Tano und Okanda rangeln in der Wilhelma Foto: Hermann Vollmer

Jetzt beginnt der Ernst des Lebens: Tano und Okanda müssen nach Bayern umsiedeln. Die Wilhelma war ihre gute Kinderstube. Nun sind die beiden Gorillas Halbstarke - deshalb müssen sich nun auch verabschieden.

Stuttgart - Es fällt einem Schwaben schwer zuzugeben, aber München hat auch schöne Ecken. Etwa das neue Affengehege in Hellabrunn. Erst am Freitag ist die neue Anlage für die Menschenaffen eröffnet worden, draußen an der frischen Luft dürfen sich die Gorillas und Schimpansen über ein „großflächiges, naturnahes Kletterparadies“ freuen, schwärmt der Zoo. Vielleicht mindert das ja den Abschiedsschmerz bei den beiden drei Jahre alten Gorillas Tano und Okanda.

Als Säuglinge waren sie nach Stuttgart gekommen. Tano war im November 2011 in Prag auf die Welt gekommen. Seine Mutter Bikira hatte den Kleinen verstoßen, ihn einfach liegen gelassen und sich nicht um ihn gekümmert. Nach einer Woche kam Tano ins Jungtieraufzuchthaus in die Wilhelma. Dort mussten Menschen die Affenmama ersetzen. Margot Federer und Bea Jarczewski kümmerten sich rund um die Uhr um ihn. Wie ein Menschensäugling fordert auch ein Affenbaby die volle Aufmerksamkeit. Alle zwei bis drei Stunden verlangt es sein Fläschchen.

Wenige Wochen später bekam Tano Gesellschaft von Okanda. Er ist Engländer, geboren am 17. April 2011 im Twycross Zoo in Atherstone. Seine Mutter Ozala kümmerte sich um ihr Baby. Dennoch wuchs der Junge nicht. Es stellte sich heraus, dass die Milch der Mutter nicht nahrhaft genug war. Okanda wurde von Hand aufgezogen. Als er in die Familie zurückkehren sollte, akzeptierten ihn die Gorillas nicht. Deshalb brachte ihn sein Pfleger John Buchan in die Wilhelma.

Dort wuchs er gemeinsam mit Tano und den ein Jahr jüngeren Tebogo und Vana auf. Sie tobten und spielten, sollten aber auch von den Großen lernen. Deshalb ist gleich neben dem Kindergarten das Gehege der Gorillafamilie. So konnte das Quartett erleben, was ein Gorilla so können muss, sie konnten sich Gesten abschauen und Laute nachplappern. Hin und wieder durften sie dann stundenweise zu den Großen. Allerdings musste Haremschef Kibo dann wegbleiben. Denn Silberrücken wie Kibo sind sowohl in der Wildnis als auch im Zoo eine Gefahr für Jungtiere: Sie akzeptieren oftmals nur die eigenen Nachkommen und töten die fremden Affenkinder.

„In Hellabrunn gibt es dagegen derzeit keinen Silberrücken“, sagt Marianne Holtkötter, Menschenaffen-Kuratorin der Wilhelma, „sie können also ganztägig in der Gruppe sein und finden in der zweijährigen Nafi sogar eine Spielkameradin.“

Den Umzug nach Bayern hat die Artkommission angeordnet. In dieser Runde sitzen Abgeordnete europäischer Zoos, sie kennen die Daten und Herkunft der verschiedenen Tiere und achten darauf, dass es nicht zu Inzucht kommt, die Tiere gesund und die Vielfalt erhalten bleibt.

So peppt Tano vielleicht einmal mit schwäbischen Genen die bayerische Zucht auf: Sein Uropa war Wilhelma-Silberrücken Banjo.