Kenichiro Yoshida (rechts) übernimmt die Geschäfte vom bisherigen Sony-Chef Kazuo Hirai. Foto: AP

Der bisherige Finanzchef Sonys, Kenichiro Yoshida, führt von April an die Geschicke des japanischen Elektronikkonzerns. Von Kazuo Hirai übernimmt er eine blitzsaubere Bilanz. Nun soll das Geschäft mit künstlicher Intelligenz gestärkt werden.

Tokio - Ein Manager aus der Internet-Welt soll künftig den japanischen Elektrokonzern Sony führen. Kenichiro Yoshida, 58 Jahre alt, löst den ein Jahr jüngeren Kazuo Hiraiab, der aus der Spielesparte des Unternehmens kam. „Wir müssen uns dringend weiter verändern“, sagte Yoshida am Freitag in Tokio. Sony sei bereits komplett anders aufgestellt als noch vor 20 Jahren. „Doch der Markt und das technische Umfeld verändern sich rasend schnell.“  

Yoshida ist jemand, der sich nicht scheut, japanische Tabus zu brechen. Er hat acht Jahre lang die Netzwerksparte von Sony „So-Net“ geleitet. Im Jahr 2013 hat Hirai ihn ins Top-Management geholt. Er war offiziell Finanzvorstand, in Wirklichkeit war er Hirais wichtigster Mitarbeiter für schwere Entscheidungen.   Yoshida hat seinen Kollegen beispielsweise den Gedanken ausgetrieben, dass sein Unternehmen ein globaler Massenanbieter von Smartphones sein müsse – die Sparte war mit ihren Android-Handys teurer als die chinesische Konkurrenz, konnte aber nie das Prestige von Apple oder Samsung aufbauen. Sony sieht die Smartphones jetzt als Nischengeschäft, das auf bestimmte Länder beschränkt ist.

PCs hält er für ein Produkt von gestern

Yoshida hat auch die verlustreiche Fernseher-Sparte in eine Tochtergesellschaft ausgegliedert – ein schmerzhafter Schritt für ein Unternehmen, das in den 80er-Jahren den Weltmarkt dominiert hat. Ebenfalls einschneidend: Die Notebook-Marke Vaio hat Yoshida komplett abgestoßen, sie läuft jetzt unabhängig. PCs hält er für ein Produkt von gestern, mit denen eigentlich nur chinesische Anbieter noch Geld verdienen können. „Unsere Reformen lassen keine heilige Kuh unangetastet“, sagte er auf einer Pressekonferenz vor drei Jahren – mit der üblichen freundlichen, weichen Art, mit denen er auch harte Entscheidungen über Sparten mit vielen tausend Mitarbeiten kommuniziert.

Sony steckte zu Anfang des Jahrhundert noch in einer tiefen Krise. Das Unternehmen hatte es in den 90er-Jahren versäumt, sich an die veränderten Verhältnisse anzupassen. Die Führungsriege glaubte, dass der Konzern jedes denkbare Elektronikprodukt selbst herstellen müsse und verschwendete massiv Geld. Die Präsidenten der einzelnen Sparten waren Könige, die Entscheidungen ihrer Kollegen blockieren konnten. So hat die CD-Sparte verhindert, dass die Musikspieler des Unternehmens Inhalte aus dem Internet herunterladen konnten. Das hat Apple mit dem iPod und iTunes einen entscheidenden Vorsprung gegeben, obwohl Sony viel früher sowohl über Musikrechte als auch über Abspielgeräte verfügte.

Hirai hinterlässt ihm eine hervorragende Basis

Hirai und Yoshida haben sich vorgenommen, keine teuren Fehler mehr zu wiederholen. Für die Entwicklung einer Playstation hat Sony damals noch aufwendig eigene Chips entwickeln lassen. Heute verbaut das Unternehmen einfach Bausteine, die am Markt verfügbar sind. Jetzt schaut Yoshida weiter nach vorne. Hirai hinterlässt ihm dafür eine hervorragende Basis.

Die Bilanz ist blitzsauber, das Unternehmen tritt wieder geschlossen und beweglich auf. Im Abschlussquartal des vergangenen Jahres hat das Unternehmen einen üppigen Gewinn von zweieinhalb Milliarden Euro ausgewiesen. Das Geschäftsjahr läuft in Japan noch bis März; Hirai legt als letzte Amtshandlung den höchsten Gewinn der 72-jährigen Firmengeschichte vor.   Yoshida will nun das Geschäft mit vernetzten Dienste, Robotern und künstlicher Intelligenz weiter ausbauen. „Wir werden uns künftig in eine ähnliche Richtung bewegen wie in den vergangenen Jahren, aber anders“, kündigte er am Freitag an. Einen Vorgeschmack gab die Wiederbelebung des Roboter-Hundes Aibo, der bereits von 1999 bis 2005 auf dem Markt war, dann jedoch als zu teuer galt. Die verbliebenen Exemplare waren jedoch weiterhin hoch begehrt. Jetzt kommt das Hündchen zurück – intelligenter und beweglicher als zuvor.