Die Müllentsorgung ist ein Problem, das offenbar einige wenige Bewohner der Unterkunft in Stuttgart-Birkach verursachen. Foto: privat

Die Unterkünfte für arme Leute sind immer wieder Thema in Stuttgart-Birkach. Vor einiger Zeit waren die angeblich menschenunwürdigen Bedingungen Gesprächsstoff. Diesmal geht es um Lärm und Müll.

Birkach - „Viele Bewohner machen hier, was sie wollen. Nicht weil die Leute wenig Geld haben oder vielleicht Ausländer sind. Sondern weil sich die SWSG viel zu wenig um die Einhaltung der Regeln kümmert“, sagt ein 55-jähriger Bewohner über die Fürsorgeunterkünfte an der Erisdorfer Straße in Birkach.

Der 55-jährige Biologe im Ruhestand wohnt dort bereits seit etwa vier Jahren. Die Unterkünfte sollen Menschen, die ansonsten obdachlos wären, eine vorübergehende Bleibe bieten. Vor wenigen Jahren standen sie schon wegen angeblich menschenunwürdiger Lebensbedingungen in der Kritik. Eigentümer ist die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG). Ihr wirft der 55-Jährige vor, zu wenig gegen Regelbrüche vor Ort vorzugehen. „Wenn sich die SWSG überhaupt kümmert, dann nur halbherzig mit weitgehend wirkungslosen Einzelaktionen.“

Als Beispiele für Regelbrüche zählt der Mann Lärmbelästigung, Gewaltandrohung oder auch die Müllentsorgung auf. Manche Bewohner lagerten ihren Abfall bis auf die Straße, sagt er. „Die Kosten für die spezielle Müllentsorgung stellt die SWSG aber nicht den Verursachern in Rechnung, sondern verteilt sie auf die Allgemeinheit“, beschwert sich der 55-Jährige. Was er einräumt: Nur eine Minderheit verhalte sich absolut unausstehlich. „Drei Viertel verhalten sich anständig.“

„Das stinkt im Sommer übel“

Die Bezirksvorsteherin von Birkach, Andrea Lindel, sagt dazu: „Wenn ich da bin, sieht es eigentlich normal aus.“ Klar gebe es auch Ausnahmen, aber „wo einer sagt, das ist normal, kriegt ein anderer Schnappatmung“. An sich betreue eine sehr gute Sozialarbeiterin die Unterkünfte, sagt Lindel. Diese möchte sich zu den Vorwürfen unter anderem aus Datenschutzgründen nicht äußern. Und was sagen die, über die geredet wird?

Vor einem der insgesamt drei Gebäude an der Erisdorfer Straße sitzt eine Familie mit zwei Kindern. „Das sind vielleicht ein bis zwei Leute, die hier so sind“, berichtet die Frau. „Einer lädt seinen Müll immer in den Gängen ab. Das stinkt dann im Sommer übel und lockt Tiere wie Ratten an.“ Die SWSG habe sie deswegen schon oft angerufen. Dort kümmere man sich zwar immer um das Anliegen, kurze Zeit später sei aber alles wieder beim Alten, berichtet die Frau.

SWSG kann nur eingeschränkt reagieren

Die Forderung des Anwohners: schnelleres, konsequenteres und dauerhafteres Durchgreifen seitens der SWSG. Von dort heißt es dazu in einer schriftlichen Stellungnahme, das Mietrecht greife bei den Fürsorgeunterkünften nicht. Heißt: Den Nutzern könne zum Beispiel „nicht verhaltensbedingt gekündigt werden“. Und auch die Räumung einer Unterkunft dürfe nicht ohne Weiteres angeordnet werden, „da die Stadt ihrer Versorgungspflicht gegenüber den Betroffenen nachkommen muss“. Was der SWSG bleibe, sei der Dialog. Die Stadt Stuttgart wiederum könne die Polizei rufen oder im schlimmsten Fall die Problemverursacher in eine andere Unterkunft verlegen.

An anderen Stellen hat das Unternehmen mehr Möglichkeiten – und nutzt sie auch. So heizten die Bewohner der Unterkünfte bis vor einem Jahr noch mit Kohle, haben nun aber flächendeckend Gasheizungen. Außerdem kümmere sich das sogenannte SWSG-Sozialmanagement etwa um die Vermittlung bei Konflikten oder organisierten Einzelfallhilfen, teilt die SWSG mit. Die Einstufung der Unterkünfte als „menschenunwürdig“, wie es vor ein paar Jahren im Bezirk hieß, teilen weder die Verantwortlichen noch die von unserer Zeitung befragten Bewohner.