Das Elfmeterschießen wurde zu einem unvergesslichen Nervenspiel. Foto: Shutterstock/Collage StZN

Nach einer epischen Schlacht hat sich die deutsche Nationalmannschaft im EM-Viertelfinale gegen Italien durchgesetzt. Es war 120 Minuten lang ein in taktischer Hinsicht faszinierendes Spiel. Unsere Analyse.

Bordeaux - Spielidee: Zum ersten Mal bei diesem Turnier entschied sich Bundestrainer Joachim Löw in der Abwehr für eine Dreierkette. Damit hatte das deutsche Team im Testspiel im vergangenen März gegen Italien 4:1 gewonnen. Der Linksaußen Julian Draxler musste raus, für ihn kam Benedikt Höwedes in die Mannschaft, um dabei mitzuhelfen, die italienischen Angreifer Pellè und Eder in Schach zu halten. Das gelang zwar, der Gegner kam kaum vors deutsche Tor. Allerdings fehlte dem DFB-Team auch ein Mann in der Offensive. Auch der Weltmeister kam daher nur zu wenigen Chancen.

Spielentscheidend: Auf taktisch allerhöchstem Niveau bekämpften sich beide Mannschaften. Das deutsche Team hatte Feldvorteile – doch zeigte die Italiener in der Defensive ihre gewohnt starke Leistung. Das Spiel schien entschieden, als Özil zum 1:0 traf – doch das Handspiel von Boateng im eigenen Strafraum führte zum Ausgleich. Aus dem Spiel heraus hätten die Italiener wohl kaum getroffen. So aber musste das Elfmeterschießen entscheiden, das an Dramatik nicht zu überbieten war.

Spielentscheider: Auf dem Silbertablett bekam es Bastian Schweinsteiger serviert, erneut zum Held zu werden. Als letzter der zehn Schützen im regulären Umlauf war er in der Reihe, der Italiener vor ihm hatte verschossen – doch auch dem Kapitän versagten die Nerven. Weit drüber ging sein Schuss, das Drama ging weiter. Drei Matchbälle wehrten Hummels, Boateng und Kimmich ab – dann parierte Manuel Neuer erneut. Und Jonas Hector blieb es als 18. Schützen vorbehalten, diese epochale Schlacht zu einem glücklichen Ende für die Deutschen zu führen.

Wortspiel: „Wir haben es nicht geschafft, Italien nach 90 Minuten zu bezwingen, wir haben es auch nicht nach 120 geschafft - da hat dieses Elfmeterschießen, auch wie es abgelaufen ist, einfach zu diesem Duell Deutschland-Italien gepasst“, sagte der Torhüter Manuel Neuer, der dieses Viertelfinale wie alle anderen nie vergessen wird.

Spielplan: Bis Sonntagabend bleibt offen, gegen wen die deutsche Mannschaft im Halbfinale trifft. Zwischen Frankreich und dem Überraschungsteam Island wird der letzte Halbfinalist ermittelt. Joachim Löw hat sich bereits festgelegt und richtet sich auf das Duell mit den Franzosen ein: „Sie haben eine Klassemannschaft mit großen Individualisten.“