Wechselt wohl von den B- zu den A-Junioren des VfB Stuttgart: Trainer Nico Willig Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart wartet sehnlichst auf neue Eigengewächse im Bundesligakader. Für dieses Ziel wird nun noch einmal umstrukturiert.

Stuttgart - Die Saison in der Fußball-Bundesliga neigt sich dem Ende entgegen – und für all jene Teams, die einigermaßen sorglos in den Endspurt der Spielzeit gehen können, werden Zukunftsthemen bald wichtiger als die aktuellen Ergebnisse. Der VfB Stuttgart gehört zu diesen Mannschaften, Sportvorstand Michael Reschke freut sich über Planungssicherheit für die erste Liga und hat jüngst angekündigt, in der kommenden Transferperiode „den einen oder anderen interessanten jungen Spieler“ zu verpflichten. Warum? Weil die aktuelle Stammformation von Trainer Tayfun Korkut nicht gerade zu den jungen Rasselbanden der Liga gehört. Und weil im eigenen Stall die Talente mit Bundesligaformat mit Blick auf die kommenden ein, zwei Jahre rar sind. Manch einer im Verein sagt sogar: nicht vorhanden.

Was zeigt, dass die positive Entwicklung des VfB in den vergangenen Monaten einen der wichtigsten Teile des Clubs noch nicht wirklich erfasst hat. Der einst bundesweit führende Nachwuchsbereich gilt weiter als Baustelle, auf der mehr notwendig ist als kleinere Schönheitsreparaturen.

Lenkungskreis und externer Berater

Eine erste Umstrukturierung hat bereits im Februar stattgefunden. Seitdem ist klar: Thomas Hitzlsperger trägt als Direktor die Gesamtverantwortung für das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ), die bisherige U 23 wird nicht abgeschafft, sondern spielt weiter in der Regionalliga – jedoch als U 21 und nicht mehr mit dem Trainer Andreas Hinkel. Der Ex-Nationalspieler absolviert die Ausbildung zum Fußballlehrer, ihm folgt, als Gesamtverantwortlicher fürs Team zwei, Marc Kienle nach. Der bisherige Nachwuchschef also. Seit diesen Entscheidungen wurde weiter an der Neuausrichtung des Talentschuppens gebastelt – unter anderem mithilfe eines Lenkungskreises und des externen Beraters Peter Knäbel.

Der frühere Sportchef des Hamburger SV hat den Club mittlerweile wieder verlassen – ebenso still und heimlich, wie das gesamte Thema beim VfB behandelt wird. Wer nach weiteren Schritten oder Gesprächspartnern fragt, wird seit Wochen vertröstet, mittlerweile auf den kommenden Freitag – den Tag nach der Veranstaltung „VfB im Dialog“. Dort wollen Reschke und Hitzlsperger weitere Neuerungen bekannt geben.

Willig wohl neuer Coach der U 19

Vermutlich wird es dabei auch um Umbesetzungen auf den Trainerposten im Jugendbereich gehen – die nach Informationen unserer Zeitung durchaus umfangreich sind. So wird der bisherige Coach der U-17-Junioren, Nico Willig, wohl die U 19 übernehmen. Deren bisheriger Coach Heiko Gerber würde dann zur U 16 wechseln. Walter Thomae wird aller Voraussicht nach Kienle bei der zweiten Mannschaft assistieren, offen ist dagegen noch, wer Willigs Nachfolger bei den B-Junioren wird – heißester Kandidat ist Murat Isik, der aktuelle Coach der U 15. Zudem noch nicht geklärt ist die Zukunft von Oliver Barth, der bisher Co-Trainer des VfB II war.

Gerade um die zweite Mannschaft war eine teils hitzige Diskussion entbrannt, nachdem Überlegungen öffentlich wurden, diese vom Spielbetrieb abzumelden und das dabei gesparte Geld lieber in den Juniorenbereich zu stecken. Von rund 2,5 Millionen Euro war dabei die Rede. Für die künftige U 21 steht nun wohl ein deutlich geringerer Betrag zur Verfügung, entsprechend eng könnte der Kader gehalten werden, immer wieder aufgefüllt durch U-19-Spieler und Profis, die im Bundesligateam nicht zum Zug kommen. Dass auch dieser Kader – wie bisher als U 23 – nicht ohne erfahrene Stützen auskommen wird, zeigt die kürzlich erfolgte Vertragsverlängerung mit Lukas Kiefer. Der Mittelfeldspieler wird bald 25 und weicht die neue Konzeption ein wenig auf.

Unklar bleibt derweil, wie weit Präsident Wolfgang Dietrich auf seinem Weg gekommen ist, die Nachwuchsabteilung finanziell auf eigene Beine zu stellen. Äußern wollte sich der Clubchef dazu aktuell nicht. Klar ist aber, dass sich Autobauer Porsche derzeit nicht mehr speziell im Juniorenbereich des VfB (etwa als Hauptpartner der Fußballschule) engagiert.

Porsche ist als Jugendpartner nicht mehr an Bord

„Wenn sich eine solch starke Marke wie Porsche für den Ausbau der Partnerschaft mit dem VfB entscheidet, dann ist das ein gutes Signal und ein erster kleiner Schritt im Hinblick auf die strategische Neuausrichtung der Fördererstruktur unseres Nachwuchsleistungszentrums“, sagte im November 2016 VfB-Marketingvorstand Jochen Röttgermann. Nun heißt es aus dem Hause Porsche: „Durch die Neustrukturierung des VfB Stuttgart 2017 haben wir uns in enger Abstimmung mit dem Verein entschieden, die Partnerschaft im Jugendbereich zunächst auszusetzen. Wir sehen es – auch im Sinne der guten Nachbarschaft – als geboten an, dem Hauptsponsor und Anteilseigner zusätzlichen Raum zur eigenen Präsentation zu geben.“ Man befinde sich aber weiter im Austausch. Seit der Ausgliederung der Profiabteilung im Juni 2017 ist die Daimler AG Ankerinvestor der VfB AG.

Auf rund acht Millionen Euro wird der Bedarf für den Nachwuchs taxiert, zum Jahresende 2017 war angeblich rund die Hälfte dieser Summe über zusätzliche Sponsoren oder erweiterte Engagements bisheriger Partner abgedeckt. Will der VfB wieder einer der besten Talentschuppen Deutschlands werden, sind weitere Erfolgsmeldungen notwendig. Finanzielle, personelle, vor allem aber sportliche.