Schultoiletten sind oft kein schöner Ort. In Esslingen sollen jetzt WCs saniert werden. Foto: imago/Becker&Bredel

Kaputt, schmutzig, alt: Viele Toiletten in Esslinger Schulen sind in schlechtem Zustand. 182 WC-Anlagen will die Stadt bis zum Jahr 2028 sanieren. Bei einer Sache sollen die Schülerinnen und Schüler mitreden.

In Esslinger Schulen sollen bis 2028 insgesamt 182 Toiletten-Anlagen schrittweise saniert werden. Kosten wird das rund 7,15 Millionen Euro. Dem hat jüngst der Schulausschuss des Esslinger Gemeinderats zugestimmt. Grünes Licht gab es zudem für eine befristete Stelle, mit der die Arbeiten koordiniert werden sollen. Mit ins Boot kommen auch externe Ingenieurbüros.

 

In den 22 städtischen Schulen gibt es 370 WC-Räume, getrennt nach Mädchen-, Jungs-, Lehrer- und Behinderten-WCs auf einer Gesamtfläche von fast 4000 Quadratmetern. 182 WC-Räume, verteilt auf 30 Gebäude, sind sanierungsbedürftig, das hat die Stadt jetzt festgestellt.

Schulnoten von eins bis sechs für Schultoiletten in Esslingen

Nicht immer picobello: Schultoiletten in Deutschland. Foto: dpa/Annette Riedl

Vorausgegangen war die Begehung aller Schultoiletten. Ihr Zustand wurde mit Schulnoten von eins bis sechs bewertet. Maßstab für die Bewertung waren bereits sanierte Toiletten in der Grundschule Sulzgries und am Mörike-Gymnasium. Im vergangenen Jahr hatten die Stadträte einem Sanierungsfahrplan zugestimmt, mit dem die alten Toiletten bereits bis 2026 hätten ersetzt werden sollen. Das hatte sich nach Berechnungen aber als zu ambitioniert und zu teuer erwiesen. Die Stadt hat deshalb auf Drängen der Freien Wähler und der Linken, die entsprechende Anträge gestellt hatten, nun die neue Zeitschiene zur Abstimmung vorgelegt.

Um zügig voranzukommen, will die Stadt bei der Sanierung auf standardisierte Elemente zurückgreifen. So sollen überall die gleichen Fliesenformate, Trennwände und fugenlosen Böden verwendet werden, die leicht zu reinigen und zudem lange haltbar sind.

Doch individuelle Akzente der jeweiligen Schulen seien erwünscht. Sie könnten etwa bei der Farbauswahl mitbestimmen. „Wir wollen die Schülerinnen und Schüler mitnehmen“, sagte Oliver Wannek, technischer Betriebsleiter des Eigenbetriebs Städtische Gebäude (SGE), „sie sollen sich damit identifizieren, denn das kann Vandalismus reduzieren“. Auch über andere Besonderheiten wie Kosmetikspiegel auf den Mädchen-Klos werde nachgedacht.

Unappetitliches, aber wichtiges Thema für Esslingen

Stadträtin Ulrike Gräter (SPD) verwies auf weitere Ideen wie Patenschaften oder Wettbewerbe, damit mit den WCs pfleglich umgegangen werde. „Hier ist die Kreativität der Schulleitungen gefragt“, sagte sie. Alle Fraktionen waren sich einig, dass die Sanierung der Esslinger Schultoiletten überfällig ist. „Wir sind zwar sehr für Nachhaltigkeit. Aber es kann nicht sein, dass Kinder auf die gleichen Klos wie schon ihre Eltern oder Großeltern gehen“, sagte der Grünen-Stadtrat Benjamin Baecker. „Der Zustand ist katastrophal“, fand auch Aglaia Handler (CDU).

Wie sich das auf den Schulalltag und das Lernen auswirkt, machte der geschäftsführende Schulleiter Jörg Leihenseder, der auch beratendes Ausschussmitglied ist, deutlich. „Viele Schüler trinken möglichst wenig, um nicht auf die Toilette zu müssen“, sagte er. Matthias Vetter (Freie Wähler) betonte, dass saubere Schulklos eine Voraussetzung für gutes Lernen seien.

Hat die Stadt Esslingen ihre Aufgaben nicht rechtzeitig erledigt?

Stephan Köthe (AfD) wunderte sich, wie es überhaupt so weit kommen konnte und warum es dafür einen Anstoß aus dem Gemeinderat brauche. „Ist es nicht gesetzliche Aufgabe, die Schulen auf dem technischen Stand zu halten?“, fragte er in Richtung Stadtverwaltung. Dem entgegnete der Sozialbürgermeister Yalcin Bayraktar, dass nicht zuletzt aufgrund der finanziellen Situation Kommunen immer Schwerpunkte setzen müssten. In einem demokratischen System habe seinem Verständnis nach der Gemeinderat auch die Aufgabe, Kontrollorgan zu sein, sagte er.