Das neue Sicherheitselement ist gut sichtbar. Foto: BADV/Stefan Klein/Alina Hoyer

Das neue Sicherheitselement schimmert blau und ist aus Kunststoff: Es ziert die Fünf-Euro-Sammlermünze, die 2016 der Öffentlichkeit präsentiert wird. Zu ihrer Entwicklung haben auch Experten aus dem Südwesten beigetragen.

Stuttgart - Peter Huber ist die Begeisterung für die „epochale Münzinnovation“ anzumerken. Für den Münzleiter der Staatlichen Münzen Baden-Württemberg vereint die neue Fünf-Euro-Sammlermünze Schönheit mit höchster Sicherheit. Das liegt vor allem an einem blauen Kunststoffring, der den Kern der Münze, die so genannte Pille, und den äußeren Ring miteinander verbindet.

Rund zehn Jahre war eine Arbeitsgruppe, der auch Huber angehörte, mit der Entwicklung dieses neuartigen Sicherheitselements beschäftigt. „Die Anforderungen an eine Münze sind extrem hoch“, erklärt der Diplomingenieur. „Wenn ein Kind sie in den Mund steckt, darf sie nicht giftig sein. Wenn sie aus dem 17. Stock eines Hochhauses fällt, darf sie beim Aufkommen nicht in drei Teile zerspringen. Und wenn sie fünf Mal in der Waschmaschine landet, muss sie das unbeschadet überstehen.“

Stabilität reicht nicht

Doch extreme Stabilität reicht nicht aus. „Heute kann man Münzmaterial aus China im Internet bestellen“, sagt Huber. Fälschungen werden somit zu einem immer größeren Problem, auch wenn „wir in dieser Hinsicht mit dem Euro gut aufgestellt sind“, so der Münzleiter. Dennoch stand bei der Entwicklung der Münze der Sicherheitsaspekt im Vordergrund. Dabei ist der neu entwickelte Kunststoff laut Huber das „Non-plus-Ultra“: „Er hat alle Anforderungen übertroffen.“

Der Polymerring lässt sich wie Metall prägen, weist dabei aber die Eigenschaften eines Kunststoffes auf. Er ist leitfähig, chemisch resistent, beständig gegenüber Temperatur, UV-Strahlung und Wassereinwirkung. Neben Farbpigmenten können auch Sicherheitsmerkmale integriert werden. „Die Echtheit einer solchen Münze kann von jedem Nutzer ohne technisches Hilfsmittel überprüft werden“, beschreibt Huber einen weiteren Vorteil des neuartigen Materials. Denn der leuchtend blaue Ring ist kaum zu übersehen. Als eine Art Atmosphäre trennt er die auf dem Münzkern dargestellte Erde vom Weltall des äußeren Metallrings. „Wir hatten verschiedene Blautöne zur Auswahl“, erzählt Huber. „Genau das ist die Farbe der Erdatmosphäre“, habe dann einer der Experten gemeint. Grundsätzlich kann der Polymerring aber in jeder Farbe produziert werden.

Gültiges Zahlungsmittel

Neben Huber waren der Leiter des Bayerischen Hauptmünzamtes sowie Vertreter der Deutschen Bundesbank, der European Vending Association, des Rondenherstellers Saxonia EuroCoin, der Crane Payment Innovations und des Leibniz-Instituts der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen an der Erfindung beteiligt, die inzwischen durch ein Patent geschützt ist. Dass es bis dahin zehn Jahre gedauert hat, findet Peter Huber nicht ungewöhnlich. Mit Akribie habe man sich der Entwicklung gewidmet, zunächst sei Grundlagenarbeit notwendig gewesen. „Eine Idee zu haben ist das eine, sie umzusetzen, das andere“, meint Huber. Der Plan, einen Kunststoff als Münzmaterial zu verwenden, sei anfangs auf Skepsis gestoßen.

Inzwischen ist die Herstellung der Prägewerkzeuge in vollem Gange. Alle fünf deutschen Münzstätten (Berlin, Hamburg, Karlsruhe, München und Stuttgart) werden die Fünf-Euro-Sammlermünze prägen, die voraussichtlich im kommenden Februar in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt werden wird. „Die genaue Stückzahl ist noch nicht bekannt“, sagt Huber. Fest steht aber, dass die Sammlermünze in Deutschland ein gültiges Zahlungsmittel ist.

Gut vorbereitet

Ob die neue Münztechnologie eines Tages auch für die Euro-Umlaufmünzen genutzt werden wird? „Das ist die Entscheidung der europäischen Kommission“, erklärt Huber vorsichtig und beantwortet die Frage, ob er sich wünschen würde, dass es soweit kommt, mit einem breiten Grinsen. Für den Fall, dass man auf massiv auftretende Fälschungen der derzeitigen Euro-Münzen reagieren müsste, sei man dank der neuen Technologie zumindest gut vorbereitet. Nur: „Die Entscheidung dazu wird von anderen getroffen“, betont Huber mit ein wenig Bedauern in der Stimme. Was den Export der Technologie in andere Länder betrifft, gibt es dem Münzleiter zufolge zwar Ideen, aber noch keine konkreten Pläne. Auch zu den Herstellungskosten der neuen Münze schweigt sich der Diplomingenieur noch aus, ebenso wie zu Details der Herstellung. Denn schließlich soll die fälschungssichere Erfindung fälschungssicher bleiben.