Flanke von Leandro Ribeiro Diniz. Zwar verkürzten die Gastgeber in der 70. Minute auf 1:2, doch durch den bereits erwähnten Einsatzwillen brachten die Gäste den knappen Vorsprung über die Zeit.