Gemeinderat genehmigt vier neue Stellen für jährlich 266.000 Euro - Flut von Verträgen.
Stuttgart - Der Bau des neuen Tiefbahnhofs und der Tunnelstrecken beim Bahnprojekt Stuttgart 21 sorgt für Arbeit. Er sichert aber nicht nur im Baugewerbe Beschäftigung. Bei der Landeshauptstadt werden 2011 vier weitere Stellen für das Projekt Stuttgart 21 geschaffen - eine davon, weil die Zahl der Demonstrationen im zweiten Halbjahr 2010 Rekordhöhen erreicht hat.
Die angemeldeten Versammlungen für oder gegen Stuttgart 21 lagen von Januar bis Juni zwischen vier und elf pro Monat. Im Juli waren es 48, von August bis Oktober stieg die Zahl auf 125 bis 159. Ein Rückgang sei "mittelfristig nicht zu erwarten", heißt es im Ordnungsamt.
23 Leute sind bei der Stadt mit Stuttgart 21 beschäftigt
Wenn die Demonstrationen im Frühjahr 2011 mit dem Baufortschritt erneut zunehmen, könne ein "rechtssicherer Vollzug der polizeibehördlichen Kernaufgaben nicht mehr gewährleistet werden", warnt die Behörde. "Konkret drohende Folgen der Ablehnung der Stellenschaffung wären erhebliche Haftungsansprüche an die Stadt", sandte sie einen Hilferuf an den Gemeinderat. Der stimmte den neuen Stellen im Paket zu. Die insgesamt vier neuen Kräfte, die auch die Branddirektion, das Tiefbau- und Stadtplanungsamt stärken, schlagen einschließlich Büro und Altersversorgung jährlich mit 266.000 Euro zu Buche.
Schon bisher waren bei der Stadt 23 Mitarbeiter mit Stuttgart 21 beschäftigt. Das Spektrum reicht von zwei Köpfen in der Öffentlichkeitsarbeit, die Konzepte für Kampagnen und Info-Veranstaltungen entwerfen und umsetzen sollen, über Vermessungstechniker, Entwässerungsplaner und Verkehrsingenieure bis zum alle Fäden zusammenhaltenden Gesamtprojektleiter. Am längsten dabei ist ein Mitarbeiter des Umweltamtes. Dort wurde bereits 1997 das Grund- und Mineralwasser in den Blick genommen. Während des Bahnhofsbaus muss der Grundwasserspiegel rund um die Baugruben abgesenkt werden. Ein kompliziertes Geflecht von Leitungen und Versickerungsbrunnen soll Schäden im Park, aber auch an Häusern vermeiden helfen.
Seitdem die Bahn im Februar 2010 mit ersten Arbeiten im Gleisfeld begonnen hat, kommen auch immer mehr Verträge auf die Stadt zu - zum Beispiel rund 500 für Leitungsverlegungen und mehrere Hundert Schriftsätze für die Belegung städtischer Flächen durch die Bahn. Der einzige Jurist im Tiefbauamt wird dieser Vertragsflut nicht mehr Herr. Deshalb gibt es auch hier Verstärkung.