Bittere Enttäuschung: Die deutschen Fußballer erlitten bei dieser WM eine historische Pleite. Millionen Fans litten mit. Foto: dpa

Welche Auswirkungen hat das frühe WM-Aus der deutschen Fußballer für die Public-Viewing-Veranstalter auf der Filderebene in Stuttgart? Manche sind gar nicht so unglücklich, teils hat das vorzeitige Ende aber auch unangenehme Auswirkungen.

Filder - Für Jürgen Möck war die Sache klar: Nach dem Deutschland-Aus bei der Fußball-Weltmeisterschaft (WM) bietet das evangelische Waldheim in Degerloch kein Public Viewing mehr an. „Das handhaben wir schon seit einigen Jahren so“, sagt Möck, der Diakon der evangelischen Kirche und Leiter des Waldheims ist. „Es würde sich schlicht nicht rentieren: Im Waldheim ist Platz für etwa 500 Menschen und bei den WM-Spielen ohne deutsche Beteiligung kommen erfahrungsgemäß nur etwa 80 bis 100 Gäste.“ Trotzdem müssten aber zahlreiche ehrenamtliche Helfer anrücken, den Grill anwerfen, Speisen und Getränke verkaufen und nach dem Abpfiff Geschirr spülen. „Für so wenige Besucher lohnt sich der Aufwand nicht.“

Bei den drei Deutschlandspielen in der Vorrunde waren neben Jürgen Möck jeweils rund ein Dutzend ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Teilweise mussten diese früher von der Arbeit gehen oder sich sogar freinehmen, schließlich hat ein Spiel unter der Woche bereits um 16 Uhr begonnen. „Wir Helfer müssen mindestens eine Stunde vorher da sein, und das ist natürlich ganz schön knapp“, erläutert Möck. Aus diesem Grund ist er auch „nicht ganz unglücklich“ über das vorzeitige Ausscheiden der Deutschen. „Angesichts der Spielzeiten war es bei dieser WM nicht einfach für die Ehrenamtlichen.“

Erlös floss direkt ins Waldheim und zu den Kindern

Große Enttäuschung herrschte unter den circa 350 Zuschauern, die sich am vergangenen Mittwoch im Waldheim das Spiel Deutschland gegen Südkorea angeschaut haben und Zeuge einer historischen Pleite wurden. „Der Tenor war aber auch: Wenn man so spielt, hat man ein Weiterkommen nicht verdient“, berichtet Jürgen Möck. Für das Waldheim und die Kinder, die in den Sommerferien dort an einer Ferienfreizeit teilnehmen, hat das frühe Aus auch einen traurigen finanziellen Nebeneffekt: „Natürlich veranstalten wir das Public Viewing nicht aufgrund des Geldes. Aber die Erlöse fließen immer direkt ins Waldheim, und in der Regel machen wir dann etwas Schönes mit den Kindern oder kaufen etwas Besonderes für sie.“

Immerhin bleibt das Waldheim nach dem vorzeitigen Aus nicht auf Massen an nicht vertilgten Grillwürsten und Getränkekästen sitzen: „Ich habe immer nur für das nächste Spiel eingekauft. Wir hatten nach dem Deutschland-Aus vielleicht noch zehn Würste übrig. Und die übrig gebliebenen Getränke bewahren wir bis zu den Ferienfreizeiten im Waldheim auf, dort können wir die gut gebrauchen“, sagt Möck.

In Heumaden saßen die Fans noch zusammen

Bei den Mitarbeitern der Kirchengemeinde Heumaden-Süd, wo im Gemeindesaal jedes Deutschlandspiel öffentlich übertragen wurde, ist die Enttäuschung vor allem deshalb groß, weil es nun keinen Anlass mehr gibt, sich ungezwungen zu treffen. „Es wäre schön für die Gemeinschaft gewesen, wenn Deutschland noch weitergekommen wäre“, sagt die Mesnerin Rita Köngeter-Sauter. „Auch nach den Spielen saßen wir immer noch alle zusammen.“ Trotzdem seien sich die Heumadener am vergangenen Mittwoch einig gewesen, dass das frühe Ausscheiden der Deutschen berechtigt war: „Die Gäste waren sich einig: selbst schuld“, sagt Rita Köngeter-Sauter.

Eingefleischte Fußballfans, die trotz des frühen Aus der Deutschen weiterhin WM schauen wollen, müssen jedoch nicht enttäuscht sein: Sie können bis zum Finale am Sonntag, 15. Juli, alle Spiele in Gesellschaft schauen. Zwar nicht die Kirchengemeinden, aber die meisten Biergärten und Kneipen übertragen alle WM-Spiele.