Serena Williams hält den berühmten Silberteller zum fünften Mal in Händen. Foto: dpa

Mit 6:1, 5:7, 6:2 gegen die Polin Radwanska gewann die 30-Jährige ihren fünften Wimbledontitel.

London - Am Ende ließ sich Serena Williams einfach rücklings auf den Rasen fallen. Die Erleichterung war der Amerikanerin sichtlich anzusehen, dass sie nach einer Berg- und Talfahrt im Finale der All England Championships doch das bessere Ende für sich hatte. Mit dem 6:1, 5:7, 6:2-Sieg gegen die Polin Agnieszka Radwanska gewann die 30-Jährige ihren fünften Wimbledontitel, womit sie mit ihrer Schwester Venus gleichzog und ihre Bilanz an Grand-Slam-Siegen auf 14 erhöhte. Serena Williams sicherte sich als erste Frau seit Martina Navratilova 1990 im Alter von 30 Jahren oder darüber den wichtigsten Titel im Tennis.

2011 stand ihre Karriere auf Messers Schneide

„Ich bin so glücklich. Ich hätte mir nie erträumt, dass ich jemals wieder hier stehen würde“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme, den berühmten Silberteller an sich drückend. „Vor zwei Jahren war ich noch im Krankenhaus und jetzt bin hier“, sagte sie. Wenige Tage nach ihrem Wimbledonsieg 2010 war sie in einem Münchner Restaurant in eine Scherbe getreten. Die Verletzung zog mehrere Operationen nach sich, zuletzt einen chirurgischen Eingriff im März 2011 wegen einer lebensgefährlichen Lungenembolie. Damals stand ihre Karriere auf Messers Schneide. Ein halbes Jahr später stand sie bereits wieder im Finale der US Open, verlor aber gegen Sam Stosur.

Es war nur einen Satz lang die einseitige Angelegenheit, die von den Tennisexperten erwartet und befürchtet worden war. „Im Boxen würden die beiden in verschiedenen Gewichtsklassen antreten“, hatte Martina Navratilova gefrotzelt. Die Tennis-Legende bezog ihre Aussage auf die beeindruckenden Unterschiede in der Statur der beiden Kontrahentinnen. In Sachen Tennis war Serena Williams nur zu Beginn das Schwer- und Radwanska das Leichtgewicht.

Obwohl der Aufschlag von Williams lange nicht die Wirkung entfaltet hatte wie noch im Halbfinale gegen Viktoria Asarenka, als sie ihren Rekord an Assen in einem Spiel auf 24 schraubte, stand die Polin anfangs auf verlorenem Posten. Der Power von Williams hatte die 23-Jährige wenig entgegenzusetzen. Sie stand zu sehr unter Druck, als dass sie ihr schachspielartiges Tennis hätte aufziehen können. Zum 1:5 gelang der Polin ihr erster Spielgewinn. Mit zwei Assen beendete Williams den ersten Durchgang zum 6:1 nach 36 Minuten.

Williams verbessert Rekord an Assen auf 102

Nach einer kurzen Unterbrechung wegen eines Schauers gelang es Radwanska, ihre Anspannung abzulegen und das Spiel offen zu gestalten. Mit unterschnittenen Bällen nahm die für ihre Finesse bekannte Polin das Tempo aus dem Spiel. Serena Williams wirkte unkonzentriert und leistete sich viele leichte Fehler. Sollte sie Nerven zeigen wie bei ihrer Erstrunden-Niederlage bei den French Open? Als Williams beim Stand von 4:3 Probleme hatte mit ihrem Service, nutzte Radwanska diese Schwäche zum Rebreak. Mit einem weiteren Break zum 7:5 erzwang Radwanska den dritten Satz.

Die Endspiel-Novizin bewies trotz ihrer leichten Bronchitis einen langen Atem. Doch als Serena Williams ihren ersten Aufschlag und ihr Selbstvertrauen wiederfand, konnte Radwanska nicht mehr mithalten. Mit vier Assen glich Williams zum 2:2 aus und holte sich zwei Breaks. Insgesamt schlug sie 17 Asse und steigerte ihren Turnierrekord in Wimbledon aus dem Jahre 2010 um 13 auf 102 Asse. Mit dem ersten Matchball beendete sie nach 2:02 Stunden den mentalen Härtetest. „Sie war zu gut heute“, schluchzte Radwanska, „es war heute nicht mein Tag. Aber ich bin so glücklich, dass ich das Finale spielen konnte.“

Als Preisgeld erhielt Serena Williams umgerechnet 1,4 Millionen Euro, die 23 Jahre alte Gegnerin durfte sich mit der Hälfte trösten und der Gewissheit, auf Position zwei im Ranking zu rücken. Neue Weltranglisten-Erste wird die Weißrussin Viktoria Asarenka trotz ihrer glatten Niederlage im Halbfinale gegen Williams. Die bisherige Nummer eins, die Russin Maria Scharapowa, fällt auf Rang drei zurück; Serena Williams rückt auf Rang vier vor.